Das Vermaechtnis
für die Ziegel, die für den Tempelbau benötigt wurden. Die Ziegel hatten alle die gleiche Form. Eine genau festgelegte, rechtwinklige Form. Gebaut wurde mit gebrannten und ungebrannten Ziegeln.
Er war begeistert von diesem Tempel und hätte gern dort weiter gearbeitet, denn er war ein Meister im Umgang mit den Werkzeugen aus Dolerit, einem Stein, mit welchem man Granit bearbeiten konnte. Doch es kam wieder anders, als er dachte, denn die Götter teilten ihm wieder eine andere Aufgabe zu. So wechselte er den Ort. Was noch mit ihm geschah, das will ich gleich erzählen. Im Erzählen bin ich eigentlich nicht ganz so ausschweifend wie mein guter Freund Amun-Re , doch wenn es um Liebe geht, die mit einer furchtbaren Dramatik verbunden ist, dann möchte ich am liebsten wegsehen. Doch noch mehr wünschte ich, meine Strahlen wären tatsächlich Arme und ich könnte den Liebenden helfen und sie herausreißen aus ihrem Unglück, auch im Nachhinein.
Ach, was rede ich lange herum. Burgon-Amenophis III hörte nämlich gar nicht zu, was sein engster Vertrauter und Freund ihm von diesem makellosen Mann Ushlaran erzählte. Beim ersten Gedanken stand sein Urteil schon fest. Er wollte den sofortigen Tod dieses Mannes. Und auch der Tänzerin. Auf Kränkung folgte der Tod. So war es mit den Menschen. So war es mit machthabenden Menschen. So war es mit Burgon-Amenhotep III , trotz all seiner Liebe und Gerechtigkeit, die er für sein Volk fühlte.
Er konnte sich nicht besänftigen. Das rauschende Fest, dem Höhepunkt seiner Regierungszeit, verblasste mit einem Mal im Hintergrund. Er ließ sich blenden von etwas, was er nicht haben konnte, wobei er alles besaß, was sich ein Mensch, sogar ein Pharao nur erträumen konnte. Er war wie von Sinnen, komplett seines Verstandes beraubt.
Er sagte nur: „Er stört mein triumphales Fest, daher zerr ihn an seinem Halstuch hinfort und lass ihn an der Mauer hängen, sodass ich ihn von der Terrasse meines Palastes sehen kann. Ohne Aufsehen zu erregen. Sofort.“
Ich war schockiert. Kir-Amenhotep , der Sohn des Hapu , traf diese Anordnung wie ein Schlag. Aber er folgte, was sollte er auch anders tun, denn die Stimme des großen Pharao schnitt scharf wie eine Kupferklinge. Noch schärfer war sein Befehl. Welch ein Unglück an solch einem Tag. Dann deutete er kurz auf das Mädchen:
„Und bring sie hierher, freundlich, sie soll nichts merken.“
Hätte ich nur Arme, ich hätte sie hinfortgetragen, sie beide, in eine Oase, weit weg. Da bin ich, der große Aton , die Sonnenscheibe. Ich bin und bin doch nicht. Nichts konnte ich tun, nichts konnte ich ändern, keine Stimmung umschwenken, keinen Lauf der Dinge anhalten! Wo war meine Kraft geblieben? Größere Mächte waren da am Werk. Denn der große Herrscher hörte mich nicht. Meine Rufe drangen nicht an sein Ohr. Verschlossen war er, unüberwindbar selbst für einen Gott!
Innerlich gebrochen ging Kir-Amenhotep , um die Befehle auszuführen! Was hatte er nicht alles getan, um die Stimmung des großen Pharao zu erhellen, Tage des Festes, von dem viele ihr Leben lang erzählen? Ein Fest, welches viele auch in ihren Grabesinschriften erwähnten, so besonders war es, so stolz war ein jeder, dass er dabei sein durfte. Viele Ehrungen hatte er erhalten. Er war der glücklichste Mensch von allen und nun dies… Sein Erfolg schien ihm zu nichts mehr wert nach den letzten Worten des Pharao. Welch ein Unglück!
Burgon-Amenhotep III stand draußen vor der Festhalle. Das Mädchen kam. Sie legte sich vor ihmauf den Boden. Er bat sie, sich zu erheben. Sie sah den Pharao an, freundlich, mit einem offenen Blick. Nichtsahnend. Zum ersten Mal sah er direkt in ihre grünen Augen. Er schien sich in ihnen in einer nie zu erfüllenden langen und alten Sehnsucht zu verlieren. Das traf den großen Pharao umso schmerzhafter, er wollte sie an sich ziehen, sie festhalten, sie küssen, sie sein Eigen nennen für ewig. Doch sein Ton war kalt:
„Große schöne Tänzerin, Aleyna , so ist dein Name?“
„Ja, großer Pharao von Ober- und Unter Tameri , großer Burgon-Amenhotep III .“
Sie hielt unbeirrt seinem Blick stand. Gefühle von inniger Nähe und abstoßender Ferne durchzogen sie, bis eine Ahnung von Unheil in ihr keimte, etwas das sie noch nicht fassen konnte. Die Zeit erschien wie eine Ewigkeit. Sie erschrak innerlich und wollte sich wieder vor ihm auf den Boden werfen. Da hielt er sie unsanft fest. Seine Stimme durchschnitt die lähmende Stille.
„Schönste
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