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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Woche. Schließlich betete ich alle möglichen Vergehen meines Lebens herunter. Eine der Missetaten musste es dann schließlich gewesen sein, denn mein Zustand begann, sich zu bessern. Allerdings taucht es immer wieder auf und verschwindet dann nach dem gleichen Ablauf wieder.“
    „Hattest du auch geprüft, ob du die Anweisungen aus den Verzeichnissen der Tage mit guten und schlechten Vorzeichen beachtet hattest? Denn diese kennen nicht viele“, fragt Elieanor-Adda-Guppi .
    „Ja, das Verzeichnis kenne ich, ich hatte es bereits zweimal abgeschrieben. Du meinst das Werk, wo zum Beispiel geschrieben steht, an welchem Tag man keine Datteln essen soll, da man davon magenkrank würde; wann man den Ort nicht betreten soll, auf dem ein Esel umhergelaufen ist, man würde Ischias bekommen; wann man keinen Streit machen soll; wann man kein Ziegenfleisch essen soll, ein Dämon könne einem greifen; ebenso an einem genannten Tag, an dem man kein Senfkraut essen soll; besonders am siebten Tage, wo man allerlei nicht essen darf, erst recht nicht schwören; die Tage, an denen man auf jeden Fall den Göttern ein Opfer darbringen soll…“
    „Genau, diese Texte meine ich. Hast du eine Abschrift davon bei dir zu Hause?“, will sie weiter wissen.
    „Ja, eine Abschrift war für den Tempel, die andere behielt ich, falls ich einmal etwas nachlesen möchte.“
    „Ich ahne etwas – das kann die Ursache sein! Manchmal mögen die Götter nicht, wenn wir diese Werke, die doch eine große Kraft der Folgestrafen in sich tragen, wenn wir diese Werke in unserem eigenen Hause beherbergen. Diese gehören ausschließlich in den Bereich der Tempel. Die Tempel werden mehrmals täglich gereinigt, und so können diese Texte dort keinen Schaden anrichten.
    Einen Augenblick, ich habe Wasser und Öl hier und werde es gleich für dich erfragen, wenn du möchtest. So lass uns kurz setzen“, bietet sie dem etwas irritierten Schreiber an.
    Er nickt zustimmend. Sie holt wieder ihre Schale und gießt Wasser hinein. Aus verschiedenen Krügen nimmt sie eine Handvoll getrockneter Kräuter, die sie nach und nach in ihre Räucherschale auf die glimmende Kohle wirft. Dann lässt sie neun Tropfen in das Wasser tropfen, während sie zuerst die Götter fragt, ob sie oder jemand anderes dem Schreiber helfen solle. Die Zeichen sind positiv, daher befragt sie nun die Götter nach dem Dämon und ob dieser in Verbindung mit der Lagerung des besagten Textes in dem Hause des Schreibers steht. Die Zeichen waren abermals bejahend.
    Nach gezieltem Weiterbefragen sagt sie:
    „Da haben wir die Ursache gefunden. Es ist, wie ich es vermutet hatte, doch bei einer Sache war ich überrascht. Du hast eine Abschrift in deinem Haus, lagerst diese zudem an einem falschen Ort. Stimmt es, dass die Tafeln in westlicher Richtung lagern?“
    „Hm, ja“, sagt der Schreiben verblüfft.
    „Gut, das ist ein leichtes Lösen. Das andere ist schwieriger. Ich brauche einen Augenblick Zeit, um die richtige Lösungs-Formel zu finden, denn nur durch eine solche kann der Bann gebrochen werden, der darauf lastet.“
    „Darauf lastet ein Bann? Wie kommt er plötzlich dorthin? Wieso? Wer hat das getan?“
    Der Schreiber ist verwirrt und kann es kaum glauben.
    „Ein Priester aus dem Tempel, mehr kann ich dazu jetzt nichts sagen. Wir werden alsgleich ein Schadensabwehrritual durchführen. Diese Person hat das Böse auf dich gewendet. Wir wehren dies ab, indem du eben dieses Böse wieder umkehrst und ihn dabei im Auge hast. Ich will dir das kurz erklären. Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten, doch diese Art der Beschwörung kenne ich sehr gut – sie ist hochwirksam. Dazu baue ich eine Art Tür nur mit Worten, eine Tür mit Schwelle. Dann verdrehe ich die Zeichen in der Mitte, wo sie sich überkreuzen. Die Worte ergeben gelesen einen anderen Sinn und blockieren somit den Durchgang durch die Tür. Dadurch ist der Durchgang für den Schadenszauber blockiert, und er muss umkehren. Kannst du mir ein Stück deines Tons geben und mir auch kurz deinen Griffel leihen?“
    Der Schreiber reicht ihr das Gewünschte, fast ohne zu atmen. Sie wirft wieder Kräuter in die Räucherschale und murmelt leise unverständliche Worte und beobachtet den Rauch, dann schließt sie ihre Augen. Plötzlich öffnet sie sie und fängt an, rasch die Zeichen in Form einer Tür in den Ton zu schreiben.
    „Bitte stell dich genau in den Durchgang hier. Das zählt als Tür. Auf der Schwelle sollst du stehen.“ Sie deutet

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