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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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wartet
hier«, gebot er seiner Schar, während er steifbeinig vom
Pferd stieg, »bis ich zurückkehre. Ich will uns hier eine
Unterkunft besorgen. Sprecht mit niemandem.«
    Gilbert betrat das Haus, das den Namen »Händlers
Rast und Ruh’« führte, und gab sich alle Mühe, wie ein
Edelmann zu erscheinen. Er schlug seinen schwarzen
Umhang zurück und zog die Jacke gerade. So konnte er
sich durchaus sehen lassen. Er war stolz auf ihren
eleganten Schnitt, auch wenn der rosafarbene Samt nach
den Monaten auf der Straße etwas stumpf und fleckig
aussah.
    »Guter Mann!« rief Gilbert leutselig, als der Wirt sich
ihm durch den überfüllten Schankraum näherte. »Ein
schönes Zimmer für mich, das beste, das Ihr habt, und
eine angemessene Kammer für mein Gefolge.«
    Der Wirt nahm ihn in Augenschein. Dem Äußeren
nach zu urteilen stammte der Fremde aus Karlon. Seiner
Kleidung nach mußte er wohlhabend sein, wofür auch
der pralle Geldbeutel an seinem Gürtel sprach.
    »Edler Herr«, murmelte der Mann sogleich unterwürfig
und verwies auf den Schankraum. »Wie Ihr Euch selbst
leicht überzeugen könnt, herrscht bei mir Hochbetrieb. Ich
kann Euch für Euch selbst ein gutes Zimmer anbieten, und
die Kammer über dem Stall für Euer Gefolge«, er seufzte,
»aber leider muß ich dafür einen Zuschlag verlangen …«
Nach einer kurzen Pause nannte er den Preis.
    Gilberts Miene verfinsterte sich, und am liebsten hätte
er dem unverschämten Kerl ein paar Maulschellen
verabreicht. Für die Summe bekam man andernorts eine
ganze Zimmerflucht in einem Palast. Aber hier hielten
sich zu viele Menschen auf, und er wollte kein Aufsehen
erregen, sondern in aller Stille seinen Geschäften
nachgehen und dann ungesehen verschwinden. Gilbert
warf einen nervösen Blick auf die Zecher – ob sich dort
jemand aufhielt, der ihn womöglich kannte? – und nickte
dann knapp.
    »Wenn ich nicht so in Eile wäre, Mann, hätte ich Euch
für einen so maßlosen Preis ausgelacht. Leider habe ich
wichtige Geschäfte zu erledigen und kann es mir nicht
leisten, auch nur eine weitere Minute zu vergeuden.
Einverstanden, ich nehme Zimmer und Kammer.«
    »Die Hälfte bitte im voraus«, bat der Wirt ungerührt.
Gilbert schleuderte ihm die geforderten Münzen geradezu hin.
»Wollen wir hoffen, daß das Zimmer wenigstens
halbwegs den Wucherpreis rechtfertigt!«
    Sobald Gilbert sich davon überzeugt hatte, daß die
anderen gut untergebracht waren – und man mußte dem
Wirt zugute halten, daß die Kammer einen reinlichen
Eindruck machte und über annehmbare Betten verfügte –
, begab er sich in sein eigenes Zimmer, um sich zu
waschen und etwas zu sich zu nehmen. Danach eilte er
hinunter auf die Straße.
    Es war zwar bereits später Nachtmittag, aber das
Gewimmel hatte noch nicht im mindesten nachgelassen.
Gilbert mußte die Ellenbogen einsetzen, um sich bis zum
Marktplatz vorzukämpfen. Artor hatte ihm verheißen,
daß sich womöglich Faraday hier befinden würde. Bei
der Aussicht spürte der junge Mann, wie sich ihm vor
Erregung der Magen zusammenzog.
    Der Marktplatz wurde von der gewaltigen Markthalle
beherrscht. Zu seiner großen Überraschung entdeckte
Gilbert, daß deren Dach mit vergoldeten Ziegeln gedeckt
war. Im Erdgeschoß befanden sich Arkadengänge, und
dort hatten sich Händler eingerichtet, die die unterschiedlichsten Waren feilboten.
    Gilbert eilte dorthin und blieb vor dem erstbesten Stand
stehen. »Verzeiht bitte«, sprach er die Händlerin an.
Sie hob den Kopf. »Ja, bitte?« Der Blick des Fremden
fuhr hierhin und dorthin, aber nicht auf ihre Ware. Die
Frau kniff die Augen zusammen. Vielleicht gehörte er ja
zu der Sorte Edelleute, die den Markt nach einer Schönen
absuchten, die sie abends in ihr Haus locken konnten.
»Verzeiht bitte«, sagte Gilbert noch einmal, obwohl er
die Aufmerksamkeit der Händlerin längst errungen hatte.
Aber ihm gefiel die Art nicht, wie sie ihn musterte.
»Vielleicht könnte ich von Euch eine Auskunft bekommen.«
»Nur zu«, forderte sie ihn etwas ruppig auf.
»Nun, ich staune über all die Bäume hier.«
Die Frau richtete sich gerade auf, wischte sich die
Hände an der Schürze ab und starrte den Fremden an.
»Ich frage mich, wie weit der Wald nach Norden
reicht«, fuhr Gilbert rasch fort. »Ihr müßt nämlich
wissen, daß ich aus dem Süden stamme und gerade erst
hier eingetroffen bin.«
Die Haltung der Frau lockerte sich ein wenig; denn die
Bäume standen erst seit

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