Das Vermaechtnis
jemand, der sich außer seiner Mutter um ihn kümmerte, wenn er als sein Vater ihn schon von der Außenwelt abschirmte…
Burgon-Amenhotep III sprach also noch kurz zu Rosuran-Eje als er seinen Sohn kommen hörte:
„ Rosuran-Eje , erzähl mir später, wie der Stand der Bautätigkeiten für mein Grab ist. Ich sehe, die Arbeiter sind überaus fleißig. Gib ihnen heute Abend reichlich Gerstenbier und Fleisch, sodass sie auch weiterhin bei so guten Kräften bleiben. Schenke, wenn die Grabarbeiten abgeschlossen sind, dem fleißigsten unter ihnen diesen Oberarmreif aus Gold. Sag ihnen jedoch jetzt noch nichts davon, denn ich will den ehrlichen Fleiß belohnen! Führe diesen Mann zu mir, auf dass ich drei Worte des Dankes an ihn richten kann. Auch möchte ich, bevor die Maler an die Arbeit gehen, mit allen gesprochen haben. Sie sollen mich direkt kennenlernen. Das wird sich auf ihre Kunstfertigkeit auswirken, wenn sie meine Grabwände mit ihrem Pinsel dekorieren. Und bitte noch abschließend, die ausgesuchten Künstler mögen der Schriftzeichen kundig sein und diese nicht einfach nur von den Papyri abmalen. In anderen Grabkammern sah ich schon falsche Schriftzeichen, die wohl durch Unkenntnis der Schrift einfach übertragen wurden. Ich weiß, schriftkundige Maler gibt es nicht viele – aber eben diese sollen in meinen Grabkammern arbeiten. Ihre Arbeit soll es mir wert sein. Die…“
„Großer Pharao, ich habe eine wichtige Frage…“, wurde er von seinem Sohn Gimra-Thutmosis unterbrochen, der hechelnd vor ihm stand, nach Luft rang, und ihn mit erwartungsvollen, großen Augen anschaute.
„Setz dich hin mein Sohn, du siehst ganz blass aus, du bist zu lange gelaufen… Lasst nach dem Arzt rufen…!“, unterbrach Burgon-Amenhotep III sein Gespräch mit Rosuran-Eje abrupt. Auch dieser hatte besorgte Augen und fühlte sogar gleich seine Stirn, wofür er sich sofort mit einer Verbeugung und der Handhaltung auf Kniehöhe entschuldigte. Es war ihm nicht erlaubt, ohne Erlaubnis, seinen Sohn, den künftigen Pharao, einfach anzufassen.
„Jaja, ich verstehe deine Reaktion, ist er heiß? Lauf schnell los und hole den Arzt. Ich glaube, ich hatte ihn gesehen, als er vor kurzem meine Gemahlin aufsuchte, warum auch immer…“ Er forderte Rosuran-Eje mit einem Wink auf, schnell zu gehen. Im Gehen noch rief Rosuran-Eje zurück
„Etwas heiß fühlt er sich an, anders als nur durch das Erhitzen wegen seines langen Laufes. Fühlt selbst, großer Pharao…“
Schon war er mit seiner leicht federnden Gehweise in die Vorhalle verschwunden. Burgon-Amenhotep III stand hilflos vor seinem Sohn. Er wollte ihn nicht anfassen aus Angst, er könne etwas falsch machen, ihn gar zerbrechen. So sind manches Mal die Gefühle eines Mannes.
„Großer Pharao, mir geht es doch gut – aber gleich geht es mir schlecht, wenn ihr mir meine Frage nicht beantwortet und ich mit einem großen Wissensloch wieder gehen muss…“, lächelte ihn sein Sohn an, immer noch etwas schwer atmend, und holte ihn damit sofort aus seiner Lähmung heraus.
„Natürlich, natürlich, lass uns hier auf die Kissen setzen, denn der Palast ist groß. Wer weiß, wo sich der Arzt befindet…? Was ist es, was dich schneller als Antilopen laufen lässt, Sohn des Pharao?“, sagte er liebevoll. Er hatte diese quälende Angst um ihn, seit dem Sandsturm vor einer Woche. Innerlich hatte sein Sohn sich rasch erholt, die Angst schien wie weggeweht. Doch sein Körper war immer noch sehr schwach. Seitdem hatte er diese Stellen am Körper, hatte oft Fieber, war schwach. Ihn schien es aber nicht zu kümmern. Er fegte es weg, stand auf und plapperte und fragte unermüdlich, als wolle er die Zeit voll auskosten, die ihm noch verblieb…
„Großer Pharao, wie kommt es, dass wir genau wissen, wann die nächste Nilüberschwemmung kommt? Ich weiß, ich weiß, im Chnum -Tempel kann man sehen, dass die Nilüberschwemmung kommt, wenn das Wasser über den Sockel des schwarzen Widders steigt. Aber woher wissen sie, wann der richtige Zeitpunkt ist, auf dieses Zeichen zu warten und zu beten? Und was ist der Kalender und wer hat ihn erfunden? Ich weiß wie Tag und Nacht durch die Fahrt des Sonnengottes mit seiner Barke über den Himmel der Nut zusammenhängt, aber wie ist das mit den Sternen?“, sprudelte es nur so aus ihm heraus.
„Großer Sohn des Pharao, du läufst nicht nur einer Antilope gleich, sondern du spricht auch im gleichen Tempo. Deine Fragen überholen sie sogar in ihrem Lauf“,
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