Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05
zurückreiten kann, dann will
ich vorher zu Euch kommen und Euch hinführen.
Ihr seid ein aufrechter Mann, das spüren wir deutlich
… Dann kommt später, um uns zu holen.
Der Häuptling kroch hinter den Felsen zurück. Könnt
Ihr sie von hier vertreiben? fragte er noch einmal.
Wir vermögen alles und jeden aus diesen Höhlen und
Felskammern zu verjagen, wenn uns das gefällt. Das
Tuscheln klang durchaus frohgelaunt.
Dann seid bitte so grausam.
Axis?
Der Krieger fuhr so heftig auf Belaguez hoch, daß er
beinahe aus dem Sattel gefallen wäre. Belial, der hinter
ihm ritt, trieb sein Roß rasch zu ihm.
Ho’Demi?
Sternenmann, ich habe sie aufgestöbert. Sie hielten
sich dort auf, wo Ihr sie vermutetet. In den Bergwerken
der Trübberge.
Der Krieger glaubte, sich verhört zu haben. Sie hielten sich dort auf?
Trotz der Entfernung zwischen ihnen nahm er deutlich
die Erheiterung des Häuptlings wahr. Ein gewaltiger
Feind erwartete Euch, Sternenmann. Sie waren zahllos
wie die Flocken bei einem Schneesturm und sind
inzwischen so gepanzert, daß ein Soldat schon sehr
genau zielen und mit sicherer Hand zustechen muß, um
ihr Auge zu treffen. Und erst die Greifen … Wenn sie in
ihrer ganzen Anzahl aufsteigen, verdunkeln sie den
Himmel. Aber dieses Heer verbirgt sich nicht länger im
Berg. Ich habe es für Euch daraus vertrieben.
IHR HABT WAS GETAN?
Na gut, ich hatte ein wenig Hilfe. Ein merkwürdiges
Getuschel war zu hören.
Axis stieß eine Verwünschung aus. Hatte die Kälte
dem Mann den Verstand getrübt?
Reitet zur Mündung des Flusses Azle, Sternenmann.
Dort werdet Ihr auf den Feind stoßen.
An der Mündung des Azle?
Oh, Axis! tuschelte es aufgeregt.
26 E IS UND
G
ELÄCHTER
Er stritt für einen mächtigen Herrn, und im Namen dieses
Erhabenen befehligte er die gewaltigste aller Armeen,
die sich viele Meilen weit in jede Richtung erstreckte …
Timozel lächelte vor sich hin und ließ die Kälte ins
Mark seiner Knochen eindringen. Seit er seinem Herrn
die Treue geschworen hatte, machten Frost und Eis ihm
nichts mehr aus. Im Gegenteil, es verlangte ihn geradezu
danach.
Der eisige Wind blies ihm in den Rücken, während
Hunderttausende seinen Namen schrien und ihm
hingebungsvoll jeden seiner Wünsche erfüllten. Vor ihm
stand eine andere Armee – die seines bemitleidenswerten
Gegners. Die Feinde zitterten vor Furcht. Der andere
General konnte dem genialen Feldherrn das Wasser
nicht reichen …
Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite und entdeckte
zu seiner Freude, daß die Scharen der Skrälinge sich
tatsächlich über viele Meilen weit in jede Richtung
erstreckten. Und ihr unablässiges Wispern und Geflüster
hallte von seinem Namen wider. Bald, wenn er den
Befehl gab, würden sie ihn laut herausschreien.
Unnennbare Siege harrten seiner …
»Bald schon, bald«, sagte sich der Jüngling und schaute wieder nach vorn.
Die Dinge hatten sich nicht ganz so entwickelt, wie sie
von ihm geplant waren. Aber das sollte ihn jetzt nicht
weiter stören. Er würde schließlich Axis gegenüberstehen
– und wie viele Tage, Monate und Jahre hatte Timozel
diesen Tag herbeigesehnt! Sein Heer übertraf das seines
Gegners um das Zehnfache, und er würde bei der
kommenden Schlacht die Regeln aufstellen. Vielleicht
konnte der Jüngling seinen früheren Befehlshaber nicht
überraschen, aber er würde ihn überwältigen. Oh ja, er
würde ihn in die Knie zwingen.
Eine mächtige und ruhmreiche Schlacht … die Stellungen des Gegners überrannt … und der Feind fiel bis
auf den letzten Mann (und auch bis auf die letzte
Kreatur, die in seinen Reihen kämpfte). Feldherr Timozel
hingegen verlöre nicht einen Soldaten …
Die Vision von Jervois, gar keine Frage. Dort hatte der
Jüngling tatsächlich einen mächtigen und ruhmreichen
Sieg errungen. Und wie sehr hatte er seinen ersten
Triumph genossen!
Ein neuer Tag, eine neue Schlacht … Der Feind setzte
an diesem Tag verderbte Zauberei ein, und die Truppen
des Herrn trafen ein paar empfindliche Schläge …
dennoch errang der Feldherr auch an diesem Tag den
Sieg … und der Gegner und sein verwundeter General
flohen vor ihm …
Der Jüngling wußte sehr wohl, daß Axis’ Armee sich
nicht im Handumdrehen besiegen ließ. Schließlich galt
zu berücksichtigen, daß sowohl der Krieger als auch
seine Soldaten schon mehrere Schlachten geschlagen und
einiges an Kampferfahrung dazugewonnen hatten. Aber
Timozel gab sich der Hoffnung hin, daß Axis
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