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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Gang. »Roland!«
Kassna verfolgte das Treiben Rivkahs mit großer
Verwirrung.
»Nehmt die Zügel meines Hengstes«, forderte Aschure
sie auf, »und betretet Sigholt, Kassna. Wenn die Brücke
Euch fragt, ob Ihr reinen Herzens seid, verzagt nicht,
sondern antwortet aus dem Innersten Eurer Seele.«
    Roland stand einen Moment wie gebannt da, bis ihn die
Freude überwältigte.
»Rivkah!«
Sie umarmte ihn atemlos. »Seht nur, wer mit mir
kommt, Herzog!« Und dann waren auch schon die
Alaunt da, bellten aufgeregt und sprangen an ihm hoch.
Als nächstes erschien eine junge Frau, die Roland im
ersten Moment für Aschure hielt. Sie schritt auf die
Brücke zu und führte einen prachtvollen Hengst mit sich.
Mitten auf dem Weg blieb sie stehen und sah sich
suchend um, weil sie nicht fassen konnte, daß der
steinerne Steg zu ihr sprach. Nun zeigte sich auch
Aschure und wirkte noch schöner und strahlender, als der
alte Herzog sie in Erinnerung hatte. Endlich kamen zwei
einfache Frauen, die jede einen Säugling im Arm trugen.
Eine dritte hielt ein Kleinkind, und das streckte begeistert
die Arme aus, als es den alten Mann sah.
»Roland!«
Der Herzog küßte die junge Frau auf die Wange und
drückte dann Caelum an sein Herz. »Aschure! Was?
Wie? Warum? Ach, verdammt, was ist geschehen?«
»Ach, Roland«, lachte die junge Frau. »Was geschehen ist? Habt Ihr hier denn überhaupt nichts mitbekommen, nachdem wir losgezogen waren, um Tencendor
wiedererstehen zu lassen?«
Der Herzog bebte vor Ungeduld. »Als ob wir hier
irgend welche Neuigkeiten erfahren würden! Dieser Ort
ist so abgelegen, daß wir uns manchmal vorstellen, uns in
einer ganz anderen Welt zu befinden. Wie viele Monate
sind vergangen, seit Axis mit seiner Armee losgezogen
ist? Donnerwetter, Caelum ist aber gewachsen! Und
diese beiden Kleinen da, gehören die auch zu Euch?«
Die junge Frau lächelte ihn an. »Aber, Euer Gnaden,
wo bleiben denn Eure Manieren? Da haben wir nun
unzählige Meilen in weniger als einer Stunde zurückgelegt, und Ihr laßt uns hier vor dem Burgtor stehen, um
mit uns ein Schwätzchen zu halten.«
Roland winkte die ganze Schar in den Burgturm.
»Speisen und ein wärmendes Feuer erwarten Euch dort
drinnen, und danach dürft Ihr alles loswerden, was Euch
auf dem Herzen liegt. Aber verratet mir zuvor noch, wie
es meinem guten Freund Jorge geht? Schwingt er immer
noch gegen die Skrälinge das Schwert, als wenn es kein
Morgen gäbe?«
Aschure warf Rivkah einen fragenden Blick zu, dann
lächelte sie traurig und legte dem Herzog eine Hand auf
den Arm. »Ach, mein Bester, ich fürchte, wir haben Euch
noch viel mehr zu berichten.«
Viel später, als sich bereits die Dämmerung wie ein
Tuch über die Burg und den See senkte, stand Aschure
allein oben auf den Zinnen des höchsten Turms. Sie
umhüllte nur ein dünnes weißes Leinenhemd, und ihr
schwarzes Haar wehte in der freundlichen warmen Brise,
die vom Gewässer heraufzog. Die junge Frau stützte sich
mit beiden Händen auf die uralte Brüstung und schloß
die Augen, um die Atmosphäre, das Leben und die
Vielzahl der Düfte in sich aufzunehmen, die sie hier
umgaben.
Als sie die Augen wieder öffnete und sich umdrehte,
rechnete sie schon halb damit, Axis vor sich zu sehen.
Wie er sie anlächelte, die Arme ausstreckte und voller
Liebe und Leidenschaft im Blick auf sie zu eilte.
Aber natürlich stand der Krieger nicht dort. Nur die
Nacht und die ersten Sterne am Himmel erwarteten sie.
Aschure mußte die Tränen zurückhalten. Der Sternenmann hielt sich viel weiter im Westen auf. Vielleicht
kämpfte er sich gerade durch Schneewehen, vielleicht lag
er aber auch irgendwo todwund und vergessen auf dem
Eis … und brauchte sie jetzt so sehr wie niemals zuvor.
Die junge Frau konnte ihn hier in Sigholt spüren, fühlte
seine Not und seine Verzweiflung, sie zu erreichen. Axis
rief nach ihr, rief und rief, und Aschure mußte sehr an
sich halten, um nicht gleich die Treppen hinunterzustürmen und mit nicht mehr als dem Hemd am Leib nach
Westen zu eilen.
»Axis«, flüsterte sie und sah dann wieder auf den See.
Unter ihrem schützenden blauen Dunst war die Stadt
rund um den See weitergewachsen. Auch auf den Hügeln
hatte sich einiges verändert. Farne, Wildblumen und
dunkle Bäume bedeckten einen Großteil der Hänge, und
dazwischen gab es Lichtungen und sorgfältig angelegte
Wege. Das Aroma der Blumen wehte angenehm zart
heran. Die junge Frau hatte vor dem Sonnenuntergang
Vogelgezwitscher und das

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