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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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sicher, daß das
Glänzen der silbernen Augen der Skrälinge selbst hier
unten zu sehen sein müßte. Auch würde man früh genug
ihr Gewisper vernehmen können. Der Führer der
Rabenbunder konnte sich nicht daran erinnern, jemals
einem schweigsamen Skräling begegnet zu sein.
    Und so trotteten sie weiter durch die Finsternis. Sie
gewöhnten sich an die Dunkelheit, atmeten sie, aßen sie
und tranken sie. Der Häuptling wollte nicht, daß die
Kreaturen vorzeitig auf sie aufmerksam würden; denn er
strebte danach, seine Männer nach der Erkundung heil
und vollzählig wieder hinauszuführen.
    Aber einen nach dem anderen holte sich der unsichtbare Feind die Männer. Ließ die Opfer lautlos in die ewige
Nacht irgendeines der unzähligen Stollen verschwinden.
Die Rabenbunder, die weiter vorn gingen, bemerkten zu
spät, daß ihr Hintermann fehlte. Keiner wußte zu sagen,
seit wann er verschwunden war.
Ho’Demi war schließlich selbst als Schlußmann gegangen, aber nach etwa einer Stunde wurde der Mann an
der Spitze vermißt. Wenig später der hinter ihm, und bald
befand der Häuptling sich ganz allein in dieser Welt der
Finsternis. Und wußte nicht mehr ein noch aus.
    Wenn er gekonnt hätte, wäre er stehenden Fußes aus
dieser Hölle geflohen, aber irgendwann hatte er vollkommen die Orientierung verloren. Ihm blieb nichts
anderes übrig, als immer weiter gebückt durch die
niedrigen Gänge zu gehen. Bald erschien ihm selbst der
Tod als Erlösung.
    Aber kampflos wollte er deswegen noch lange nicht
sterben. Schließlich mußte er der Prophezeiung dienen, und
außerdem wartete ja auch seine Gemahlin Sa’Kuja auf ihn.
Ho’Demi ruhte sich ein paar Minuten lang aus, nahm einen
kleinen Schluck Wasser aus der fast leeren Feldflasche an
seinem Gürtel und raffte sich dann wieder auf. Langsam …
vorsichtig … immer nur ein Stückchen weiter … und hinter
jeder Ecke mit dem Feind rechnend …
    Und plötzlich – Getuschel um ihn herum.
Der Häuptling erstarrte, riß den Kopf hoch und knallte
mit dem Schädel gegen die niedrige Tunneldecke.
Und wieder hob es an.
Ho’Demi brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, daß
das Geräusch nicht von vorn aus dem Stollen, sondern
aus seinem Kopf kam.
Das Getuschel nahm seinen ganzen Geist gefangen.
Was immer seine Kämpfer ausgeschaltet hatte, befand
sich gewiß schon auf dem Weg, auch ihn zu holen. Er
spreizte die Finger und schloß sie dann um den Griff
seines Dolches. Falls er die »Tuschler« nicht abwehren
könnte, würde er sich selbst das Leben nehmen. Wenn
der Häuptling von eigener Hand stürbe, könnte er sich
wenigstens vorstellen, draußen auf den Eisflächen
Rabenbunds den Tod zu finden, wie es sich für einen
Kämpfer seines Volkes geziemte.
… wer seid Ihr? … wer seid Ihr? Das Tuscheln war
näher gekommen.
Ein Rabenbunder, antwortete der Geist des Barbaren
von allein. Die Tuschler, die, wie er spürte, sich hinter
ihm im Tunnel zusammenrotteten, verstummten verblüfft, und er fuhr fort: Ich heiße Ho’Demi und bin
Häuptling der Rabenbunder.
… das macht nichts … Ihr könnt trotzdem sterben,
hörte er es tuscheln.
Warum? Der Kämpfer fühlte ihren Drang, ihn umzubringen, aber er konnte sich keinen Reim darauf machen,
wieso ihnen so an seinem Tod gelegen war. Dabei mußte
er den Grund dafür erfahren. Jeder aufrechte Mann hatte
das Recht zu wissen, warum man ihm ans Leben wollte.
Wieder antwortete ihm das seltsame Tuscheln. Warum
vermag er mit uns zu sprechen? Die anderen waren dazu
doch nicht in der Lage. Niemals, keiner von ihnen.
Ich spreche mit meiner Gedankenstimme, weil dies zu
den Vorrechten eines Häuptlings der Rabenbunder
gehört. Alle Rabenbunder dienen der Prophezeiung, und
ihr Häuptling steht dabei an erster Stelle. Warum wollt
Ihr mich töten?
Damit Ihr mit uns eins werden könnt. Möchtet Ihr das
denn nicht gerne?
Nein, ich möchte nur raus aus dieser finsteren Höhle. Allgemeines Seufzen. Das wollen wir auch. Aber wir
benötigen eine Welt, auf der es grausamer zugeht als in
der, die wir verloren haben. Sonst wird man uns draußen
nicht aufnehmen.
    Ho’Demi hatte das Gefühl, sein Kopf drohe jeden
Moment zu explodieren. Wenn er sich in Gedanken mit
Axis verständigte, bereitete ihm das keinerlei Qualen,
aber diese Wesen hier sprachen mit scharfen Klauen, die
sich mit jedem Wort tiefer in sein Bewußtsein bohrten.
Außerdem verwirrten ihn ihre Äußerungen. Was hatte er
sich unter einer Welt vorzustellen, wo es

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