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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr als im antiken Pantheon in Rom. Natürlich war das römische Pantheon im Jahre 690 nach Christus christianisiert worden; doch dieses Pantheon hatte man nie umgewidmet. Reste seiner wahren Geschichte waren noch immer für jedermann zu sehen.
    »Wie Sie vielleicht wissen«, sagte Langdon, »stellt die Rotunde eine Huldigung für eines der größten Heiligtümer des alten Rom dar – des Tempels der Vesta.«
    »Wie in ›Vestalische Jungfrauen‹?« Sato schien zu bezweifeln, dass Roms jungfräuliche Hüterinnen des Herdfeuers irgendetwas mit dem Kapitol der Vereinigten Staaten zu tun hatten.
    »Der Tempel der Vesta in Rom«, erklärte Langdon, »war kreisförmig. In der Mitte des Bodens befand sich eine Öffnung, unter der das heilige Feuer der Erleuchtung brannte, das von einer Schwesternschaft von Jungfrauen gehütet wurde. Es war Aufgabe dieser Frauen, dafür zu sorgen, dass das Feuer niemals erlosch.«
    Sato zuckte mit den Schultern. »Diese Rotunde ist zwar kreisrund, aber ich sehe kein Loch in der Mitte.«
    »Nicht mehr. Aber jahrelang gab es hier ein tiefes Loch – genau dort, wo jetzt Peter Solomons Hand steht.« Langdon deutete auf die Stelle am Boden. »Sie können immer noch sehen, wo sich einst das Geländer befand, das verhindern sollte, dass jemand in das Loch fiel.«
    »Tatsächlich?« Sato ließ den Blick aufmerksam über den Boden schweifen. »Davon habe ich noch nie gehört.«
    »Sieht so aus, als hätte Mr. Langdon recht.« Anderson deutete auf ein paar Eisenklumpen an den Stellen, wo einst die Geländerstangen gewesen waren. »Die sind mir schon früher aufgefallen, aber ich wusste nicht, was sie zu bedeuten hatten.«
    Da bist du nicht der Einzige. »Das Loch im Boden«, erklärte Langdon, »wurde geschlossen, doch vorher konnten Besucher der Rotunde längere Zeit das Feuer sehen, das unter dieser Öffnung brannte.«
    Sato drehte sich zu ihm um. »Feuer? Im Kapitol der Vereinigten Staaten?«
    »Eher eine große Fackel – eine Ewige Flamme, die in der Krypta unmittelbar unter uns brannte. Es heißt, man habe sie durch das Loch im Boden sehen können, was diesen Raum hier zu einem modernen Tempel der Vesta gemacht hat. Dieses Gebäude hatte sogar seine eigene Vestalin – eine Bundesangestellte, die man ›Hüterin der Krypta‹ nannte. Diese Hüterinnen haben die Flamme fünfzig Jahre lang in Gang gehalten, bis Politik, Religion und allzu große Rauchentwicklung die Idee buchstäblich gelöscht haben.«
    Heutzutage erinnerte nur noch ein vierzackiger Sternenkompass im Boden daran, dass hier einst ein Feuer gebrannt hatte – ein Symbol für Amerikas Ewige Flamme, deren Licht damals alle vier Winkel der Neuen Welt erhellte.
    »Wollen Sie damit behaupten«, fragte Sato, »dass der Mann, der Solomons Hand hier abgestellt hat, das alles wusste?«
    »Ganz eindeutig. Und er wusste noch viel mehr. Der ganze Raum hier ist voll mit Symbolen, die vom Glauben an die Alten Mysterien künden.«
    »Geheimes Wissen«, sagte Sato mit mehr als nur einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme. »Wissen, das einem Menschen gottgleiche Kräfte verleiht?«
    »So ist es, Ma'am.«
    »Das passt schwerlich zu den christlichen Grundlagen dieses Landes.«
    »Mag sein, aber es stimmt. Die Transformation des Menschen zu Gott nennt man Apotheose. Ob Sie sich dessen nun bewusst sind oder nicht, dieses Thema – die Vergöttlichung des Menschen – ist ein zentrales Element der Symbolik in der Rotunde.«
    »Apotheose?« Mit einem Ausdruck plötzlichen Begreifens drehte Anderson sich um die eigene Achse und ließ suchend den Blick schweifen.
    »Ja.« Anderson arbeitet hier. Er weiß Bescheid. »Das Wort kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet im wörtlichen Sinne die Erhebung eines Menschen zum Gott.«
    Anderson blickte ihn fasziniert an. »Apotheose bedeutet ›Gottwerdung‹? Ich hatte ja keine Ahnung …«
    »Hab ich irgendwas verpasst?«, wollte Sato wissen.
    »Ma'am«, sagte Langdon, »das größte Gemälde in diesem Gebäude heißt Die Apotheose Washingtons. Auf diesem Gemälde ist zu sehen, wie Washington zu einem Gott erhoben wird.«
    Sato musterte ihn zweifelnd. »Ich habe noch nie ein solches Bild gesehen.«
    »Oh, doch.« Langdon hob den Zeigefinger und deutete nach oben in die Kuppel. »Es ist direkt über uns.«

KAPITEL 21
    Die Apotheose Washingtons, ein 4.664 Quadratfuß großes Fresko unter der Kuppel der Rotunde, war im Jahre 1865 von Constantino Brumidi vollendet worden.
    Bekannt als ›Michelangelo

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