Das Verlorene Symbol
Projekt gearbeitet.«
Hab schon verstanden, dachte Trish. Geht mich nichts an.
»Eine erstaunliche Anlage«, sagte Abaddon und blickte sich um, während sie den breiten Korridor hinuntergingen. »Ich war noch nie hier.«
Trish bemerkte, wie Abaddon alles in sich aufzunehmen versuchte. In der hellen Beleuchtung des Gangs fiel ihr außerdem auf, dass der Mann offenbar eine Bräunungscreme benutzt hatte. Merkwürdig. Doch Trish ließ sich ihr Befremden nicht anmerken, sondern schilderte Abaddon mit knappen Worten Sinn und Zweck des SMSC und berichtete ihm von den Magazinen und Lagerräumen und deren Inhalt, während sie durch die verlassenen Gänge wanderten.
Der Besucher schien beeindruckt. »Das hört sich ja so an, als gäbe es hier einen wahren Schatz an unbezahlbaren Artefakten. Ich frage mich, wieso nicht überall Wachposten stehen?«
»Nicht nötig«, antwortete Trish und deutete auf die Objektive der Sicherheitskameras hoch oben an der Decke. »Die Überwachung ist automatisiert. Jeder Zentimeter dieses Gangs wird vierundzwanzig Stunden am Tag aufgezeichnet, sieben Tage die Woche. Er ist das Rückgrat der gesamten Anlage. Niemand kann in eines der Magazine oder einen der angrenzenden Räume, ohne hier durchzukommen, und er braucht eine Chipkarte und eine PIN-Nummer.«
»Sehr effizient.«
»Wir hatten noch nie einen Diebstahl. Klopf auf Holz. Andererseits ist das SMSC nicht die Art von Museum, die jemand berauben würde – es gibt auf dem Schwarzmarkt keine Nachfrage nach ausgestorbenen Blumen, Inuit-Kajaks oder Kadavern von Riesenkalmaren.«
»Vermutlich nicht«, kicherte Dr. Abaddon.
»Die größte Gefahr für unsere Sicherheit stellen Nagetiere und Insekten dar.« Trish erklärte, wie das SMSC Insektenplagen vermied, indem sämtliche Abfälle tiefgefroren wurden. Außerdem gab es eine architektonische Besonderheit namens ›Todeszone‹, eine lebensfeindliche Barriere zwischen doppelten Außenwänden, der die gesamte Anlage einhüllte.
»Faszinierend«, sagte Dr. Abaddon. »Und wo befindet sich das Labor von Katherine und Peter Solomon?«
»In Magazin 5«, antwortete Trish. »Ganz am Ende des Gangs.«
Unvermittelt hielt Abaddon inne und machte dann ein paar Schritte nach rechts auf ein kleines Fenster zu. »Das ist ja nicht zu fassen! Sieh sich das einer an!«
Trish lachte. »Ja. Das ist Magazin 3. Wir nennen es das Feuchtbiotop.«
»Feuchtbiotop?«, fragte Dr. Abaddon, wobei er das Gesicht gegen die Scheibe drückte.
»Dort drinnen lagern fast zwölftausend Liter Ethanol. Erinnern Sie sich an den Riesenkalmar, den ich vorhin erwähnt habe?«
»Das ist er?« Dr. Abaddon wandte sich vom Fenster ab und blickte Trish mit großen Augen an. »Er ist riesig!«
»Ein weiblicher Architeuthis«, sagte Trish. »Über zwölf Meter lang.«
Dr. Abaddon war offenbar völlig hingerissen vom Anblick des Geschöpfs und außerstande, den Blick vom Fenster zu lösen. Für einen Moment fühlte Trish sich an einen kleinen Jungen vor dem Schaufenster eines Zoogeschäfts erinnert, der sich nichts sehnlicher wünschte, als hineinzugehen und die Tiere zu streicheln. Fünf Sekunden verstrichen, und Abaddon hatte sich immer noch nicht vom Fenster abgewendet.
»Also schön«, sagte Trish schließlich lachend und schob ihre Chipkarte in den Leseschlitz, bevor sie ihre PIN-Nummer eintippte. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen den Kalmar.«
Mal'akh betrat die dämmrige Welt von Magazin 3 und suchte Decke und Wände nach Sicherheitskameras ab. Katherines kleine dicke Assistentin begann herunterzuleiern, welche kostbaren Präparate in diesem Magazin aufbewahrt wurden. Mal'akh hörte gar nicht hin. Er interessierte sich nicht im Geringsten für Riesenkalmare oder andere Monstrositäten. Er hatte nur ein Ziel: Er musste ein unerwartetes Problem aus dem Weg räumen, und dieser dunkle, abgeschiedene Raum war dafür wie geschaffen.
KAPITEL 35
Die Treppe ins Tiefgeschoss des Kapitols war so schmal und steil wie eine Hühnerleiter. Langdons Atem ging immer schneller, und seine Brust fühlte sich an wie zugeschnürt. Die Luft hier unten war kühl und feucht. Unwillkürlich stieg die Erinnerung an eine ähnliche Treppe in ihm auf, die er vor ein paar Jahren in die Nekropolis des Vatikans hinuntergestiegen war. Die Stadt der Toten.
Anderson, der vorausging, leuchtete ihnen mit seiner Taschenlampe den Weg. Sato folgte dicht hinter Langdon und trieb ihn hin und wieder mit leichten Schubsern zur Eile an. Schneller kann ich nicht!
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