Das Vermaechtnis
Schrift und Sprache der Babylonier schnell erlernen. Drei Jahre wurden wir im Dienst des Tempels erzogen.
Gleich zu Anfang wurde Nebukadnezar auf mich aufmerksam, als wir, meine drei Freunde und ich, uns weigerten, das Essen mit dem Fleisch zu essen, welches nicht zubereitet war, wie wir es gewohnt waren. So galt es für uns als unrein. Auch den Wein durften wir nicht trinken, vor Jehovah .
Es kam wieder zu einem Vergleich. Wir aßen zehn Tage lang Gemüse und tranken Wasser und andere Jünglinge, die auch eine Ausbildung dort genossen, aßen und tranken wie immer. Als wir nach zehn Tagen immer noch frisch und gesund aussahen, gewährten sie uns, nach unserer Art zu essen. Zudem wurden wir zu den persönlichen Dienern des Königs.
Dann kam die Sache mit dem Traumdeuten.“
„Ah“, sagt Elieanor-Adda-Guppi mit einem Nicken. „Nun kommt das, was ich schon immer einmal direkt hören wollte, nicht nur über einen Filter von vielen Mündern.“
„ Nebukadnezar hatte einen Traum, einen Traum von einem Standbild, mit einem Kopf aus Gold, silbernen Armen und Schultern, Hüften aus Kupfer, eisernen Beinen und tönernen Füßen. Ohne Zutun von Menschenhand löste sich ein Stein vom Berg und zertrümmerte das ganze Standbild, das vom Wind verweht wurde. Der Stein aber blieb und wuchs zu einem großen Berg, der die ganze Erde erfüllte.
Unter Androhung der Todesstrafe war nur ich in der Lage, diesen Traum zu deuten. Ich deutete ihm diesen Traum als die geträumte Zukunft der Weltgeschichte von Babylon bis zum Hereinbrechen des Gottesreiches, vier Weltreiche würden aufeinander folgen und Babylon wäre das goldene Haupt. Das durch den Stein symbolisierte Reich Gottes würde nach allen folgen und hätte dann auf Ewig Bestand.
Nebukadnezar erkannte seitdem unseren Gott Jehovah als Schöpfer der Welt an und ich erlangte über Nacht die Stellung als Oberster aller Weisen . Es war eine große Ehre für mich und zeigte mir auf der einen Seite seine Unsicherheit und auf der anderen Seite seine Weisheit. Außerdem seine große Offenheit allem Fremden gegenüber.“
„Was war das Besondere an deiner Deutung dieses Traumes, dass du solch eine hohe Auszeichnung erhieltest? Am Königshof gab es doch genug der Traumdeuter“, will Elieanor-Adda-Guppi weiterwissen.
„Oh, das vergaß ich zu erwähnen: Das Schwierige dabei war, dass er uns den Traum nicht verraten hatte. Wir sollten also zuerst von dem Traum selbst berichten, um ihn dann zu deuten. Das gelang nur mir mit der Hilfe Gottes. Daher hatte Nebukadnezar auch unseren Gott anerkannt.“
„Ich erinnere mich gerade daran, wie schon vor einiger Zeit erzählt wurde, dass deine drei Freunde eine Strafe im Feuerofen unversehrt überlebten. Ich war nie sicher, was davon wirklich passierte.“
„Genau, so war es: Nebukadnezar wollte damals plötzlich unbedingt, dass alle im Palast ein großes goldenes Standbild des Gottes Marduk anbeteten, was sie auch taten, allerdings sollten auch meine drei Freunde dergleichen tun. Doch sie weigerten sich natürlich. Als sie den Feuerofen unbeschadet überlebten, gab der König uns die Zustimmung, dass wir Jehovah als einzigen Gott anbeten durften. So konnten wir uns unseren Glauben in der Fremde bewahren und mit uns auch alle Judäer , die hier in Babylon lebten bis zum heutigen Tag.
Aber im Laufe der Zeit vergaß Nebukadnezar unseren Gott wieder, denn er musste sich um vieles andere kümmern. Nun ist sein Land innen wie außen gefestigt. Er hat alles gebaut, was er bauen wollte und alles verschönert, was er verschönern wollte. Jetzt fällt langsam all der Druck seiner vielen Aufgaben von ihm ab. Das führte dann zu seinem letzten Traum, wobei ich nicht klar sagen kann, ob dieser bei Tag oder in der Nacht zu ihm kam.
Ich deutete ihm auch diesen. Es war schwer für mich, sehr schwer, denn ich muss sagen, auch ich finde es hart, was uns bevorsteht. Doch es kommt wie eure Götter und unser Gott es bestimmen. Er träumte von einem prächtigen Baum mit reichlichen Früchten, der an den Himmel wuchs und von der Erde überall zu sehen war. Dann kam ein Wächter vom Himmel herab und bestimmte, dass dieser Baum gefällt werden sollte, allein die Wurzeln sollten in der Erde bleiben, in Ketten gelegt, sieben Zeiten lang, bis sie wieder frei wären.
Nebukadnezar sah den Untergang seines Reiches in der Symbolik dieses Baumes kommen. Dann die Worte der Seherin, über die wir kurz sprachen, die dieses Bild bestätigten. Es traf ihn tief. Er brauchte
Weitere Kostenlose Bücher