Das Vermaechtnis
hätte alles keinen Sinn und sei nur von kurzer Dauer. Die Dämonen der Selbstzweifel können den stärksten Glauben zermürben. Für Nebukadnezar wäre es besser gewesen, er hätte nicht das Orakel der Zukunft wegen befragt.“
„Wir versuchten, ihm in seiner Verzweiflung zu helfen. Wir vermögen jedoch nicht richtig durchzudringen, um die Ursachen mit ihm zu besprechen. Auch bin ich in den Praktiken der Omenbefragung und Beschwörungsrituale gänzlich unbewandert. Bitte sprich zu niemandem ein Wort über unser vertrautes Gespräch.“ Niemand, der die beiden beobachtet, hätte wohl die Ernsthaftigkeit dahinter vermutet, so locker steht der alte Prophet und gestikuliert, als hätte er wieder einer seiner zündenden Gedanken.
„Ja, ich werde kommen, sobald die Neujahrsfeierlichkeiten zu Ende sind und wir unsere Stände auf dem alten Marktplatz im Innern der Stadt wieder aufbauen. Ich werde dann den Stand einer meiner Schülerinnen überlassen, sodass ich mir freie Zeit für unseren König nehmen kann. Zwei meiner Schülerinnen sind schon sehr wissend über die Heilkräfte der Pflanzen. Sie kann ich beruhigt allein walten lassen. Denn ich möchte auch einmal wieder für längere Zeit im Tempel sein, nicht nur früh morgens vor dem Markt und spät abends danach.
Ich werde kommen und wir werden sehen, ob und wie wir ihm helfen können. Seine Position ist sehr schwer. Ich kann seine großen Sorgen mehr als gut verstehen. Ich würde an seiner Stelle auch keine Nacht mehr ein Auge zumachen können. Er ist auch keiner der Machthaber, wie es sie so viele in der Vergangenheit gab, auch in den Fremdländern, der mit Intrigen und Verrat arbeitet, und mit Mord. Denn das wäre die Lösung all seiner Probleme. Auch, wenn er schon oft hart durchgegriffen hat und auch musste, denn niemand würde einen weichen König ernst nehmen, so ist er doch ein gerechter und guter König.“
„Das muss ich bestätigen, auch wenn er nicht der König meines Volkes ist, so achte auch ich ihn als König, denn er hat die Grundmoral des babylonischen Volkes geprägt mit Güte und Wahrheit, Gesetz und Ordnung, Gerechtigkeit, Freiheit, Weisheit, Wissen für viele, Mut und Treue. Ja sogar Barmherzigkeit und Mitgefühl erlebe ich hier tagtäglich. Wenn ich nur an die selbst bestimmte Trennung Jerusalems denke, in die wohlhabende Oberstadt und die eng an eng lebenden Armen in der Unterstadt, die einfach keine Chance mehr im Leben haben, wenn sie dort geboren werden.
Hier in Babylon werden Witwen und Waisen, Flüchtlingen, Armen und Unterdrückten besonderer Schutz gewährt. Da gibt es einiges, das die Judäer von hier lernen könnten…
Mit den ewig lauernden Marduk -Priestern im Nacken ist es für Nebukadnezar auf Dauer schwer, deren Druck stand zu halten. Die, deren Machenschaften immer ärger werden, die sich durch die Angst der Menschen bereichern und damit ihre Macht immer weiter ausbauen!“ Salana-Daniel wird unmerklich etwas lauter, sodass Elieanora-Adda-Guppi ihn sanft anstößt:
„Wir müssen leise reden, wenn wir diesen Namen benutzen. Du weißt, so manch einer, der hier anscheinend harmlos auf dem Markt einkauft, prüft mit den Ohren eines Wüstenhundes die Demut der Leute vor Marduk und seinen Gesetzen, die sie selbst mit voller Härte vertreten.
Mit kleinen unscheinbaren Fragen und Bemerkungen und mit den Ohren stets auch am Stand nebenan. Sogar manch vertraute Menschen, die durch eine harte göttliche Strafe in Not gerieten, wurden, weil man sie bedrohte, schon zu eben solchen Spionen Marduks , damit meine ich dessen Priester.“
„Geschätzte Elieanor-Adda-Guppi , ich bin froh, dass du entschieden hast, in den Palast zu kommen, auch in deinem indirekten eigenen Sinne. Wenn die Thronfolge durch Rosuran-Amel-Marduk schon seit langem feststeht, so heißt dies nicht, dass sie auch lange währen wird. Es gibt mittlerweile auch unter den Marduk -Priestern viele Feinde, die ihm den Tod wünschen, da er zwar besessen in seinem Glauben an Marduk ist, jedoch ungeeignet für eine profitable Angstwirtschaft. Er ist gerade gut genug, um ihnen den Weg zu öffnen, um die Geschäfte des Palastes mit denen des Tempels zu vereinen, unter der Verantwortung der obersten Priesterschaft. Die Position des Königs wäre dann mehr als schwach und diente ausschließlich dem Auftritt nach Außen. Im Innern hätte er dann keine Entscheidungsbefugnis mehr. Rosuran-Amel-Marduk wird sich nicht lange in seiner Sicherheit halten können. Sein eigener Schwager
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