Das Vermaechtnis
anderen Tag ohne Arbeit. Sie durften, wenn sie wollten, ihren Göttern weiter Opfergaben bringen. Der wahre Gott über allen war aber Aton . Er sollte von allen auch über allen gepriesen werden.
Dieser Aufruf war der Untergang dieser großen Idee zur falschen Zeit. Eine Idee leider ohne jegliche Strategie. Er lebte seinen Traum, Choi-Echnaton . So fremd war dieser ihm, Burgon-Amenophis III , nicht. Er bewunderte den Mut seines so andersartigen Sohnes. Er wollte ihm von nun an sein Wissen weitergeben. Aber brauchte dieser Sohn sein Wissen überhaupt? Er, der sein eigenes Weltbild schon jetzt tief in sich trug?
Er fragte sich nur, wofür das alles, denn er hatte kurz vor dem Verblassen des Lichtes gesehen, wie es weitergehen würde? Wofür das alles, wenn schon mit Choi-Echnatons Sohn Tutanchaton dann doch in kürzester Zeit alles wieder umgestoßen werden würde? Was dessen baldige Umbenennung in Tutanchamun bewies. Weg war Aton . Warum? Allein der Macht wegen, der Macht unzähliger Priester, hatte diese revolutionäre Idee gar keine Chance. Vielleicht auch all der vielen Gottheiten wegen, die so plötzlich entthront wurden.“
Im Götterhimmel wird es auf einmal laut, alle reden durcheinander:
„Aber nein, nicht unseretwegen, das kann nicht sein, uns ist es gleich, ob wir eins sind oder viele, denn auch dann sind wir eins.“
So und ähnlich sind ihre Worte und Aton unterbricht sie sanft:
„Ich weiß, meine großen Freunde, doch es sind die Gedankengänge von Burgon-Amenhotep III , nicht meine oder unsere. Es ist doch möglich, als Mensch so zu denken, schufen sie uns nicht nach ihrem Ebenbild? Burgon-Amenhotep III hatte schon erkannt, dass es auch wegen des Volkes hatte sein können, dass sich der neue Aton -Kult nicht durchsetzen konnte. Dieser neue Gott entriss ihnen von heute auf morgen ihre Götter und sie wurden haltlos und aus ihrer Sichtweise mit Recht auch wütend. Ja, es konnte daran liegen, dass man ihnen sogar ihre Skarabäus-Amulette entriss.
Es lag nicht daran, ob sie gebildet waren oder nicht. Die ungebildeten hatten in der Masse Macht und die gebildeten ebenfalls. Diese, die Priester, nutzten sie für sich, sie benutzten die Namen der Götter für ihre eigenen Machenschaften.
Hin- oder hergedacht, so oder so, es ist müßig, darüber nachzudenken, warum Choi-Echnaton sich nicht durchsetzen konnte, warum ich, Aton , mich nicht durchsetzen konnte.
Es waren sehr edle Gedanken und Ideen, für die eigentlich immer die richtige Zeit sein sollte. Wenn man etwas durchsetzen will, dann muss man sich allerdings mehr in die anderen hereinversetzen, denn die gilt es zu überzeugen. Sie verstehen nun einmal nicht so schnell und brauchen einfach ihre Zeit, sich an etwas gänzlich Neues zu gewöhnen, wie Choi-Echnaton immer zu sagen pflegte: Sie wissen nicht, was sie tun.
Er konnte es nicht ändern, er durfte es nicht, und – er wollte es schließlich auch nicht.
Burgon-Amenhoteps III tiefe Hoffnung war, dass irgendetwas von dieser Idee als Same hängenbleiben würde, damit es irgendwann einmal Früchte tragen würde, irgendwann einmal.
Der Rauch hatte seine Sicht schon längst wieder verschlossen als Burgon-Amenhotep III immer noch seinen Gedanken nachhing. Die Weissagerin holte ihn sanft ganz zurück.
„Der Sonnengesang des Choi-Echnaton ist zu Ende, wir sind im Hier und Jetzt. Großer Pharao Burgon-Amenhotep III , heute ist ein wunderschöner Festtag zu deinen Ehren. Genieße ihn, das erste Sed-Fest ist immer etwas sehr besonderes. Ich weiß zwar, dass es nicht das letzte ist, das du zelebrieren wirst, aber es ist jetzt Zeit für dich zu gehen. Bald schon beginnen die Rituale und rituellen Waschungen, noch bevor Aton am Osthorizont erscheint. Du kannst mit Stolz auf ein reiches, blühendes Land schauen, das durch deine Leistungen und dein Geschick zu dem geworden ist.“
Der wunderschöne Gesang war schon längst verklungen.
Einige Zeit ist es still unter den Göttern.
„Hatte ich schon von den unzähligen Festtagen erzählt, die es in Tameri gab? Ich meine, wir sollten jetzt ein schöneres Thema einflechten bevor wir zum Schluss kommen.“
Aton hält wieder kurz inne. Er scheint eine kurze Sprechpause zu wollen; er ist es nicht gewohnt, so lange Vorträge zu halten, denn seine Rolle ist eher ruhigerer Natur, einfach nur dazusein und zu scheinen und Mensch und Natur mit seinen warmen Händen zu streicheln und ihr Leben zu segnen. Er wartet mit erwartungsvollem Blick auf eine Reaktion
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