Das Verlorene Symbol
aufheben, bis deine Erziehung bei den Freimaurern erfolgreich abgeschlossen ist. Es wird Jahre dauern; danach aber wirst du die Reife für beides haben, für das Geld und die Pyramide. Für Reichtum und Weisheit. Eine machtvolle Verbindung.«
Zachary sprang auf. »Du gibst wohl nie auf, was? Will es dir nicht in den Kopf, dass mich die Freimaurer mit ihren Stein-Pyramiden und Alten Mysterien einen Dreck interessieren?« Er griff nach der schwarzen Mappe und hielt sie seinem Vater vors Gesicht. »Das ist mein Geburtsrecht! Das Geburtsrecht aller Solomons, die vor mir kamen! Ich kann nicht glauben, dass du mir mein Erbe mit deinen lahmen Geschichten über alte Schatzkarten abspenstig machen willst!« Er klemmte sich die Mappe unter den Arm und ging an Bellamy vorbei zur Glasschiebetür.
»Zachary, warte!« Peter eilte ihm nach, als Zachary in die Nacht hinaustrat. »Egal was du tust, du darfst niemals über die Pyramide sprechen!«, sagte er drängend. »Zu niemandem. Niemals! Darum bitte ich dich!«
Doch Zachary beachtete ihn nicht und verschwand in der Dunkelheit.
Peter Solomons graue Augen blickten gequält, als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte und sich schwer in seinen Ledersessel sinken ließ. Nach langem Schweigen blickte er Bellamy an und rang sich ein trauriges Lächeln ab. »Das lief gut.«
Bellamy seufzte teilnahmsvoll. »Peter, ich möchte nicht gefühllos klingen, aber traust du ihm?«
Solomon starrte ins Leere.
»Ich meine …«, Bellamy zögerte kurz, »dass er über die Pyramide den Mund hält?«
Solomons Miene war ausdruckslos. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Warren. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ihn noch kenne.«
Bellamy stand auf und ging langsam vor dem großen Schreibtisch auf und ab. »Peter, du hast der Familienpflicht Genüge getan, aber in Anbetracht dessen, was sich soeben abgespielt hat, sollten wir Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ich sollte den Deckstein an dich zurückgeben, damit du einen neuen Aufbewahrungsort dafür findest. Jemand anders sollte ihn in Obhut nehmen.«
»Warum?«, fragte Solomon.
»Wenn Zachary jemandem von der Pyramide erzählt … und erwähnt, dass ich heute Abend dabei gewesen bin …«
»Er weiß nichts vom Deckstein. Und er ist zu unreif, um zu begreifen, dass die Pyramide eine Bedeutung hat. Wir brauchen keinen neuen Aufbewahrungsort. Ich werde die Pyramide in meinem Safe lassen. Und du wirst den Deckstein dort behalten, wo du ihn hast. Wie immer.«
Es war sechs Jahre später am Weihnachtstag – die Familie hatte den Schmerz über Zacharys Tod noch immer nicht überwunden –, als der unheimliche hünenhafte Mann, der behauptete, Zach im Gefängnis getötet zu haben, in Solomons Haus einbrach. Er war wegen der Pyramide gekommen, doch das Einzige, was er an diesem Abend nahm, war Isabel Solomons Leben.
Tage später bat Peter seinen alten Freund Bellamy in sein Arbeitszimmer. Er schloss die Tür ab, nahm die Pyramide aus dem Safe und stellte sie zwischen ihnen auf den Schreibtisch. »Ich hätte auf dich hören sollen.«
Bellamy wusste, dass Peter sich mit Schuldgefühlen quälte. »Das hätte nichts geändert.«
Solomon seufzte erschöpft. »Hast du den Deckstein mitgebracht?«
Bellamy zog ein kleines würfelförmiges Päckchen aus der Tasche. Das ausgebleichte Packpapier war mit Bindfaden verschnürt und trug ein Wachssiegel von Solomons Ring. Bellamy legte es auf den Schreibtisch in dem Bewusstsein, dass die beiden Teile der Freimaurerpyramide näher beieinander lagen, als sie sollten. »Suche jemand anders, der darauf aufpasst, Peter. Und verrate mir nie, wer es ist.«
Solomon nickte.
»Ich weiß, wo du die Pyramide verstecken kannst«, fuhr Bellamy fort und berichtete vom Tiefgeschoss des Kapitols. »Es gibt in ganz Washington keinen Ort, der sicherer wäre.«
Bellamy erinnerte sich, dass Peter die Idee auf Anhieb gefallen hatte, weil es passend erschien, die Pyramide im symbolischen Zentrum der USA zu verstecken. Typisch Solomon, war es Bellamy durch den Kopf gegangen. Ein Idealist, sogar noch in der Krise.
Jetzt, zehn Jahre später, als Bellamy mit verbundenen Augen durch die Kongressbibliothek gestoßen wurde, wusste er, dass diese Krise noch lange nicht vorüber war. Er wusste jetzt auch, wen Solomon zum Hüter des Decksteins erwählt hatte … und er betete zu Gott, Robert Langdon möge seiner Aufgabe gewachsen sein.
KAPITEL 62
Ich bin unter der Second Street.
Langdon hielt die Augen fest geschlossen, als
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