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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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kaum übersehen. Schon seit
Tagen verfolgten die Bürger voller Verwunderung, wie
ein großer Wald auf sie zu wuchs. Und in den zwei
Tagen, bevor Faraday durch das Stadttor Einzug hielt,
hatten die Männer, Frauen und Kinder bereits die Zinnen
besetzt und verfolgten das Tun der beiden.
    Einige Städter erfüllte das Herannahen des Waldes mit
Furcht. Zu ihrer Entschuldigung mochte angeführt
werden, daß der Seneschall hier noch bis vor wenigen
Monaten sein strenges Regiment geführt hatte. Aber in
Arken hielten sich auch viele Ikarier auf, und diese
lächelten selig und versicherten den Menschen, daß hier
Faraday, die Baumfreundin, käme, um ihnen Wunder und
keinen Schrecken zu bringen.
    »Schon bald«, versprachen die Vogelmenschen, »wird
man Arken als das Tor zu diesem Zauberwald kennen,
und Euer Markt wird unter dem Ansturm der Achariten,
der Ikarier und vielleicht auch der Awaren aufblühen und
noch mehr gedeihen. Und schaut doch, Faraday setzt die
Schößlinge nur in ungenutztes Land ein. Eure Straßen
und Handelswege bleiben also ebenso frei wie Eure
bestellten Felder. Ihr braucht sie wirklich nicht zu
fürchten, denn sie will Euch nicht schaden.«
    Aber Faraday war ja noch mehr. Viele staunten nicht
schlecht, als sie in der Baumfreundin die Frau wiedererkannten, die einmal ihre Königin gewesen war, die
Gemahlin des vor kurzem ums Leben gekommenen und
allgemein wenig beweinten Herrschers Bornheld.
    »Und die Geliebte von Axis«, fügte ein Ikarier flüsternd hinzu. Schon griffen andere dieses Wort auf, und
schnell verbreitete es sich im ganzen Ort. Mochte ihre
Amtszeit auch nur kurz gewesen sein, so hatte sie sich
doch den Ruf einer gerechten und mitfühlenden Herrscherin erworben. Während Bornheld im Norden damit
beschäftigt gewesen war, in gewaltigem Ringen die
Skrälinge abzuwehren, hatte Faraday buchstäblich allein
Achar regiert. Viele der Handelsleute in Arken hatten sie
seitdem tief ins Herz geschlossen, denn ihren Entscheidungen war es maßgeblich zu verdanken, daß die Stadt
zu neuem Reichtum gekommen war.
    Wie schön sie ist, tuschelten die Bürger, als die Edle
zusammen mit ihrer Begleiterin dann eines Tages vor
dem Stadttor stand. Welch eine Ehre, sie in den Mauern
Arkens beherbergen zu dürfen.
    Bürgermeister Kulperich Fenwicke eilte persönlich
herbei, um Faraday und die Bäuerin am Tor willkommen
zu heißen. Er führte sie dann in sein Haus, wo er und
seine Frau sie vier Tage und vier Nächte aufnahmen und
bewirteten.
    Gilbert führte seine kleine Schar Brüder nach Nordosten.
Seit Wochen schon versperrte ihnen eine dichte Reihe
von Bäumen den Weg. Sie standen so hoch und eng, daß
der Kirchenmann schon befürchtete, sie würden eines
Tages noch die Sonne selbst verdunkeln.
    Natürlich trug Faraday die Schuld an dieser Verschandelung. Jede Nacht flüsterte Artor Gilbert ins Ohr,
ermunterte ihn zu noch größeren Anstrengungen und
erzählte ihm, wie das Unkraut, das Faraday anpflanzte,
seine Seele angriff und schwächte.
    Täglich wächst ihr Flüstern, lieber Gilbert, und Stunde um Stunde verbreiten sie mehr von ihrer Zauberei
unter den glaubensmatten Menschen. Und im Süden sei
es zu noch viel Schlimmerem gekommen, aber davon
berichtete Artor seinem lieben Gilbert nichts.
    Vernichte dieses Mädchen, Gilbert, und wenn das
vollbracht ist, können wir unsere ungeteilte Aufmerksamkeit auf die Bäume richten. Wir beide werden ein riesiges
Feuer machen, ja? Töte Faraday, und dann darfst du es
auch anzünden.
    So trieb Gilbert seine Schar unerbittlich voran und
predigte ihnen über die widernatürliche Art des Waldes,
der Arken zu bedecken sich anschickte. Doch Tag um
Tag mehrte sich der Kleinmut der Mönche. Wie könnten
sie eine Katastrophe so ungeheuren Ausmaßes aufhalten?
Aber wenn sie ihren Führer verzagt vom Wagen herab
fragten, was denn zu tun sei, antwortete er, der ihnen
voranritt, daß er bereits einen großen Plan habe, in den er
sie zur rechten Zeit einweihen werde.
    Moryson, der schweigsam und in seinen Umhang
gehüllt vorn auf dem Karren saß, fragte sich, ob der
Jüngling wirklich einen kühnen Plan ausgetüftelt habe.
Und während er die Zügel der zunehmend muntereren
Gäule nur lose in der Hand hielt, vermutete er, ein Plan
bestehe womöglich bereits, nur müsse Artor seinem
neuen Bruderführer erst noch die Einzelheiten verraten.
    Nachdem sie einige Wochen am Südrand des Bardenmeers entlanggezogen waren, wie Faraday

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