Das Vermaechtnis
Festungsgräben. Hier die Altstadt Babylons ließ er sogar noch mit einer dritten Mauer sichern, die zwischen den beiden Mauern gebaut wurde. Am Ostufer des Euphrat ließ er eine komplett neue Stadt anlegen. Die beiden Stadtteile verbindet nun eine große Brücke, die erste Brücke in unserer Zeit mit mächtigen Steinpfeilern. Dann fällt mir noch der Kanal zwischen Euphrat und Tigris ein, an dem auch eure Siedlungen gelegen sind, Salana-Daniel .
Natürlich die göttlichen Berggärten oder Hängenden Gärten , die er aus Liebe zu seiner angebeteten Frau hat noch vergrößern und verschönern lassen, diese allein sind schon ein Wunder für sich, das nur von Götterhand errichtet worden sein kann. All das bezeugt das, was er gerne schreibt:
‚Was ich tat, tat niemand vor mir’. Wo gab es jemals solch eine prächtige Stadt von solch einer Größe!“, meint Elieanor-Adda-Guppi und Salana-Daniel spricht weiter:
„Das ist wohl wahr, geschätzte Elieanor-Adda-Guppi . Wisst ihr eigentlich, dass es neuerdings für all diese Bauwerke und noch vieles mehr, ja, man kann sagen, fast für die ganze Stadt gibt?“
Allgemeines Achselzucken.
„Eine Art Führer durch die Stadt auf Tontafeln! Man kann sie am Tempel des Marduk kaufen. Die Schreiber sind ohne Pause mit Abschriften beschäftigt, so groß ist die Nachfrage. Jeder, der hier in die Stadt kommt, geht als Erstes dorthin oder wird eben dort hingeschickt. So kann sich jeder bestens orientieren und sich nach Herzenslust alles anschauen. Eine richtig gute Idee. Da sieht man, dass es einen Sinn macht, alles immer genauestens aufzuschreiben, wer weiß, wer es irgendwann einmal gebrauchen kann. In diesem Sinne ließ und lässt Nebukadnezar natürlich mit seinen Königsinschriften alles signieren und auf Urkunden niederschreiben, eben für die Nachwelt. Überall kann man seine Demut vor Marduk lesen, wie er zum Beispiel bei der Mauer hat schreiben lassen, nachdem er die Größe seines Werkes beschrieben hat: ‚…Wall! Sprich zu Marduk , meinem Herrn, zu meinem Besten!’ Seine tiefe Ehrfurcht vor und große Verehrung für den Bel Marduk treiben ihn zu all diesen Bauvorhaben immer wieder an. Zudem demonstriert er damit dem Volk gegenüber…“
Salana-Daniels Stimme wird wieder kurz leiser, „…Und natürlich der beobachtenden Priesterschar, dass Marduk ihn liebt und damit bleibt seine Königsposition unangefochten. Wieder und wieder. Das Neujahrsfest ist nur die nötige Zeremonie dafür, die es schon seit vielen seiner Vorgänger gibt.“
„Nicht nur in Babylon selbst baute er und baut er noch immer, sondern auch in vielen anderen Städten wie Sippar, Kisch, Uruk und Ur , und in Borsippa , wenn man an die großen Tempel des Marduk und des Nabu denkt und all die anderen. Ein Heiligtum ist schöner als das andere, zum Staunen ist all die Herrlichkeit und Pracht und Schönheit!“, ergänzt noch Tanobakt .
„Weißt du, Elieanor-Adda-Guppi , von diesem besonderen Ritual vor jeder Grundsteinlegung von all diesen unzähligen Bauten? Ich habe davon gehört, weiß aber bis heute nicht, was sich dahinter verbirgt?“
Elieanor-Adda-Guppi nickt lächelnd. Die anderen beiden merken ihr an, dass ihr das Ritual wohl besonders gefällt und sie sich freut, ihnen davon zu erzählen:
„Bei dem Ritual geht es vor allem um spezielle Gründungsfiguren, die eine besonders starke Kraft haben und dadurch die Mauern des über ihnen gebauten Gebäudes ewig tragen werden. Über die ersten Fundamentziegel werden als Symbol für die Mittel des Lebens Sahne, Honig und Bier gegossen. Kleine Götterboten aus Lehm werden auf diese heilige Basis gestellt. Jede von ihnen hält einen Stab aus Metall in der Hand, das Zeichen der göttlichen Macht. Nun wird gereinigtes weißes Mehl über die Götterboten ausgeschüttet, nachdem dem Opferschaf der Mund mit duftendem Wacholder gewaschen wurde. Mittels des Mehls wird Wachstum, reiches Gedeihen und Kraft auf das Gebäude übertragen. Die Figuren werden abschließend neben den Gründungsziegeln, die auch die Inschriften tragen, in der Erde eingegraben, die das Bauwerk tragen wird. Bei diesem Ritual, nun, natürlich bei allen Ritualen, aber hier insbesondere, ist es von größter Wichtigkeit für den folgenden Bau des Gebäudes, aber auch seine spätere Nutzung, dass es ohne Störungen und Irritationen – egal von welcher Art – abläuft. Denn nur dann erhält das Gebäude den Segen der Götter.“
„Ja, ich kenne die Aufregung vor einer
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