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Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit

Titel: Das verlorene Regiment 02 - Jenseits der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Bajonetten, sodass die Straße überspült zu sein schien von einer schwankenden Feuersäule.
    Hans fing seinen Blick auf und drehte sich ebenfalls um. Schließlich wandte sich der alte Sergeant wieder ihm zu, das Gesicht voller Ehrfurcht.
    »Wenn man bedenkt, dass wir mitgeholfen haben, das zu erschaffen«, flüsterte er.
    »Wie Lee sagte«, versetzte Andrew, »ist es gut, dass der Krieg so furchtbar ist, andernfalls wir ihn zu sehr schätzen lernen könnten.«
    Die Truppen setzten ihren Weg entlang der Straße fort, durchquerten das Haupttor und erreichten das Bahnbetriebsgelände.
    Die geordnete Marschkolonne hinter Andrew erschienen ihm als strenger Kontrast zu dem scheinbaren Meer des Chaos. Jeder Zoll Gleisstrecke war besetzt von Eisenbahnwagen jeder Form und Größe, die meisten bis zum Bersten überladen; Männer saßen auf den Dächern geschlossener Güterwaggons, auf Holztendern, manche auch auf Selbstentladewagen, die, wie Andrew jetzt schon sah, die reine Folter auf der Fahrt zu werden versprachen.
    Pfeifen schrillten, erschrockene Pferde wieherten vor Angst und Männer fluchten und brüllten, während sie mit Muskelkraft Kanonen auf Flachbettwagen hievten und dort festbanden. Trupps von Arbeitern schwitzten in der kühlen Morgenluft, während sie Kisten mit Proviant verluden, Musketen- und Artilleriemunition, Pferdefutter, Erdbauausrüstung und sorgsam verschlossene und gepolsterte Kisten mit Reparaturwerkzeug für die Geschütze, sodass sie im Feld wiederhergestellt werden konnten; dazu kamen die Hunderte weiterer Gegenstände, die eine Armee brauchte, um funktionieren zu können.
    Andrew erblickte John am Bahnhof und ritt im Handgalopp zu ihm. Mit müdem Lächeln blickte John von dem dicken Stapel Papiere in seinen Händen auf.
    »Lange Nacht, John?«, fragte Andrew.
    »Habe seit zwei Tagen kein bisschen geschlafen«, antwortete dieser.
    »Nun, sobald wir abgefahren sind, werden Sie zwei Tage freinehmen.«
    »Nie im Leben, Sir«, erwiderte Mina gelassen. »Ich komme mit.«
    »Aber John, ich brauche Sie hier.«
    »Sie brauchen mich auf dem Schlachtfeld, Sir. Bislang wurde erst die halbe Arbeit geleistet, und ich habe nicht vor, mich mit Ihnen auf die Art und Weise zu zanken, wie es Hans und O’Donald getan haben. Ich weiß, welches meine Pflichten sind, und ich fahre mit dem letzten Zug, sei es nun mit oder ohne ausdrücklichen Befehl.«
    »In Ordnung, John«, gab Andrew nach. Er konnte nicht mit diesem Mann streiten, der viel mehr Überblick über all das hier hatte, als er selbst jemals haben würde. »Wie läuft das Verladen?«
    »Sind ein bisschen hinter dem Zeitplan, aber ich hatte schon damit gerechnet und die entsprechenden Reserven eingeplant.« Er brach ab und blickte auf die große Uhr, die vor dem Bahnhof aufgehängt war.
    »Es bleibt dabei, dass der erste Zug in achtzehn Minuten abfahrt. Den Rest des Tages über fahren insgesamt einunddreißig Züge in Abstanden von fünfzehn Minuten. Sechs Züge starten derzeit gerade aus Nowrod, und die Übrigen werden auch inzwischen von den übrigen Städten aus unterwegs sein. Alle sind angehalten, höchstens zwanzig Stundenkilometer zu fahren – was den meisten Lokomotiven ohnehin schon alles abverlangt –, und es bestehen knapp fünf Kilometer Abstand zwischen den einzelnen Zügen. Ihr Zug ist der zwanzigste in der Reihenfolge.«
    »Damit bleibe ich fast hundert Kilometer hinter der Front zurück«, wandte Andrew unbehaglich ein, obwohl sie dieses Thema schon ausdiskutiert hatten.
    »General Barry befindet sich schon am Ende der Ausbaustrecke, und unseren letzten Meldungen zufolge haben die Carthas keinen Vorstoß in unsere Richtung unternommen. Wäre im Verlauf der Nacht irgendwas passiert, hätten wir Sie längst in Windeseile weiter nach vorn verfrachtet.«
    Diese neue Form der Kriegsführung kannten alle Beteiligten bislang nur aus Plänen und Debatten tief in der Nacht. Man war dabei zu dem Entschluss gelangt, dass der Befehlshaber im Zentrum der Formation bleiben sollte, für den Fall, dass bei der Nachhut Schwierigkeiten auftraten. Obwohl sich Andrew damit einverstanden erklärt hatte, fühlte er sich nicht wohl dabei. Zuvor hatte er immer von der Front aus kommandiert.
    »Verzeihen Sie, Sir«, fuhr John fort, »Der Stab ist bereits in Ihren Zug, die Nummer drei, gestiegen. Ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern. Und da die Parade vorbei ist, könnten Sie die Jungs des Fünfunddreißigsten aus dem Weg holen? Hier herrscht schon zu viel

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