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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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befürchtete sie doch, es müsse sich um Mörder handeln.
    »Ihr habt Eure frühen Jahre in Karlon noch zu gut im
Gedächtnis, Schwiegermutter.«
Diese atmete erleichtert auf. »Aschure?« Sie versuchte
angestrengt, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
»Warum seid Ihr gekommen?«
Die junge Frau trat in das matte Glimmen, das aus der
Feuerstelle drang. Bei ihrem Anblick fuhr Rivkah hoch
und fragte verwirrt: »Was … was habt Ihr da für Sachen
an?«
Aschure trug ein so gut sitzendes Gewand, daß sein
Stoff nicht einmal Falten warf, wenn sie sich bewegte. So
genau Rivkah auch hinsah, sie konnte nicht einmal einen
Saum oder eine Naht entdecken. Rivkah glaubte schon,
ihre Schwiegertochter habe sich den Körper mit dunkelblauer Farbe bemalt. Aber dann kam Aschure auf sie zu,
und sie entdeckte die dunklen Schatten von Monden in
allen Formen und Größen, die einander auf dem Stoff
jagten. »Wie überaus schön«, flüsterte sie.
»Xanon gab ihn mir«, entgegnete Aschure, als handele
es sich dabei um etwas Alltägliches. Rivkah sah ihr ins
Gesicht und erblickte dort eine Wildheit, die ihr an der
jungen Frau noch nie aufgefallen war.
Aschure ließ sich auf der Bettkante nieder und nahm
die Hand ihrer Schwiegermutter. »Sorgt Euch nicht,
Rivkah, ich bin immer noch Aschure. Immer noch das
Mädchen, mit dem Ihr Euch vor so langer Zeit angefreundet habt.«
Rivkah nickte. »Und die Freundschaft mit Euch habe
ich wahrlich nie bereuen müssen. Manchmal kommt Ihr
mir sogar wie eine eigene Tochter vor, mehr noch als
Abendlied.«
Aschure drückte ihre Hand. »Ich trete heute noch
meine Reise zu Axis an. Und zu …« Ihre Stimme erstarb.
»Tochter, was ist mit Euch?«
Die junge Frau schüttelte sich, als wolle sie sich aus
einem Traum reißen. »Nichts. Seid bitte so gut und
kümmert Euch für mich um Caelum. Er wird während
meiner Abwesenheit sicher unruhig werden und sich um
seinen Vater sorgen.«
»Wir alle werden unruhig sein und uns um Euch und
Axis sorgen«, entgegnete die Ältere. »Seid vorsichtig,
wohin Ihr auch geht … und bei allem, was Ihr tut.«
Aschure nickte, beugte sich vor und küßte ihre
Schwiegermutter auf den Mund.
Jenseits des Nebels heulte der Wind, und an den Rändern des Kontinents verwob sich die Flut innig mit dem
treibenden Algenteppich.
Aschure! Aschure! Aschure!
    Der Kreis der Farnfeuer war niedergebrannt, und Wolken
schoben sich heran, um die Sterne zu verfinstern. Aber
Faraday spürte, daß sie in dieser Nacht schon einen
großen Erfolg errungen hatten.
    »Das Jahr ist angebrochen, in dem wir Gorgraels Eis
zerbrechen werden«, verkündete sie. »Seine Zeit der
Unterdrückung und der Einfälle in Tencendor geht dem
Ende zu.«
    »Höre, Baumfreundin.« Barsarbe trat an ihre Seite.
»Es tut mir leid, in so harten Worten über Eure Freundin
Aschure gesprochen zu haben.«
    Ihr bereut nur, daß sie meine Freundin ist, nicht aber
die Wahl Eurer Worte, sagte sich die Edle, nickte aber
dennoch. Frau Renkin stand nicht weit von ihr entfernt
und beobachtete die Magierin genau. Wie so oft hielt sie
die kleine Schra an der Hand, doch diesmal fester als
gewöhnlich.
    »Barsarbe«, wandte Faraday sich an die Awarin und
sah ihr fest in die Augen, »Ihr seid Eures Volkes oberste
Magierin, und deshalb lastet eine schwerwiegende Pflicht
auf Euch: Laßt Euch bei Eurer Verantwortung für Euer
Volk nicht von irgendwelchen Gefühlen und persönlichen Abneigungen beeinflussen. Möge Euer Haß nicht
Euer Urteilsvermögen trüben oder sich in den Ratschluß
mischen, den Ihr für die Waldläufer findet.« Bei der
Mutter, dachte die Edle, ich wünschte, Ramu stünde an
Eurer Statt hier.
    Die Magierin öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Faraday ließ sie nicht zu Wort kommen und
fuhr mit strenger, harter Stimme fort: »Auch ich trage
eine große Verantwortung, Barsarbe, und die erstreckt
sich über Euer Volk hinaus, denn ich gehöre nicht zu den
Waldläufern. Hört mir jetzt gut zu, Magierin: Ich werde
die Schößlinge bis Awarinheim einsetzen, und diese
Aufgabe erfülle ich gern. Doch alles, was ich danach
unternehmen werde, geschieht allein aus meiner Liebe zu
Axis und Aschure – und nicht im mindesten aus einer
Verpflichtung Eurem Volk gegenüber.«
    Barsarbe starrte die Edle an und wußte nicht mehr,
was sie vorbringen sollte oder wie sie es hätte in Worte
fassen können. Wie hatte sie nur die Dummheit begehen
und ihre erste Begegnung mit der Baumfreundin so

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