Das Verlorene Symbol
zu sein. Sie winkte Anderson. »Chief, können Sie sich bitte die Finger anschauen und uns sagen, was Sie sehen?«
Anderson kauerte sich neben die Hand, wobei er sorgfältig darauf achtete, sie nicht zu berühren. Dann legte er die Wange auf den Boden und schaute sich die geballten Finger von unten an. »Er hat recht, Ma'am. Die Fingerkuppen sind tätowiert. Ich kann aber nicht genau erkennen, was die anderen Symbole …«
»Eine Sonne, eine Laterne und ein Schlüssel«, sagte Langdon.
Sato drehte sich zu ihm um und musterte ihn von Kopf bis Fuß.
»Woher wollen Sie das wissen?«
Langdon erwiderte ihren Blick. »Das Bild einer menschlichen Hand, auf diese Art auf die Fingerkuppen gezeichnet, ist eine sehr alte Symbolfigur. Man nennt sie die ›Mysterienhand‹.«
Anderson stand wieder auf. »Diese Abscheulichkeit hat einen Namen?«
Langdon nickte. »Es ist eines der geheimnisvollsten Symbole der antiken Welt.«
Sato legte den Kopf zur Seite. »Darf ich Sie dann einmal fragen, was dieses Ding mitten im Kapitol der Vereinigten Staaten zu suchen hat?«
Langdon wünschte sich, er würde endlich aus diesem Albtraum erwachen. »Traditionell hat man dieses Symbol als Einladung benutzt, Ma'am.«
»Als Einladung für was?«, verlangte Sato zu wissen.
Langdon schaute auf die Zeichen an der abgetrennten Hand seines Freundes. »Über Jahrhunderte hinweg diente die Mysterienhand als mystischer Ruf. Vereinfacht gesagt versinnbildlicht sie eine Einladung, geheimes Wissen zu empfangen … geschütztes Wissen, das nur einer kleinen Elite bekannt ist.«
Sato verschränkte die dünnen Arme und schaute mit ihren kohlrabenschwarzen Augen zu Langdon hinauf. »Mein lieber Professor, für jemanden, der behauptet, nicht die leiseste Ahnung zu haben, warum er überhaupt hier ist, machen Sie Ihre Sache bis jetzt ganz gut.«
KAPITEL 18
Katherine Solomon streifte ihren weißen Laborkittel über und begann ihre übliche Ankunftsroutine – ihre ›Runde‹, wie ihr Bruder es nannte.
Wie eine besorgte Mutter, die einen Kontrollblick auf ihr schlafendes Baby wirft, steckte Katherine den Kopf in den Maschinenraum. Die Wasserstoffzelle arbeitete reibungslos; sämtliche Ersatzflaschen waren an Ort und Stelle.
Katherine ging weiter den Gang hinunter zum Datenspeicherraum. Wie gewohnt summten die beiden holografischen Backup-Einheiten in ihrer temperaturgeregelten Kammer. Meine gesamten Forschungsarbeiten sind hier vereint, dachte Katherine, als sie durch das knapp acht Zentimeter dicke Sicherheitsglas blickte. Anders als ihre kühlschrankgroßen Vorgänger sahen holografische Datenspeicher eher wie schlanke Stereokomponenten aus. Beide Speicherelemente des Labors standen auf einem eigenen Podest. Sie waren völlig identisch, perfekt synchronisiert und dienten dazu, doppelte Kopien von Analysen und Messergebnissen zu sichern. Die meisten Backup-Protokolle empfahlen ein externes sekundäres Backup-System für den Fall eines Erdbebens, Feuers oder Diebstahls, doch Katherine und ihr Bruder waren übereingekommen, dass Geheimhaltung in diesem Fall vordringlich war: Würden die Daten an einen externen Server geleitet, wäre nicht mehr hundertprozentig zu gewährleisten, dass sie geheim blieben.
Nachdem Katherine sich vergewissert hatte, dass alles glattlief, ging sie zurück in Richtung Maschinenraum. Als sie um die Ecke bog, entdeckte sie etwas Unerwartetes auf der anderen Seite des Labors. Was in aller Welt …? Gedämpftes Licht schimmerte auf den Apparaturen. Katherine trat einen Schritt näher, um sich zu vergewissern, und war überrascht, als sie sah, dass dieses Licht durch die Plexiglas-Wand des Kontrollraums fiel.
Er ist hier. Katherine rannte los, riss die Tür des Kontrollraums auf und stürzte hinein. »Peter!«
Die untersetzte junge Frau, die am Terminal des Kontrollraums saß, sprang auf. »O Gott! Katherine, hast du mich erschreckt!«
Trish Dunne – die einzige andere Person auf Erden, die hier Zutritt hatte – war Katherines Metasystemanalytikerin und arbeitete selten am Wochenende. Die sechsundzwanzigjährige rothaarige IT-Expertin war ein Genie auf dem Gebiet der Datenmodellierung und hatte eine Vertraulichkeitserklärung unterschrieben, die des KGB würdig gewesen wäre. Heute Abend analysierte Trish offenbar Daten auf der Plasmawand des Kontrollraums, einem riesigen Flachbildschirm, der aussah, als käme er direkt aus dem Kontrollzentrum der NASA.
»Entschuldige«, sagte Trish. »Ich wusste nicht, dass du
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