Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
Vom Netzwerk:
einziges erhofftes Mal. Er, der Pharao, hatte in seinem Fieber nach ihr vergessen, dass sie dies auch gar nicht durfte. Doch wenigstens einen winzigen Augenschlag hätte sie es tun können. Er hatte eine königliche Einladung an sie schicken lassen, welche sie abgelehnt hatte, da sie angeblich krank war und den großen Pharao nicht mit der Krankheit einer so viel niedergestellteren Tänzerin anstecken wollte.
    Noch nie hatte er eine Ablehnung einer Einladung an seinen Hof erfahren! Noch nie! Doch die Ablehnung war freundlich und wohl formuliert gewesen, so wollte er sich gedulden. Aber hier – sie ignorierte ihn förmlich, obwohl sie vor ihm tanzte! Wunderschön, mit ihren langen goldenen Haaren, dem lieblich geformten Körper und ihren grünen Augen. Diesen reizenden Sichelmond am Ansatz ihrer Haare im Nacken, den man immer sehen konnte, wenn sie sich schnell drehte und die Haare flogen. Er hatte schon oft in ihre Augen gesehen, doch sie schaute stets knapp an ihm vorbei ins Leere. Wie heute.
    Jetzt wusste er auch warum. Es war dieser Sänger, einer, der sicherlich zu nichts weiter Nutze war. Er würde schon herausbekommen, um wen es sich handelte – das alles brachte ihn innerlich zur Raserei! Wie konnte sie ihn, den König, den Pharao, so ignorieren! Und diesen, diesen nach Mist riechenden Mann vorziehen!
    Burgon-Amenhotep III rief nach Kir-Amenhotep und sagte nur kurz:
    „Dieser Mann dort drüben, finde heraus, um wen es sich handelt. Schnell!“
    Kir-Amenhotep ließ es sich nicht anmerken, doch er war erschrocken über den Ton, den plötzlichen eiskalten Tonfall in der Stimme des Herrschers.  
    „Ich kenne diesen Mann, er ist Ushlaran , ein vortrefflicher Arbeiter an der großen Grabanlage des großen Pharao, seiner königlichen Gemahlin und seiner Tochter. Also an eurer göttlichen Grabanlage. Er arbeitete bereits am Totentempel des großen Pharao in Kom el-Hetan . Auch in Karnak arbeitete er mit an den neuen Pylonen. Er ist stark, arbeitet unermüdlich, ist sehr geschickt, kein Stein zerbrach je unter seiner Hand“, erklärte Kir-Amenhotep der Wahrheit entsprechend, denn er hatte selten einen solchen Arbeiter gesehen, der mit voller Hingabe seine Arbeit erfüllte und noch Zeiten darüber hinaus.
    Zupacken konnte er, Ushlaran . Stark, muskulös, kahlen Hauptes, mit einem Tuch um den Hals auch bei größter Hitze, sah er in jeder Berufung sein Leben und nahm sein Schicksal hin. Sein Leben war bislang zwar sehr anstrengend, dochhatte er auch seine Vorzüge in Deir-el-Medineh. Dieses Dorf lag am Eingang zum Tal der toten Pharaoninnen in Theben West .
    Er lebte in diesem Dorf zusammen mit anderen Handwerkern und Arbeitern, die beim Bau und der Ausschmückung der Gräber von Königen und Adligen tätig waren. Hier lebte er mit den Fachleuten für Architektur, Plastik, Malerei, Planzeichnung, außerdem mit Schreibern, Facharbeitern, Hilfsarbeitern, Erdarbeitern, kleinen Unternehmern, Bauführern, Wasserträgern, Viehtreibern, Wäschereiangestellten und Jägern zur Versorgung und Priestern. Das Dorf war in Form eines Rechteckes angelegt. Eine Lehmmauer umgab das Dorf. Sie hatte nur ein einziges Tor in der Mitte der Nordseite.
Es waren etwa 70 Häuser. Noch weitere 50 größere Häuser standen außerhalb.
    In Deir-el-Medineh trugen zwei Bürgermeister und ein Rat, bestehend aus Handwerkern und Arbeitern, die Verantwortung der Verwaltung. Die Einwohner des Dorfes waren gut versorgt. Ihre Arbeit wurde gut bezahlt, sodass sie sich Gräber, ähnlich derer der Fürsten, leisten konnten. Sie hatten an zwei von zehn Tagen frei und konnten während mancher Feiertage Ausflüge zu ihren Familien machen.
    Ushlaran hatte keine Familie, er lebte noch allein und wollte eines Tages mit Aleyna dort eine Familie gründen.
    Ursprünglich wollte Ushlaran zu den Herren der Kanäle, für ihn und für die meisten Tameri die wichtigste Arbeit im Lande, nämlich das Beobachten des Anstiegs des Nil -Wassers, um dann die Höhe des Flusspegels zu melden. Er liebte Chnum , den Gott des Nils. Er wollte schon als kleiner Junge zu Chnum , der Statue des schwarzen Widders an der Quelle des Nils. Der Sockel des schwarzen Widders stand im Nilwasser, aber nur bei Niedrigwasser im Trockenen. Wenn dem so war, war es für alle ein schlimmes Vorzeichen, denn die unabwendbare Folge war die Hungerszeit. Aber ein Herr der Kanäle sollte Ushlaran nicht werden, für ihn hatten die Götter ein Leben als Arbeiter bestimmt.
    Ushlaran war dort verantwortlich

Weitere Kostenlose Bücher