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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Ihr mir an den langen Abenden an Bord der
›Robbenhoffnung‹ die Zeit vertrieben habt, und ganz
besonders dafür, daß Ihr und die Euren das Geheimnis
um die Insel des Nebels und der Erinnerung so lange habt
bewahren können.«
    Der Prinz von Nor mußte ganz gegen seine Gewohnheit vor Rührung schlucken. Bisher hatte er sich selbst
immer für viel zu abgebrüht und welterfahren gehalten,
um Gefahr zu laufen, je in eine solche Verlegenheit zu
geraten. Aber bislang hatte er ja auch nicht eine Nichte
wie Aschure gehabt. Sie hatte ihrer Mutter und damit
seiner Schwester Niah wie auch dem Hause Nor viel
gegeben, worauf dieses mit Recht stolz sein durfte,
entschuldigte er vor sich selbst die Tränen und klopfte
Aschure auf den Rücken. »Seid Ihr Euch auch ganz
sicher, das Richtige zu tun?«
    Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und wischte
ihm die nassen Streifen von den Wangen. »Nein, aber
das hat mich noch nie aufgehalten.«
    Der Prinz lachte und ließ sie los. »Ihr seht müde aus,
Nichte. Vielleicht vermißt Ihr ja schon die schwankenden
Kojen auf der ›Robbenhoffnung‹.«
    »Vielleicht habe ich ja die ganze Nacht im Garten
gearbeitet, Onkel«, erwiderte Aschure, ohne sich aber
näher darüber auszulassen. »Und nun verabschiedet Euch
von Eurer Tochter. Wenn das Schicksal es will, bringt sie
bei ihrer Rückkehr sicher ihren Gemahl mit.«
    Isgriff wandte sich an Kassna, die so fröhlich wirkte,
wie schon seit Monaten nicht mehr, und nahm sie in die
Arme. Er hatte auch allen Grund, auf seine jüngste
Tochter stolz zu sein. Ohne diese beiden jungen Frauen
würde ihm Karlon sicher leer und langweilig vorkommen. Aber vielleicht konnte er ja einige der ikarischen
Zauberer auf einen Besuch einladen. Bei den Sternen,
von diesen Vogelmenschen bevölkerten mittlerweile
solche Scharen den Himmel, daß es doch gelacht wäre,
nicht den einen oder anderen von ihnen zu einem
Schwatz bewegen zu können.
    Sie standen vor der Eingangstür des Narrenturms
beisammen, und die Vormittagssonne schien recht matt
auf sie herab. Alle, bis auf Aschure, wirkten erwartungsvoll, einige sogar ein wenig bang. Wie sollte die junge
Frau nur die ganze Gruppe nach Sigholt bekommen?
Lediglich ein Pferd befand sich, gehalten von einem
Stallknecht, bei ihnen, ihr Hengst Venator, und die
Ungeduld ließ ihn tänzeln, daß sein Fell rot aufleuchtete.
Aschure hatte ihr Roß bei der Rückkehr liebevoll
begrüßt. So lange hatten sie sich nicht mehr gesehen, und
noch länger waren sie nicht ausgeritten. Die junge Frau
hatte ihm auf den Hals geklopft und ihm ins Ohr
geflüstert, daß sie noch heute über die Weiten des
nördlichen Tencendor dahinjagen würden.
    Kassna entfernte sich nun von ihrem Vater und gesellte sich zu Rivkah. An ihrer Seite standen bereits Imibe
und die beiden Kindermädchen, die Aschure in Piratenstadt angeheuert hatte. Die beiden trugen nun jede einen
ihrer Zwillinge auf dem Arm. Aufgeregte Alaunt strichen
den Anwesenden um die Beine. Manchmal vergaßen sie
sich in ihrer Vorfreude und bellten entweder das Wasser
oder den schweigenden Turm an. Die Riesenhunde
spürten die Veränderung, die in ihrer Herrin vor sich
gegangen war – und auch, daß sie etwas Magisches
erwartete.
    Die junge Frau trug zum ersten Mal seit Monaten
wieder die enge graue Uniformhose und das dazugehörige blutrote Langhemd. Das Haar hatte sie sich nicht
geflochten und hochgesteckt, es hing ihr lose bis auf den
Rücken hinunter. Jetzt warf Aschure einen letzten Blick
auf Karlon, winkte ihrem Onkel noch einmal zu und
zeigte auf ihren Turm: »Sind die Damen bereit?«
    Rivkah setzte sich sofort in Bewegung, blieb dann
aber wieder stehen. Ihre Schwiegertochter hatte ihnen
noch nicht erklärt, auf welche Art sie die ganze Schar
nach Sigholt befördern wollte. Irgendwie wurde Rivkah
nämlich den Verdacht nicht los, daß Aschure hier
Augenwischerei betrieb, die letztendlich nur dem Zweck
diente, die anderen loszuwerden, um dann doch noch
allein in den Norden reisen zu können. Wollte die junge
Frau sie etwa in den Turm locken, sie in einem unbeobachteten Moment dort einsperren und sich dann auf
Venator schwingen und ihm die Sporen geben?
    »Nein, ich plane nichts dergleichen«, erklärte Aschure
und öffnete die Tür. »Folgt mir bitte.«
Schon trat sie ein.
Rivkah warf einen unsicheren Blick auf die anderen,
ärgerte sich darüber, daß die junge Frau ihre Gedanken
so deutlich lesen konnte, und schritt hinter ihr in

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