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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Feldgeschütz, und mit kaltem Schrecken blickte Andrew auf.
    »Los geht es!«, rief ein junger Bursche.
    Die Lokomotive des nächsten Zuges weiter vorn stieß einen schrillen Pfiff aus, kurz darauf gefolgt von einer Kakofonie von Jubelschreien, Glocken und kreischenden Dampfpfeifen. Der weiße Qualm von brennendem Holz stieg aus der Lok auf. Ein Beben lief durch die Wagen, und ganz langsam ruckte der Zug an. Andrew verfolgte, wie er beschleunigte. Die Lok erreichte das Ende des Rangiergleises und bog auf die Hauptstrecke ein, um dann der Kurve durch das Tor zu folgen. Das scharfe Knattern einer Musketensalve ertönte auf der anderen Seite des Erdwalls, als die Ehrengarde des 21. Suzdalischen einen Salut für diesen ersten abfahrenden Zug feuerte.
    »Alles einsteigen, alles einsteigen!«
    Ein Heizer lief den Zug entlang.
    Andrew folgte den übrigen Offizieren in den Wagen. Kaum war der Letzte eingestiegen, lief ein Beben durch den Zug. Andrew hielt sich am Geländer fest, als er auf die kleine Plattform hinaustrat.
    Der Zug fuhr mit Glockengeläut an und rückte an die Stelle des abgefahrenen Zuges vor. Noch während er vorrollte und wieder stoppte, markierte eine Qualmsäule das Eintreffen einer weiteren Lok durch das nördliche Eisenbahntor. Ihr angehängt waren ein halbes Dutzend der gewaltigen Schlafwagen, die erst vorige Nacht vom Ende der Linie auf dem Gebiet der Roum geholt worden waren.
    »Fünf dieser Wagen können ein ganzes Regiment aufnehmen«, sagte Emil, als er auf die Plattform herauskam, um sich die Show anzusehen.
    »Ohne sie würde es knapp.«
    »Es sind aber wahre Schmutzhöhlen!«, wandte Emil scharf ein.
    »Nicht schlimmer als Unterkünfte an Bord eines Schiffes wie der Ogunquit.«
    »Welche Teufelei dieser Cromwell auch immer geschaffen hat, ich bin überzeugt, dass er dabei nicht an angemessene Hygiene gedacht hat«, sagte Emil naserümpfend. »Das ist aber keine Ausrede für uns!«
    »Ich bin sicher, dass er nicht daran gedacht hat«, sagte Andrew und konnte sich ein verächtliches Lachen nicht verkneifen. »Ich habe gehört, dass im Sommer auf diesen Panzerschiffen mörderische Bedingungen herrschen. Im Gefecht mehr als fünfzig Grad Celsius unter Deck.«
    »Na ja, ich hoffe, dass sie alle in der Hölle brennen«, sagte Emil. »Eine Menge guter Jungs liegen in ein paar Tagen auf meinem Tisch.«
    »Hoffen wir, dass es letztlich gar nicht zum Kampf kommt«, sagte Andrew. »Obwohl ich es noch nie erlebt habe, denke ich, dass eine Schlacht, die man kampflos gewinnt, ein wahrhaftiges Vergnügen sein muss.«
    »Nun, ich gönnte all diesen Jungs die fünf Prozent Freude, die man in einem Krieg finden kann, die Aufregung und das Abenteuer, wenn nicht die fünfundneunzig Prozent Hölle wären, die den Rest ausmachen.«
    Der Zug hinter ihnen stoppte, und innerhalb von Sekunden liefen die tausendzweihundert Mann von zwei Regimentern, die entlang des Erdwalls gewartet hatten, lachend und rufend vor und kämpften um die besten Plätze in den Wagen, um nicht letztlich auf den Dächern zu landen.
    »Nehmen Sie Ihr Mikroskop mit?«, fragte Andrew, dem nach einer kurzen Pause nach leichter Konversation war. Sobald der Zug erst mal in Bewegung war und sich der übermäßig aufgeregte Stab beruhigt hatte, bestand der Rest der Fahrt aus langen, harten Arbeitsstunden.
    »Gott möge meine Gebete erhören«, intonierte Emil fromm und blickte zum Himmel. »Ich hätte es am liebsten, wenn kein einziger der Jungs verletzt würde, aber falls es dazu kommt, möchte ich Aufnahmen von den Infektionen machen.
    Nun wissen Sie ja schon, dass ich fest an Semmelweiss glaube«, fuhr Emil fort, während er sich für das Thema erwärmte. »Habe in Wien bei ihm studiert. Er hat herausgefunden, wie Infektionen von einer Person auf die andere übertragen werden. Allerdings ist er nie weit genug gegangen. Er hat das Wie verstanden, aber nie das Warum.«
    »Und Sie denken, dass Sie mit diesem Mikroskop, das Sie zusammengebaut haben, die Antwort finden?«
    »Das denke ich. Es gibt eine ganze Welt aus winzigen Kreaturen. Ich habe sie zu Ehren meines alten Professors Sims genannt.«
    »Denken Sie, er wäre gekränkt?«
    »Gütiger Himmel, nein! Aber wie ich schon sagte, habe ich diese Kreaturen im Verdacht, dass sie sich millionenfach in Wunden vermehren und Krankheiten verursachen.«
    »Oh, ich glaube Ihnen, Doktor, aber es fallt einem so schwer, sich dergleichen vorzustellen.«
    »Glauben Sie es ruhig! Diese verdammten Idioten mit ihren

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