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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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Vorteil, dass er glaubte, auf sein Nachtsichtgerät verzichten zu können, um seine Beute einzufangen. Unter normalen Umständen wäre dieser Irrgarten aus Bücherregalen ein passables Versteck gewesen, doch die Kongressbibliothek benutzte aus Gründen der Energieersparnis Lampen, die an Bewegungsmelder gekoppelt waren, und die Fluchtstrecke wurde erhellt wie eine Rollbahn am Flughafen: Im Zickzack erstreckte sich vor Simkins und seinen Leuten ein schmaler beleuchteter Streifen.
    Die vier durchtrainierten Männer nahmen die Nachtsichtbrillen ab; dann huschten sie geschmeidig durch ein scheinbar endloses Bücherlabyrinth und folgten der gewundenen Lichtspur. Bald sah Simkins, wie in der Dunkelheit vor ihm flackernd Lampen aufflammten. Wir holen auf. Er rannte schneller, bis er vor sich Schritte und keuchenden Atem hörte. Sekunden später entdeckte er eine der Zielpersonen.
    »Optische Erfassung!«, rief er.
    Offenbar machte der schlaksige Warren Bellamy die Nachhut, denn der elegant gekleidete Schwarze taumelte zwischen den Regalen voran, ersichtlich mit den Kräften am Ende. Es hat keinen Sinn mehr, alter Mann.
    »Bleiben Sie stehen, Mr. Bellamy!«, rief Simkins.
    Bellamy rannte weiter, bog unvermittelt um Ecken, wand sich durch Bücherreihen. Doch an jeder Ecke erstrahlten über seinem Kopf die Lampen.
    Als das Team noch sechs Meter von Bellamy entfernt war, riefen die Agenten ihm eine letzte Warnung zu, doch Bellamy rannte weiter.
    »Zugriff!«, befahl Simkins.
    Einer der Agenten legte an und feuerte. Das Projektil, das über den Gang schoss und sich um Bellamys Beine wickelte, trug den Spitznamen ›Silly String‹, doch an der Schnur war überhaupt nichts Komisches. Für den militärischen Einsatz von den Sandia National Laboratories entwickelt, war diese ›Waffe zum Entzug der Kampffähigkeit‹ ein Faden aus klebrigem Polyurethan, der bei Kontakt steinhart wurde und die Kniekehlen des Flüchtenden mit starrem Kunststoff verklebte. Die Wirkung auf ein sich bewegendes Ziel war in etwa damit zu vergleichen, als würde man einen Stock zwischen die Speichen eines rollenden Fahrrads schieben. Die Beine des Mannes erstarrten mitten im Schritt. Er stürzte schwer nach vorn auf den Boden und schlitterte noch drei Meter in einen dunklen Gang hinein, ehe er liegen blieb. Über ihm schalteten sich flackernd die Lampen ein.
    »Ich kümmere mich um Bellamy!«, rief Simkins seinen Leuten zu. »Ihr verfolgt Langdon! Er muss irgendwo da vorn …« Er unterbrach sich mitten im Satz. Erst jetzt sah er, dass die Bücherreihen vor Bellamy pechschwarz waren. Offenbar war niemand vor ihm hergerannt. Er ist allein?
    Bellamy lag auf der Brust und atmete schwer. Seine Beine und Fußknöchel waren mit ausgehärtetem Kunststoff fixiert. Simkins ging zu ihm und drehte ihn mit dem Fuß auf den Rücken.
    »Wo ist er?«, fuhr der Agent ihn an.
    Bellamys Lippen bluteten von dem Sturz. »Wo ist wer?«
    Simkins hob den rechten Fuß und stemmte seinen Stiefel fest auf Bellamys Seidenkrawatte. Dann beugte er sich vor und übte leichten Druck aus. »Glauben Sie mir, Mr. Bellamy, mit mir sollten Sie sich auf dieses Spiel lieber nicht einlassen.«

KAPITEL 59
    Robert Langdon lag auf dem Rücken, die Hände auf der Brust gefaltet, in völliger Dunkelheit und eingeschlossen in schier unerträglicher Enge. Obwohl Katherine in ähnlicher Haltung ganz in seiner Nähe lag, konnte Langdon sie nicht sehen. Er kniff die Augen zusammen, während in seinem Innern die Angst wühlte.
    Sechzig Sekunden zuvor, als ihre Verfolger die Flügeltür zum Lesesaal aufgesprengt hatten, waren sie in die runde Konsole geflüchtet, geführt von Bellamy, dann eine steile Treppe hinunter und in den Raum darunter, auf dessen Existenz weiter oben nichts hindeutete.
    Langdon hatte sofort begriffen, wo sie sich befanden: im Herzen des Ausleihsystems der Bibliothek. Der Raum erinnerte an ein kleines Gepäckzentrum auf einem Flughafen. Zahlreiche Förderbänder führten in unterschiedliche Richtungen davon. Da die Kongressbibliothek sich auf drei Gebäude verteilte, mussten oft Bücher, die im Lesesaal angefordert wurden, über das Förderbandsystem durch ein Netz unterirdischer Tunnel über große Entfernungen transportiert werden.
    Bellamy ging durch den Raum zu einer Stahltür, wo er seine Schlüsselkarte einführte und mehrere Tasten drückte, um die Tür zu öffnen. Dahinter war es dunkel, doch als die Tür aufschwang, wurden mehrere bewegungsaktivierte Lampen

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