Das Verlorene Symbol
»Nach unten? Warum denn das?«
»Ich weiß es nicht, Sir. Ich habe es über Funk gehört, das ist alles.«
Als die beiden Männer durch die weite Halle eilten, erhaschte Nuñez einen flüchtigen Blick auf den schweren goldenen Ring an Bellamys Finger.
Er zog sein Funkgerät hervor. »Ich melde dem Chief , dass Sie nach unten kommen.«
»Nein!« Bellamys Augen blitzten drohend. »Ich würde es vorziehen, unangekündigt zu bleiben.«
Nuñez hatte an diesem Abend bereits eine Reihe von Fehlern begangen, doch Chief Anderson nicht zu informieren, dass der Architekt des Kapitols im Haus weilte, wäre ohne jeden Zweifel sein letzter. »Sir«, sagte er nervös, »ich denke, Chief Anderson würde es vorziehen …«
»Ist Ihnen klar, dass ich Chief Andersons Vorgesetzter bin?«, unterbrach ihn Bellamy.
Nuñez nickte.
»Ich denke, Chief Anderson würde es vorziehen, wenn Sie sich meinen Wünschen fügen.«
KAPITEL 34
Trish Dunne betrat die Lobby des Smithsonian Museum Support Center und blickte überrascht auf. Der Gast, der dort wartete, sah ganz und gar nicht wie die lebensfremden, in Flanell gekleideten Wissenschaftler aus, die normalerweise das Center besuchten – all die Doktoren für Anthropologie, Ozeanografie, Geologie und wer weiß was sonst noch. Ganz im Gegenteil, Dr. Abaddon wirkte in seinem tadellos sitzenden, maßgeschneiderten Anzug beinahe aristokratisch. Er war groß gewachsen, breitschultrig, sonnengebräunt und trug das blonde Haar perfekt gescheitelt. All das erweckte in Trish den Eindruck, als wäre ihr Gast eher an eine luxuriöse Umgebung gewöhnt als an die nüchterne Funktionalität eines Forschungslabors.
»Dr. Abaddon, nehme ich an?«, begrüßte Trish den Ankömmling und streckte ihm die Hand entgegen.
Der Mann sah verunsichert aus, ergriff dann aber Trishs plumpe kleine Hand, die beinahe in seiner breiten Pranke verschwand. »Bitte verzeihen Sie die Frage, aber wer sind Sie?«
»Trish Dunne, die Assistentin von Miss Solomon. Katherine hat mich gebeten, Sie zu ihrem Labor zu führen.«
»Oh. Ich verstehe.« Jetzt lächelte der Besucher. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Dunne. Bitte verzeihen Sie, wenn ich zunächst einen verwirrten Eindruck gemacht habe. Ich hatte angenommen, dass Katherine heute Abend allein im Center ist.« Er deutete nach vorn. »Ich gehöre ganz Ihnen. Bitte gehen Sie voran.«
Obwohl der Mann sich überraschend schnell gefangen hatte, war Trish das enttäuschte Aufblitzen in seinen Augen nicht verborgen geblieben. Was dazu führte, dass sie nun Zweifel hegte an Katherines Motiven für ihre Geheimnistuerei um Dr. Abaddon. Vielleicht eine aufkeimende Romanze?, dachte sie. Katherine sprach niemals über ihr Privatleben, doch der Besucher war attraktiv und schien sehr kultiviert zu sein. Er sah zwar jünger aus als Katherine, kam aber unübersehbar aus der gleichen Welt des Reichtums und der Privilegien. Und was immer Dr. Abaddon sich für seinen nächtlichen Besuch vorgestellt haben mochte, Trishs Anwesenheit schien für seine Pläne nicht vonnöten zu sein.
Am Sicherheitskontrollpunkt in der Lobby zerrte ein einsamer Wachmann hastig seine Kopfhörer herunter, und Trish hörte leise die Übertragung des Playoff-Spiels der Redskins. Der Wachmann nahm die routinemäßigen Kontrollen vor, suchte Dr. Abaddon mit einem Metalldetektor nach verborgenen Waffen ab und stellte ihm einen Besucherausweis aus.
»Wer gewinnt?«, fragte Abaddon in liebenswürdigem Tonfall, wobei er ein Mobiltelefon, ein paar Schlüssel, ein Feuerzeug und Kleingeld aus seinen Taschen kramte.
»Die Skins führen knapp«, antwortete der Wachmann so aufgeregt, als könnte er nicht schnell genug zurück zu seiner Übertragung kommen. »Eine enge Kiste, Sir.«
»Mr. Solomon kommt ebenfalls in Kürze zum SMSC«, informierte Trish den Wachmann. »Würden Sie ihn bitte sofort ins Labor von Miss Solomon schicken?«
»Mach ich.« Der Wachmann zwinkerte ihr dankbar zu, als sie die Schleuse passierten. »Danke für die Warnung. Ich tue so, als wäre ich beschäftigt.«
Trishs Kommentar hatte nicht nur den Wachmann alarmieren, sondern auch Dr. Abaddon daran erinnern sollen, dass Trish nicht der einzige Störenfried im SMSC war, falls er sich einen ungestörten Abend mit Katherine vorgestellt hatte.
»Und woher kennen Sie Katherine Solomon?«, fragte Trish mit einem Blick zu dem geheimnisvollen Besucher.
Dr. Abaddon kicherte. »Oh, das ist eine lange Geschichte. Wir haben gemeinsam an einem
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