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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Grundsteinlegung. Lange vor diesem Ritual werden immer wieder aufs Neue Omenpriester befragt, damit der genaue Zeitpunkt auch wirklich der richtige ist. Natürlich wird auch der genaue Ort für den Bau des geplanten Hauses durch Götterbefragung ermittelt.

Ihr könnt euch denken, dass Nebukadnezar , möge Marduk sein Leben möglichst lange verlängern, sich all die Jahre, erst mit Ausbau und Sicherung des großen Reiches Babyloniens und dann mit all diesen prächtigen Bauten, bei denen er ja sogar noch oft persönlich vor Ort war und alles überwachte, dass er sich all die vergangenen Jahre nicht viel Zeit zum Grübeln erlauben konnte. Sonst wäre er sicher schon sehr viel eher in Schwermut versunken. Ich glaube sogar fast, dass gerade diese Ohnmacht auf der einen Seite ihn zu all diesen Glanzleistungen antrieb. Dennoch, all die Größe, insbesondere die Größe der Götter, allen voran des Bel Marduk und für Babylon , für die er mit Herz und Seele arbeitet und gearbeitet hat, ist ihm langsam aber sicher über den Kopf gewachsen. Das kann kein Mensch ewig tragen, die Größe der Götter oder die Größe eines Gottes, unter solch einem permanenten Druck. Es kann auch keiner je erreichen, denn wir sind nun einmal Menschen, und damit ewige Diener des Gottes, oder der Götter.
    Egal, was mit ihm ist, ich schätze ihn sehr, ich kenne ihn nur zu gut.“ Salana-Daniel seufzt tief, nickt betrübt und wiegt seinen Kopf. Die beiden anderen tun es ihm gleich, das Seufzen und Nicken.
    „Du genießt großes Vertrauen unseres Königs. Ich habe mich anfangs schon darüber gewundert, denn du kamst aus Jerusalem hierher ins Exil. Nebukadnezar schätzt Klugheit, besonders, wenn sie in Kombination mit Bescheidenheit einhergeht. Deshalb hat er auch Gefallen an dir gefunden, an deinen klugen Gedanken. Es ist auffällig, dass seine engsten Vertrauten meist alles Menschen sind, ob Frau oder Mann, die nicht aus Babylon stammen, sondern von unterschiedlichen Fremdvölkern, Griechen, Assyrer, Judäer. Als sei er auf der Suche nach etwas, das er hier nicht finden kann“, sagt Elieanor-Adda-Guppi und Tanobakt ergänzt noch:
    „Bezeichnend ist auch seine große Sammlung von Gegenständen aus aller Welt, mit denen er die Räume der Hauptburg hinter der inneren Mauer Babylons direkt im Anschluss an seinen Königssitz in der Südburg schmückt und sich derer oft erfreut. Wenn neue besonders kunstvolle Werke hinzukommen, kann er sich freuen wie ein Junge über den Fang eines Fisches. Ich habe gehört, seine Sammlung soll schon so umfangreich sein, dass er schon einiges in den Sommerpalast auf dem Hügel Babil im Norden der Stadt hat bringen lassen. Er liebt die Kunst aller Länder und aller Zeiten und versucht, viele Kunstschätze seiner Vorfahren wie Statuen und Stelen hier auszustellen. Wie gern würde ich einmal einen Blick darauf werfen!“
    „Vielleicht kann ich dir das bald ermöglichen, wir werden sehen. Du erhältst dann eine persönliche Führung von mir, denn ich kenne viele seiner Ausstellungsstücke und habe freien Zugang zu den meisten. Nur anmelden will ich deinen Besuch wohl erst nach dem Neujahrsfest.“
    Tanobakt strahlt über dieses Geschenk der Götter , wie er es nennt, als Salana-Daniel ihm diesen ungeahnten Einblick in nahe Aussicht stellt.
    „Immer wenn Besuch kommt, schreiten sie erst einmal durch alle Hallen, um die Kunstschätze zu besichtigen. Er erfreut sich dabei stets hoher Anerkennung. Sein Enkel, dein Sohn, Elieanor-Adda-Guppi, ist auch schon oft dabei, und sein Eifer wächst von Tag zu Tag. Er liebt vor allem Gründungsurkunden, die auf eine glorreiche Vergangenheit hinweisen.“
    Jetzt erstrahlt auch Elieanor-Adda-Guppi voller Stolz.
    Salana-Daniel muss lachen: „Es kann so leicht sein, Menschen glücklich zu machen.“
    „Wie kam es dazu, dass Nebukadnezar dir solch ein Vertrauen entgegenbringt?“, erinnert Elieanor-Adda-Guppi an den Gedanken, von dem sie abgekommen sind.
    „Das erzähle ich gleich. Mir fällt noch dazu ein, dass er viele Arbeiten, die das Ausschmücken der Tempel und Paläste betrifft, oft von fremdländischen Künstlern ausführen lässt. Als würde auch hier wieder dieses Orientieren nach Außen ihn irgendwie im Innern stärken!
    Nun zu deiner Frage, geschätzte Elieanor-Adda-Guppi . Nebukadnezar wählte mich und drei meiner Freunde aus, im Palast zu bleiben. Er hatte uns mit anderen Jünglingen der Vornehmen Babylons verglichen. Wir waren diesen an Wissen überlegen. So durften wir

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