Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit
Gedränge.«
Er wandte sich ab und stolzierte über den Bahnsteig davon.
»General Kindred«, ertönte seine Stimme klar und deutlich, »Ihr 7. Regiment hat sich verspätet. Ich kann das nicht dulden!«
Ungläubig blickte Kindred zu dem Colonel hinab.
»Jetzt hören Sie aber mal, John«, sagte er.
»Vielleicht sind Sie jetzt ein großer und mächtiger General, Tim, aber Sie waren mal nur Sergeant in meinem alten Gefechtszug. Ich möchte, dass Sie diesem Colonel in den Arsch treten. Ihre übrigen Jungs müssten inzwischen ihre Gleise und die Zugnummern kennen. Schaffen Sie sie an Bord.«
Andrew sah den General an, der sich durch und durch unwohl fühlte, und lächelte.
»Er führt hier das Kommando, nicht ich«, erklärte Andrew, drehte sich um und blickte über die riesige Menschenmenge hinweg.
»Wo zum Teufel nur steht Zug Nummer drei?«, flüsterte Andrew und blickte Hans an.
»Ich will verdammt sein, wenn ich das wüsste. Reiten Sie einfach ein bisschen herum. Die Männer denken dann, Sie würden sie inspizieren oder so was.«
Andrew nickte, beugte sich vor und ergriff Hans’ Hand.
»Das wird mein erster Kampf, ohne dass Sie an meiner Seite stehen«, sagte er.
Hans lächelte.
»Sie werden sich prima schlagen, mein Junge. Vergessen Sie aber eins nicht: ich denke nach wie vor, dass hinter dieser Sache mehr steckt, als der äußere Schein verrät. Sie werden verdammt weit weg sein, dort draußen am Ende von beinahe tausend Kilometer Schienen, also seien Sie vorsichtig!«
Hans erwiderte den Händedruck kraftvoll, nahm die Hand zurück und salutierte.
»Geben Sie ihnen Saures, Sir.«
Andrew erwiderte den militärischen Gruß, wendete Mercury ein bisschen zu scharf und ritt über das Gleis, suchte sich dabei einen Weg zwischen dem Heck eines Dienstwaggons und der Lokomotive des nächsten Zuges hindurch.
Als er dann zwischen zwei Gleisstrecken entlang ritt, gab er es rasch auf, vor jedem dieser Männer zu salutieren, wie sie in einer endlosen Reihe aus den Fenstern der Fahrgastwagen hingen, in geschlossenen Güterwagen hockten und sich auf Plattformwagen neben Kanonen und aufgestapelten Kisten drängten.
»Rühren, Männer, rühren!«, inkantierte er in einem fort. Kurz hielt er vor einer Gruppe und spielte dort das alte Spiel, fragte einen Mann nach seiner Familie, schüttelte einem anderen die Hand, schwatzte einen Augenblick lang mit einem Soldaten, der stolz die Narbe vorzeigte, die von einem Tugarenschwert zurückgeblieben war.
Als er eine weitere Strecke überquerte, erblickte er endlich den Kommandowagen, der nach wie vor, für ihn peinlich, die Szene zeigte, wie er jenen Sturmangriff anführte. Seine Stabsoffiziere standen neben dem Wagen und sahen sich um. Er fühlte sich versucht, sie dafür ordentlich zur Schnecke zu machen, verzichtete aber darauf, wohl wissend, dass die ganze Veranstaltung einfach zu viel von einem Ferienausflug an sich hatte, ein für jeden einzelnen von ihnen unvergleichliches Erlebnis.
Als er vor der Gruppe das Pferd zügelte und abstieg, nahmen die Männer Haltung an und salutierten. Er tätschelte den alten vierbeinigen Freund und fütterte ihn mit honiggefüllten Süßigkeiten, ehe ein Bursche das Tier zu einem geschlossenen Waggon führte, wo schon fünf weitere Pferde warteten, allesamt Veteranen des Bürgerkriegs auf der Erde.
Andrew blickte in beiden Richtungen am Zug entlang.
Die Lokomotive war die Malady, das neue Modell jener Lokomotive, die den Standard für die heutigen Loks der MFL&S-Eisenbahngesellschaft bildete. Zwanzig Wagen waren angehängt. Die Männer des 11. Suzdalischen füllten die ersten zehn Fahrgastwagen; dann kamen die beiden Waggons für Andrews Stab, gefüllt mit Karten, einer kompletten Telegrafenstation, altmodischer Ausrüstung des Signalkorps und einem umfassend ausgestatteten Operationszimmer, in dem Emil zweifellos derzeit ordentlich Theater machte.
Der nächste Wagen enthielt die einzigen großen Zelte dieser Expedition, vorgesehen für das Lazarett. Darauf folgten zwei der neuen Panzerwagen, aus denen man die schweren Zwölfpfünder ausgebaut und durch die leichteren Vierpfünder zweier Batterien ersetzt hatte, die nach vorn verlagert werden konnten. Die letzten sechs Wagen waren bis unters Dach beladen mit weiteren Rationen und noch mehr Munition, und auf den Dächern saßen die Bedienungsmannschaften der Geschütze in den Panzerwagen.
Auf dem Erdwall an der gegenüberliegenden Seite des Betriebsgeländes krachte ein
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