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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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ihren neuen
Wald nannte, sah Gilbert sich schließlich gezwungen,
seine Truppe zwischen die verwünschten Bäume zu
führen, weil sich Arken anders nicht erreichen ließ. Artor
hatte ihm nämlich in den vergangenen Wochen zugeflüstert, daß er sie dort am ehesten antreffen könne. Dort
vermochte er sie einzufangen und könne schließlich seine
Hände um den zerbrechlichen Hals der Edlen legen.
Diese Aussicht verlieh dem Kirchenmann den nötigen
Mut, sich in den Wald zu wagen.
    Das Bardenmeer erstreckte sich inzwischen vom Wald
der Schweigenden Frau bis nach Arken, schloß die Alten
Grabhügel in sich ein, bog dann aber südlich und östlich
der Stadt ab und näherte sich rasch den Farnbergen. Mit
jedem Tag, an dem die beiden Frauen mehr Schößlinge
aus Urs Baumschule einsetzten, schwoll das Summen der
Bäume an Kraft und Lieblichkeit weiter an und streckten
sie ihre Blätter noch fröhlicher der Sonne und den
Sternen entgegen.
    Gilbert ritt jetzt hinter dem Wagen – er fand es besser,
wenn Moryson nun angesichts der dräuenden Gefahren
die Spitze übernahm – und gab sich äußerlich ruhig, auch
wenn es ihn die größte Selbstbeherrschung kostete. In
diesen widerlichen neuen Forst einzudringen, kam ihm
noch furchtbarer vor, als der Ritt mit Axis in den Wald
der Schweigenden Frau. Die Bäume dort waren schon
uralt gewesen und müde und verbraucht. Aber dieses
Grün hier hatte eben erst das Licht der Welt erblickt und
barst vor Kraft und Leben. Auch wenn der Bruderführer
sich das nicht gern eingestand, so konnte er doch die
Magie dieses Waldes förmlich riechen. Durch das dichte
Blätterdach ließ sich der Himmel kaum noch erkennen,
und Gilbert kam sich darunter so vor, als hätte man ihn
lebendig begraben.
    Die Brüder kauerten während der Fahrt durch den
verhaßten Forst auf dem Wagen eng nebeneinander. Nur
Moryson schienen der Geruch und die Musik des
Bardenmeers nichts anhaben zu können. Aber der
ehemalige Erste Berater war ein alter Mann und hatte in
seinem Leben schon viele merkwürdige Dinge gesehen.
Selbst der Anblick merkwürdiger Gesellen, die im
kristallklaren Wasser von Bergbächen herumtollten,
brachte ihn nicht aus der Ruhe.
    Nach vier Stunden lichtete sich endlich das Dunkel
über ihnen, und Gilbert gab seinem Roß die Sporen, um
vor den Karren zu gelangen. »Seht ihr!« rief er. »Ich
habe euch hindurchgeführt!«
    Arken brodelte vor Leben, auf den Straßen herrschte
emsiges Treiben, und das entsetzte den Bruderführer.
Wie konnten Menschen mit so viel Freude und Eifer
ihren täglichen Geschäften nachgehen, wenn sich nur
vierhundert Meter vor der Stadt ein teuflischer Wald
erstreckte?
    Arken gehörte zu den größten und wichtigsten Städten
des Landes. Umgeben von einer mächtigen Stadtmauer
beherbergte die Stadt neben vielen Mietshäusern eine
enorme Markthalle, ein Zeichen der wirtschaftlichen
Macht der Handwerkszünfte und Händlergilden. Das
Rathaus war eindrucksvoller als alle Bethallen, die
Gilbert je gesehen hatten. Die Straßen waren nicht nur
sämtlich gepflastert, sie wurden auch ohne Ausnahme
jeden Morgen und Abend gefegt, damit Staub und Unrat
sich nicht auf ihnen festsetzen konnten. Beinahe fünfundsechzigtausend Einwohner zählte die Stadt. Gilbert
konnte es jetzt erst recht nicht fassen, daß ein so mächtiger Ort so einfach vor Axis und seiner Armee kapituliert
hatte. Arken hätte jeder Belagerung monatelang standhalten können – doch statt dessen waren dem Krieger nach
kürzester Zeit die Tore geöffnet und ihm auch noch
Arkens eigener Herrscher, Graf Burdel, ausgeliefert
worden.
    Gilbert glaubte aber zu wissen, woran das gelegen
hatte. Arken war ein durch und durch verdorbener Ort, in
dem sich das Gift und die Lügen der Unaussprechlichen
eingenistet hatten. Und so hatten diese schlechten,
verführten Menschen den tapferen Grafen Burdel – der
doch stets so getreulich für Bornheld und Artor gestritten
hatte – gegen dessen Willen dem Verräter Axis geopfert.
Doch nun befand sich der Graf in der Obhut Artors.
Hatte er in seinem Leben nur Verrat und Heimtücke
kennenlernen dürfen, so hatte er nun in der Ewigkeit
seine gerechte Belohnung gefunden. Derart eingestimmt,
führte Gilbert den Wagen mit seinen Jüngern durch den
dichten Verkehr auf den Straßen zum Marktplatz.
    Ein paar Mal fragte er nach dem Weg, und dann hielt
er vor einem kleinen Gasthof, der sich in einer Gasse
unmittelbar vor dem Marktplatz befand. »Ihr

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