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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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hier auf, um mit ihm den Schmerz zu teilen. Sein
Zetern und Wüten beunruhigte die Wesen. Sie liefen
herum, jagten die Wände hinauf, ließen sich von der
Decke herunterfallen, schoben sich durch alle Öffnungen
und kletterten auf den Außenseiten der Eisfestung herum,
bis diese einem Kuchen glich, auf dem Abertausende von
Ameisen herumkrabbeln.
Nicht mehr lange, dann würden die Himmelsbestien
werfen.
    Wie er es schon vor viertausend Jahren getan hatte, und
wie er es seit seiner Rückkehr nach Tencendor zu jedem
Jultidenfest wiederholte, stand Wolfstern auch heute
wieder in der Nähe des Sternentors. Alle anderen
ikarischen Zauberer hielten sich oben auf, um die Riten
durchzuführen. Da konnte er es sich erlauben, sich Zeit
zu lassen.
    Mit einem Fuß auf der Begrenzungsmauer, die das
runde Becken säumte, beugte er sich vor, um noch besser
zu lauschen und zu beobachten.
    Doch Wolfstern gewahrte nichts bis auf das Locken
des Sternentanzes.
Kommt zurück! Zurück zu uns! Zurück!
Aber der Zauberer widerstand dem Drang. Der Sternentanz enthielt für ihn nicht mehr die gleiche Schönheit
oder den süßen Sog wie früher. Wolfstern spähte jenseits
der Sterne, beugte sich weiter vor, und noch ein Stückchen weiter …
»Nichts«, flüsterte er schließlich. »Da ist nichts.«
    Aschure ließ das Langhemd von den Schultern gleiten
und stieg in das Gewand, das Xanon ihr bereitgelegt
hatte. Lange stand sie dann vor dem Spiegel und
betrachtete sich darin, während sie mit den Händen über
den wunderbaren Stoff strich, der sich so angenehm an
ihre Haut schmiegte.
    Für dieses Material gab es keinen Namen, denn so
etwas gab es auf der Erde nicht. Im Schein der Lampen
leuchtete es nachtblau, ein so tiefdunkles Blau, dem nicht
viel zum reinen Schwarz fehlte. Aschure ging ein paar
Schritte vor dem Spiegel auf und ab, hielt vor Staunen
den Atem an und lief dann wieder hin und her. Bei jeder
Bewegung, selbst wenn sie nur ein- oder ausatmete,
jagten Schatten über den Stoff, mal an der Rundung der
Schulter, mal an den Hügeln ihrer Brüste, dann über
ihrem Kreuz und endlich ihre Beine entlang. Dunkle
Schemen, die den Lauf des Mondes von seinem Anwachsen bis zu seinem Abnehmen und Vergehen darstellten,
glitten wie der Schatten des sich ständig wandelnden
Mondes über der Erde über ihren Leib.
    »Das muß Zauberei sein«, sprach sie atemlos und
drehte sich vor dem Spiegel um sich selbst. »Ich selbst
muß verzaubert sein.«
Dann erfaßte sie der Sog der Wellen, sie blickte unwillkürlich zum Fenster, und ihre Augen verdunkelten sich.
    Im Herzen des Tempels öffnete Sternenströmer die
Augen, um sich von Angesicht zu Angesicht Narkis, dem
Gott der Sonne, gegenüberzusehen. Der Gott schwebte
nur einen Meter von Sternenströmer entfernt, und als er
freundlich die Hand ausstreckte, griff der Vogelmann
freudig zu, und ihre Finger verschränkten sich mitten im
Inneren des Strahls ineinander.
    Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet, Sternenströmer, und dafür danke ich Euch von Herzen.
»Narkis?« flüsterte der Ikarier, weil er es noch immer
nicht so recht glauben konnte.
    Die Kreise brennen in weitem Bogen rund um Tencendor, Sternenströmer, und die Macht des Zerstörers
schwindet.
    Seine Finger brannten unter der Berührung des Gottes,
doch störte ihn das nicht im mindesten. Er empfand es
sogar als eher angenehm.
    Ich bin wiederauferstanden, und morgen werde ich die
Welt überfliegen.
»Alles, was in meinen Kräften stand, habe ich gegeben.« Und das war leider nicht immer ausreichend, dachte
der Zauberer, aber mehr konnte ich nicht aufbieten.
Euer Bestes war mehr, als wir erwarten durften. Für
die Feuerkreise, die Wiedererweckung des Tempels, daß
Ihr Axis gezeugt habt und die Art und Weise, wie Ihr
Euch liebevoll um Aschure kümmert … dafür danken wir
Euch von Herzen, damit seid Ihr uns ein Wohlgefallen.
So schwebten die beiden im Lichtstrahl, hatten die
Arme ausgebreitet, ihre Fingerspitzen berührten einander, sie sahen sich an und trieben sanft den Sternen
entgegen.
Euer Leben wird gesegnet sein, Sternenströmer.
Damit entschwand Narkis, und der Zauberer blieb
allein zwischen den Sternen zurück.
    Die Riten fanden ihren Abschluß, und die Awaren und
die Ikarier, die sich am Erdbaum eingefunden hatten,
zogen sich in den Wald zurück. Alle Zauberer der
Vogelmenschen und Magier der Waldläufer spürten den
Erfolg, den die Zeremonie im Sternentempel erzielte, und
man

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