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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Lärmen von Kindern gehört,
die auf den Hügeln nahe bei dem Ort Seeblick spielten.
Das Gewässer schimmerte im Rot der untergehenden
Sonne wie ein Rubin. Seit Aschure das letzte Mal hier
gewesen war, war seine Farbe voller und dunkler geworden. Der Lebenssee bot einen ebenso schönen und
prachtvollen wie geheimnisvollen Anblick, und er machte
seinem Namen alle Ehre. Tagsüber, wenn man ihn an den
Rändern in blauem Nebel eingefaßt betrachtete, hätte man
meinen können, eine Riesin sei hier vorbeigekommen und
habe ihr Gewand aus rotem Samt und blauer Gaze
abgelegt, um es im Sonnenlicht auszubürsten, sei dann
aber von etwas viel Wichtigerem abgelenkt worden und
seitdem nicht wieder zurückgekehrt.
Am Ufer des Sees wuchs und gedieh die Stadt. Alle
Häuser waren aus festen Steinmauern errichtet und
Türen, Fensterläden und -bänke in hübschem Grün, Rosa
oder Elfenbein gestrichen und mit grauen Schieferdä
chern gedeckt. Fröhlich bunte Schilder hingen über den
Eingängen, und die meisten Fenster besaßen Bleiglasscheiben, die im vergehenden Sonnenschein glänzten.
Die Bürger kehrten vom Abendspaziergang zurück,
überall wurden Straßenlaternen angezündet, und an den
Straßenecken standen Menschen zusammen, um mit den
Nachbarn Neuigkeiten und Tratsch auszutauschen.
Keiner der Flüchtlinge, die im Lauf des Jahres
hierhergeströmt waren, so hatte Roland ihr berichtet,
habe diesen Ort wieder verlassen. Und niemandem
schien auch der Sinn danach zu stehen. Der See und die
Hügel stellten ihnen alles, was sie brauchten, zur
Verfügung, und man verlebte hier immerzu freundliche
und warme Tage, während jenseits des schützenden
Nebels immer wieder furchtbare Winterstürme tobten.
Der Herzog hatte sich erst einmal setzen müssen, als
er vom Tod seines Freundes Jorge erfuhr. Die beiden
hatten sich seit Jahrzehnten gekannt und gut verstanden.
Und sie hatten wohl immer geglaubt, eines Tages Seite
an Seite in einer grimmigen Entscheidungsschlacht den
Tod zu finden. Jorge hatte dieses Ende tatsächlich
gefunden, während sein Freund sich weit entfernt von
ihm aufgehalten hatte – und sich nicht mehr Gedanken
gemacht hatte, als die über sein langsames, sanftes
Sterben hier im Zauberland von Sigholt.
Der Herzog war dem Tod noch ein Stück näher gekommen, das hatte Aschure sofort gesehen. Wo er vorher
noch irgendwo wie ein Schatten in Rolands Augenwinkeln gelauert hatte, starrte er ihm nun frech mitten aus
dem Antlitz. Der Herzog versicherte ihr jedesmal, daß er
keinerlei Schmerzen habe, aber bei den Mahlzeiten
zitterten seine Hände, und er setzte das Weinglas stets
nach einem winzigen Schluck ab. Ihm blieb vermutlich
höchstens noch ein Monat, und er würde sein geliebtes
Aldeni nie wiedersehen.
Irgendwie war Aschure fast froh darüber, denn wenn
er die Provinz jetzt sehen könnte, wie sie unter dem
Gewicht von Gorgraels Zorn litt, hätte es ihn furchtbar
mitgenommen und ihm das Sterben sehr viel schwerer
gemacht. Trotz seiner Erziehung zum Kriegsmann und
seiner Tätigkeit als Offizier und Befehlshaber war
Roland stets ein freundlicher Mann gewesen, der es
verdiente, auf diese sanfte Weise am Lebenssee zu
vergehen. Die junge Frau wußte, daß der Herzog nicht in
einem harten Ringen sein Leben lassen würde.
Aber wie stand es mit Axis? Ihr Gemahl verbrachte
sicher keine so angenehme Zeit. Haderte er Nacht für
Nacht in ohnmächtigem Zorn?
Aschure zitterte, und die Tränen traten ihr in die Augen. Morgen würde sie abreisen, nur sie allein und, wie
Belial es verlangt hatte, lediglich ihre Alaunt, Venator
und ihren Wolfen mitnehmen – und dann so rasch wie
möglich nach Westen eilen. Die junge Frau zweifelte
nicht daran, daß sie ihren Liebsten in den Schneeweiten
finden würde; denn der Mond nahm Nacht für Nacht zu
und würde seiner Göttin den Weg weisen.
Tief unter sich spürte sie den Zug und den Sog der
Wellen an den Grundmauern der Festung Sigholt. Aschure.
Die junge Frau drehte sich um und war weder überrascht, noch verspürte sie Angst.
Adamon trat zu ihr und legte ihr einen Arm um die
Schultern, während er ihr mit der freien Hand über
Gesicht und Haar strich. Die dunklen Locken – so
ähnlich denen Caelums, wie sie in diesem Moment
erkannte – fielen ihm bis auf die Schultern herab, und im
silbrigen Schein der Sterne und des Mondes konnte man
besonders gut die feinen Linien der vielen Muskeln an
seinem Körper erkennen.
Weint nicht um ihn.
     
Die junge Frau erbebte wieder, und der Griff

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