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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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gefahren, ohne erfahren zu haben, worum es bei dem Notruf überhaupt gegangen war. Dazu war sie nicht berechtigt. Ihre Aufgabe bestand lediglich darin, mit eingeschalteter gelber Drehspiegelleuchte vor dem Haus zu stehen, einen Blick auf das Anwesen zu werfen und alles Ungewöhnliche zu melden. Entdeckte sie dann, dass etwas Banales den Hausalarm ausgelöst hatte, stellte sie ihn mit ihrem Hauptschlüssel ab. An diesem Haus allerdings war alles ruhig. Kein Alarm. Von der Straße aus wirkte alles dunkel und friedlich.
    Die Wachfrau drückte den Rufknopf der Gegensprechanlage am Tor, erhielt aber keine Antwort. Daraufhin machte sie von ihrem Generalschlüssel Gebrauch, der das Tor öffnete, stieg in ihren Wagen und fuhr in die Auffahrt. Sie ließ den Motor laufen und die gelbe Drehspiegelleuchte eingeschaltet, als sie zur Vordertür ging und klingelte. Niemand öffnete. Sie sah kein Licht und keine Bewegung im Haus.
    Widerstrebend schaltete sie die Taschenlampe ein, wie ihre Vorschriften es verlangten, und begann ihren Rundgang um das Haus, bei dem sie Fenster und Türen auf Anzeichen eines Einbruchs absuchte. Als sie um eine Ecke ging, glitt eine schwarze Stretchlimousine am Haus vorbei. Vor der Auffahrt verlangsamte der Wagen kurz; dann beschleunigte er wieder. Diese neugierigen Nachbarn!
    Die Wachfrau entdeckte nichts Ungewöhnliches. Das Gebäude war größer, als sie angenommen hatte, und als sie die Hinterseite erreichte, zitterte sie vor Kälte. Ganz offensichtlich war niemand zu Hause.
    »Zentrale?«, sagte sie in ihr Funkgerät. »Ich bin an der Villa in Kalorama Heights. Eigentümer nicht zu Hause. Keine Anzeichen von Ärger. Kein Hinweis auf Einbruch. Falscher Alarm.«
    Die Zentrale bestätigte.
    Die Wachfrau steckte ihr Funkgerät in die Gürteltasche und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Sie sehnte sich nach der Wärme in ihrem Wagen. Dabei fiel ihr etwas auf, das ihr auf dem Hinweg entgangen war – ein schwaches Leuchten von bläulichem Licht am hinteren Teil des Hauses.
    Verwundert ging sie dorthin und entdeckte rasch die Quelle: ein niedriges Fenster, das offenbar zum Keller des Hauses gehörte. Die Fensterscheibe war geschwärzt worden, indem man sie an der Innenseite mit undurchsichtiger Farbe gestrichen hatte. Eine Dunkelkammer? Das bläuliche Leuchten, das ihr aufgefallen war, fiel an einer Stelle aus dem Fenster, an der sich ein winziges Stück Farbe abgelöst hatte.
    Die Frau hockte sich nieder und versuchte hindurchzublicken, konnte durch die winzige Öffnung aber nicht viel sehen. Sie klopfte gegen die Scheibe und fragte sich, ob dort unten jemand arbeitete.
    »Hallo?«, rief sie.
    Niemand antwortete. Als sie erneut klopfte, sprang das halb abgelöste Stückchen Farbe plötzlich ganz ab und gewährte ihr einen besseren Einblick. Sie beugte sich vor und drückte ihr Gesicht ans Fenster, während sie den Blick durch den Keller schweifen ließ. Im gleichen Moment wünschte sie sich, sie hätte darauf verzichtet.
    Was ist das, um Himmels willen?
    Wie versteinert blieb sie hocken und starrte voller Entsetzen auf die Szene, die sich ihr bot. Schließlich löste sie sich aus ihrer Erstarrung und tastete nach dem Funkgerät an ihrem Gürtel.
    Sie sollte es niemals finden.
    Zischend schlug ein Paar Taser-Nadelelektroden in ihren Nacken ein. Brennender Schmerz raste durch ihren Körper. Ihre Muskeln erstarrten. Sie kippte nach vorn, nicht imstande, auch nur die Augen zu schließen, ehe sie mit dem Gesicht auf den kalten Erdboden schlug.

KAPITEL 61
    Für Warren Bellamy war es nicht das erste Mal, dass ihm die Augen verbunden wurden. Wie jeder seiner Freimaurerbrüder hatte er beim Aufstieg in die höheren Grade jedes Mal die rituelle Augenbinde getragen. Dabei aber war er unter Freunden gewesen, unter Brüdern. Heute Abend war es anders. Seine Entführer hatten ihn gefesselt, hatten ihm einen Sack über den Kopf gezogen und drängten ihn jetzt zwischen den Bibliotheksregalen hindurch.
    Sie hatten Bellamy Gewalt angedroht, als sie von ihm wissen wollten, wo Robert Langdon sich aufhielt. Bellamy war klar gewesen, dass sein alternder Körper nicht mehr widerstandsfähig genug war, um viel Schmerz auszuhalten; deshalb hatte er den Entführern seine Lügen aufgetischt, ohne ihnen allzu großen Widerstand zu leisten.
    »Langdon ist gar nicht mit hier unten gewesen«, hatte Bellamy zitternd und nach Atem ringend behauptet. »Ich habe ihm gesagt, er soll zur Galerie hinaufgehen und sich hinter der

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