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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Er hörte einen Falkenschrei und wenig später saß ein Falke auf der Schulter des großen Mannes. Er hörte den kleineren Mann sagen:
    „Er leidet an der heiligen Krankheit.“
    Der große Mann wusste sofort, dass er die Götter gesehen haben musste, denn nur die, die die heilige Krankheit hatten, konnten dies, so meinte das Volk. Der Thronfolger kam zu sich, schaute verwirrt um sich, saß in sich zusammengesunken im aufgewühlten Sand, schloss seine Arme um seine Beine und fror. Der große Mann legte seinen Mantel um den Jungen mit dünner und weißer Haut. Der kleine Mann sprach:
    „Ich bin Arzt und Priester ersten Grades im Amun -Tempel zu Theben . Er führte mich hier hin.“
    Der kräftige Mann sprach:
    „Ich folgte meinem Falken und so bin ich hier.“
    Der Junge sprach:
    „Ich habe gesehen. ER streckte segnend tausend Hände über meinem Haupt aus und eine jede dieser Hände reichte mir das Zeichen des ewigen Lebens. Ich will ihm in allen Ländern Tempel errichten lassen und allen Fürsten das Zeichen des Lebens senden. Denn alle Völker sind Seine Kinder, alle Sprachen und alle Farben, das schwarze und das rote Land. Denn ich habe ihn geschaut.“
    Der kräftige Mann schaute auf seinen Speer und sagte:
    „Ich glaube an meinen Speer, den Kehlenspalter und an meinen Falken, denn der Gott Horus ist zu meinem Schutze.“
    Der Junge redete weiter:
    „Es wird keinen Krieg mehr geben, es wird kein Blut mehr fließen. Aton will kein Blut. Für ihn gibt es nichts Furchtbareres als fließendes Blut. Und er will keine Opfergaben, keine Schlachtungen mehr, keine Geschenke und es gibt auch keine Papyristreifen mit Zauberformeln und keine Schutzaugen mehr, denn Aton hat das nicht nötig. Jeder kann sich ihm nähern, ohne Opfer, ohne Geschenke.
    Aton ist der alleinige Gott. Alle anderen Götter sind bloß Abgötter. Alle, die an Aton glauben, haben die anderen Götter nicht mehr nötig. Er hat die Erde und den Fluss, die Menschen, die Tiere und alles, was sich auf Erden befindet und bewegt, erschaffen. Er ist Liebe, er ist ewig, unsterblich, überall anwesend. Reiche und Arme sind vor Aton gleich. Er segnet jeden Morgen als Aton , die Himmelsscheibe, mit den ersten Sonnenstrahlen einen jeden Menschen, ob gut oder böse und reicht auch ihnen das Zeichen des Lebens.
    Und ich, ich lebe von seiner Wahrheit. Mit der Kraft Atons sehe ich in die Herzen der Menschen. Aton ist vollkommen wie der Sonnenkreis. Alles, was in ihm ist und lebt und atmet, ist vollkommen. Des Menschen Gedanken aber sind unvollkommen und nebelhaft. Nur ich kenne seinen Willen, denn ich bin sein Sohn…“
    Dem kräftigen Mann sah man an, dass er da anderer Meinung war, denn er war eine Kämpfernatur und brauchte den Krieg als Aufgabe. Der kleine Mann, der Arzt, bat den großen, den kraftlosen Jungen zur Stadt zu tragen, damit er ihn im Tempel behandeln konnte, denn dafür sei er hierher geführt worden. Jeder hatte seine Aufgabe. Von Rosuran-Eje wurden sie bereits erwartet und der Arzt verkündete, dass er, der junge Thronfolger seinen Gott gesehen hatte und von ihm gesegnet wurde. Und dass dies wohl der neue Gott für Tameri werden würde, Aton , und von ihm würden vielleicht Wunder ausgehen.
    Das Bild verblasste. Burgon-Amenhotep III sah wieder nur Licht. Den Gesang, den er die ganze Zeit im Hintergrund wahrnahm, vernahm er wieder deutlicher:
    ‚Wie zahlreich sind deine Werke,
    die dem Angesicht verborgen sind, du einziger Gott,
    dessengleichen nicht ist!
    Du hast die Erde geschaffen nach deinem Wunsch,
    ganz allein, mit Menschen, Vieh und allem Getier,
    mit allem was auf der Erde ist,
    was auf den Füßen herumläuft und allem,
    was in der Höhe ist und mit seinen Flügeln fliegt.
    Die Fremdländer von Syrien und Nubien,
    dazu das Land Ägypten
    - jeden stellst du an seinen Platz
    und sorgst für seine Bedürfnisse,
    ein jeder hat seine Nahrung,
    seine Lebenszeit ist bestimmt.
    Die Zungen sind verschieden im Reden,
    ebenso ihre Wesenszüge;
    ihre Hautfarbe ist verschieden, denn du unterscheidest die Völker.’ [15]
    Er sah, wie die große königliche Mutter Hanaskea-Teje zur Regentin wurde, dick war sie, aufgequollen wie eine Tote im Wasser, und, er wollte es nicht glauben, zu ihrer rechten Seite sah er Rosuran-Eje . Das war also sein Ziel! Der Thron. Irgendwann. Das sah er jetzt ganz klar.
    ‚Du schaffst den Nil in der Unterwelt
    und bringst ihn herauf nach deinem Willen,
    die Menschen am Leben zu erhalten, da du sie geschaffen hast.
    Du bist

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