Das Verlorene Symbol
war nicht die Art von Webcrawler, die Trish schreiben wollte.
»Ich werde ein Programm schreiben, das man als Delegator bezeichnet«, erklärte Trish. »Es ist nicht ganz koscher, aber es ist schnell. Im Wesentlichen ist es ein Programm, das andere Suchmaschinen die Arbeit machen lässt. Die meisten Datenbanken haben eine eingebaute Suchfunktion – Bibliotheken, Museen, Universitäten, Regierungsbehörden. Also schreibe ich einen Spider, der ihre Suchmaschinen findet, unsere Schlüsselwörter eingibt und sie auf die Suche schickt. Auf diese Weise können wir die Kapazität von Tausenden von Suchmaschinen für unsere Zwecke nutzen, und das alles gleichzeitig.«
Katherine wirkte beeindruckt. »Parallelverarbeitung.«
Eine Art Metasystem. »Ja«, sagte Trish. »Ich geb dir Bescheid, wenn ich was habe.«
»Vielen Dank, Trish.« Katherine tätschelte ihr den Rücken und wandte sich zur Tür. »Ich bin in der Bibliothek.«
Trish machte sich daran, das Programm zu schreiben. Einen Webcrawler zu programmieren war eine einfache Arbeit, die weit unter ihrem Qualifikationsniveau lag, was Trish aber nichts ausmachte. Für Katherine Solomon würde sie alles tun. Manchmal konnte sie das Glück, das sie hierher geführt hatte, immer noch nicht glauben.
Du hast es verdammt weit gebracht, Baby.
Bis vor gut einem Jahr war Trish als Metasystemanalytikerin bei einem Hightech-Unternehmen beschäftigt gewesen. Nebenher hatte sie freiberuflich mehrere Programme geschrieben und einen professionellen Blog begonnen – ›Zukünftige Anwendungen in elektronischer MetaSystemanalyse‹ –, auch wenn sie Zweifel hatte, dass großes Interesse für ihren Blog bestand. Dann, eines Abends, klingelte ihr Telefon.
»Trish Dunne?«, fragte eine höfliche Frauenstimme.
»Ja. Wer spricht da bitte?«
»Mein Name ist Katherine Solomon.«
Trish wurden die Knie weich. Katherine Solomon? »Ich habe gerade Ihr Buch gelesen – Noetische Wissenschaften, der moderne Weg zur alten Weisheit – und in meinem Blog darüber geschrieben!«
»Ja, ich weiß«, erwiderte die Frau freundlich. »Deshalb rufe ich an.«
Natürlich. Trish kam sich ziemlich dumm vor. Selbst brillante Wissenschaftlerinnen googeln sich selbst.
»Ich finde Ihren Blog hochinteressant«, fuhr Katherine fort. »Ich wusste gar nicht, dass die Metasystemmodellierung solche Fortschritte gemacht hat.«
»Äh … ja, Ma'am«, brachte Trish stockend hervor. »Datenmodellierung ist eine rasant expandierende Technologie mit weitreichenden Anwendungsmöglichkeiten.«
Mehrere Minuten lang tauschten die beiden Frauen sich über Trishs Arbeit mit Metasystemen aus und diskutierten ihre Erfahrung in der Analyse, Modellierung und Vorhersage des Flusses großer Datenmengen.
»Offensichtlich geht Ihr Buch weit über meinen Horizont«, sagte Trish, »aber ich verstehe genug von der Materie, um eine Schnittmenge mit meiner eigenen Arbeit an Metasystemen zu erkennen.«
»In Ihrem Blog heißt es, Sie halten es für möglich, dass die Metasystemmodellierung und die Noetischen Wissenschaften auf eine neue Basis gestellt werden können.«
»Absolut. Ich glaube, Metasysteme könnten die Noetik zu einer echten Wissenschaft machen.«
»Eine echte Wissenschaft?« Katherines Tonfall wurde um eine Nuance kühler. »Im Gegensatz zu …?«
Oh, Mist, das ging daneben. »Ich wollte damit sagen, dass die Noetik mehr … esoterisch ist.«
Katherine lachte. »Keine Angst, war nicht so gemeint. Das bekomme ich die ganze Zeit zu hören.«
Das überrascht mich nicht, dachte Trish. Selbst das Institut für Noetische Wissenschaften in Kalifornien beschrieb das Fachgebiet in einer unverständlichen, abstrusen Sprache und definierte es als das Studium des ›direkten und unmittelbaren Zugriffs auf ein Wissen jenseits dessen, was den normalen Sinnen und der Vernunft zugänglich ist‹.
Das Wort noetisch, hatte Trish gelernt, war abgeleitet von dem altgriechischen nous – was sich ungefähr als ›inneres Wissen‹ oder ›intuitives Bewusstsein‹ übersetzen ließ.
»Ich hätte Interesse an Ihrer Arbeit mit Metasystemen«, sagte Katherine, »und wie sie sich auf ein Projekt anwenden ließen, mit dem ich gerade befasst bin. Könnten wir uns treffen? Ich würde gerne von Ihrer Erfahrung profitieren.«
Katherine Solomon möchte von meiner Erfahrung profitieren? Das war ungefähr so, als hätte Maria Sharapowa sie angerufen, um sich Tipps fürs Tennisspielen geben zu lassen.
Am nächsten Tag fuhr ein
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