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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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Katherine begann reflexhaft zu würgen, was dazu führte, dass der Lappen umso tiefer in ihren Rachen rutschte. Hinter ihr schloss der tätowierte Riese die Tür und schaltete das Licht ein. Katherines Augen schwammen vor Tränen, sodass sie einzelne Gegenstände in ihrer Umgebung nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Alles war verschwommen. Am Rand ihres Blickfelds sammelte sich die Schwärze. Katherine spürte, wie ihre Augenlider zu flattern begannen, als sie das Bewusstsein zu verlieren drohte.
    Dann erschien ein verzerrtes Bild bunten Fleisches vor ihr. Ein mit Schuppen bedeckter Arm riss ihr das Stück Stoff aus dem Mund.
    Katherine schnappte gierig nach Luft, atmete tief durch, hustete und würgte, während ihre Lunge sich mit köstlicher Luft füllte. Bald klärte sich auch ihr Blick.
    Sie starrte in die Fratze eines Dämons.
    Das Antlitz war kaum noch menschlich zu nennen. Ein bizarres Muster tätowierter Symbole bedeckte den Hals, das Gesicht und den kahlen Schädel. Mit Ausnahme einer kleinen, kreisrunden Fläche auf der Schädeldecke schien jeder Zentimeter des massigen Körpers mit Tätowierungen bedeckt zu sein. Ein riesiger, doppelköpfiger Phönix, dessen Augen von den Brustwarzen des Hünen gebildet wurden, funkelte sie an wie ein hungriger Geier, der auf ihren Tod wartete.
    »Machen Sie den Mund auf«, flüsterte der Mann.
    Katherine starrte das Ungeheuer angewidert an. Was?
    »Machen Sie den Mund auf«, wiederholte der Mann, »sonst stopfe ich Ihnen den Lappen wieder rein.«
    Zitternd öffnete Katherine den Mund. Der Mann schob ihr seinen dicken, tätowierten Zeigefinger zwischen die Lippen. Als er ihre Zunge berührte, glaubte Katherine, sich übergeben zu müssen. Der Riese zog den feuchten Finger aus ihrem Mund und führte ihn an seinen kahl geschorenen Kopf. Mit geschlossenen Augen rieb er Katherines Speichel auf die winzige Fläche jungfräulicher, untätowierter Haut.
    Angeekelt wandte Katherine sich ab.
    Der Raum, in dem sie saß, schien eine Art Heizungskeller zu sein. Rohre und Leitungen verliefen an den Wänden. Es gluckerte und gurgelte, und das Licht war grell. Doch ehe Katherine ihre Umgebung in sich aufnehmen konnte, blieb ihr Blick neben ihr auf dem Boden haften. Ein Haufen Kleidungsstücke lagen dort: Rollkragenpullover, Tweedjacke, Slipper, eine Micky-Maus-Uhr …
    »O Gott!« Katherine riss den Kopf herum und zwang sich, dem tätowierten Ungeheuer ins Gesicht zu schauen. »Was haben Sie mit Robert gemacht?«
    »Pssst«, flüsterte der Mann. »Sonst hört er Sie noch.« Er trat einen Schritt zur Seite und deutete hinter sich.
    Langdon war nicht da. Katherine sah nur eine große schwarze Kiste aus Fiberglas. Sie erinnerte auf erschreckende Weise an die Särge, in denen gefallene Soldaten aus Kriegsgebieten in die Heimat gebracht wurden. Zwei große Riegel hielten die Kiste fest verschlossen.
    »Er ist da drin?« Katherine schrie es beinahe. »Er wird ersticken!«
    »Nein, wird er nicht.« Der tätowierte Riese deutete auf eine Reihe transparenter Rohre, die an der Wand entlang in die Kiste führten. »Er wird es sich allerdings wünschen.«
    In völliger Dunkelheit lauschte Langdon auf ein dumpfes, kaum wahrnehmbares Rumoren, das aus der Außenwelt zu ihm drang. Stimmen? Er hämmerte gegen die Kiste und schrie so laut er konnte. »Hilfe! Hilfe!«
    Weit entfernt rief eine gedämpfte Stimme: »Robert! O Gott, nein!«
    Langdon kannte die Stimme. Sie gehörte Katherine, und sie war voller Angst und Entsetzen. Dennoch war es ein willkommenes Geräusch. Langdon holte tief Luft, um nach ihr zu rufen, hielt dann aber inne, als etwas Unerwartetes geschah: Ein schwacher Luftzug schien aus dem Kistenboden zu kommen. Wie ist das möglich? Langdon lag vollkommen regungslos da und konzentrierte sich ganz auf seine körperlichen Empfindungen. Ja, eindeutig. Er spürte, wie die winzigen Härchen in seinem Nacken von einem Lufthauch gekitzelt wurden.
    Instinktiv tastete Langdon den Kistenboden ab und suchte nach der Quelle der Luft. Es dauerte nur einen Moment, da hatte er sie gefunden. Da ist ein winziges Loch … Die kleine perforierte Öffnung fühlte sich ähnlich wie ein Abfluss an, nur dass ein sanfter, gleichmäßiger Lufthauch hindurchwehte.
    Er pumpt Luft zu mir herein. Er will nicht, dass ich ersticke.
    Doch das Gefühl der Erleichterung war nur von kurzer Dauer, denn nun drang ein Unheil verkündendes Geräusch durch die Öffnung. Es war eindeutig eine gurgelnde Flüssigkeit …

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