Das Vermaechtnis
ihrer aller Herr, der sich abmüht an ihnen,
du Herr aller Lande,
der für sie aufgeht,
du Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit!
Selbst alle fernen Fremdländer erhältst du am Leben,
hast du doch einen Nil an den Himmel gesetzt,
dass er zu ihnen herabkomme
und Wellen schlage auf den Bergen,
wie das Meer, um ihre Felder zu befeuchten
mit dem, was sie brauchen.
Wie wirksam sind deine Pläne, du Herr der Ewigkeit!
Den Nil am Himmel,
den gibst du den Fremdvölkern und allem Wild der Wüste,
das auf Füßen läuft;
aber der wahre Nil kommt aus der Unterwelt nach Ägypten.’ [16]
Er sah seinen Sohn mit der Doppelkrone von Tameri in einer Sänfte. Die Arme hielt er über der Brust gekreuzt, in der einen Hand der Krummstab und in der anderen die königliche Peitsche. Er sah aus wie ein Götterbildnis. Doch es gab keine Freudenrufe des Volkes. Er hörte, wie sie nach Amun riefen, wie sie die anderen Götter wieder haben wollten. Er sah das Volk; das Volk wurde rasend. Es entstand eine Schlacht vor den Augen des Pharao Choi-Echnaton . Das Volk schmiss mit Steinen auf die Soldaten und es gab ein regelrechtes Gemetzel. Andere flüchteten und plünderten die Häuser der Reichen und zertrümmerten alles, was sie sahen.
Choi-Echnaton , er hasste Blut, seit er dem Schädelbohrer zusehen musste, der den Kopf seines Vaters, dem großen Pharao Burgon-Amenophis III , aufbohrte, um seinem Leiden Linderung zu verschaffen. Er hatte nur Blut gesehen und sich weggedreht. Kein Wunder, dass er einen Gott erhören konnte, der ebenso kein Blut mehr fließen sehen wollte!
Er sah, wie etwas in seinem Sohn, dem großen Pharao Choi-Echnaton , zerbrach, als er all das Blut seines Gottes wegen fließen sah. Diesen Anblick würde er nie vergessen.
‚Deine Strahlen säugen die Felder,
wenn du aufgehst, leben sie und wachsen für dich.
Du schaffst die Jahreszeiten,
um alle deine Geschöpfe sich entwickeln zu lassen,
den Winter, um sie zu kühlen,
die Sommerglut, damit sie dich spüren.
Du hast den Himmel fern gemacht,
um an ihm aufzugehen
und alles zu schauen, was du geschaffen hast.
Einzig bist du, wenn du aufgegangen bist,
in all deinen Erscheinungsformen als lebendiger Aton
der erscheint und erglänzt,
sich entfernt und sich nähert;
du schaffst Millionen von Gestalten aus dir allein,
Städte, Dörfer und Äcker, Wege und Flüsse.
Alle Augen sehen sich dir gegenüber,
wenn du als Sonne des Tages über dem Land bist.’ [17]
Jetzt nahm er einen gänzlich neuen Ort wahr, eine Stadt, einen Palast. Sie nannten es Achet-Aton , die Stadt der Himmelshöhe, Aton am Horizont .
Er hörte seinen Sohn wie er sagte:
‚Die ganze Erde werde ich unter ihnen verteilen, denn mein Herz erfreut sich beim Anblick dicker Kinder und lachender Männer und Frauen, die in Atons Namen ihre Arbeit verrichten und niemanden hassen oder fürchten. Die Schulen sollen erneuert und neue Schreibtexte verwendet werden. Denn die Schrift soll vereinfacht werden – auch der einfachste Mensch soll diese dann lesen können. Alle sind gleichgestellt. Jeder soll lesen können, was ich ihnen schreibe. Weder Arme noch Reiche soll es geben, sie sollen alles brüderlich miteinander teilen. Jeder ist des anderen Bruder. Kein Hass, keine Furcht.’
Und er sah diese Insel, Atons Insel, inmitten von Chaos im eigenen Land und der Bedrohung von außen. Die Streitmacht wurde zu Wachtrupps umgeändert, denn Choi-Echnaton sagte, dass Misstrauen nur wieder Misstrauen erzeuge. So ließ der Befehlshaber Haremhab gegen seine unermüdlichen Empfehlungen im ganzen Land Wachtrupps aufstellen, in seiner Not, um die Grenzen wenigstens etwas abzusichern. Choi-Echnaton wollte allen Fremdländern das Zeichen des Lebens überreichen und niemals zum Mittel des Krieges greifen. Er wollte aus anderen Fremd-Städten ebenfalls Aton -Städte machen, da er dachte, sie alle zu bekehren, und dass alle letztendlich nur auf ihn warteten, damit überall Frieden einkehren möge.
Burgon-Amenhotep III sah seine Gemahlin, Hanaskea-Teje , die Königs-Mutter, mit aufgeblähtem Leib, da sie trank und unersättlich aß. Sie fraß ihre Ohnmacht in sich hinein. Sie hatte sich eindeutig und völlig verkalkuliert. Sie wollte Amun nur stürzen, um Aton auf den Thron zu setzen, denn dies bedeutete Macht für ihren Sohn und natürlich noch wichtiger, für sie selbst. Sie hatte Rosuran-Eje zum Gemahl genommen und ließ sich gar zu sehr von ihm beeinflussen. So wurde sie zu einer alten verbitterten
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