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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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sehen, dass die Götter dir wohlwollend gegenüberstehen. Halte weiter fest an ihren Regeln. Es werden noch viele Jahre vergehen, ehe du ins Reich der Ereschkigal gerufen wirst. So glaube ich es auch von meinem Leben.
    Du hast Recht, es bleibt immer die kleine unbekannte Möglichkeit, dass man einmal, ohne es zu wollen, doch eine Verfehlung macht. Das betrifft jeden von uns.
    Selbst für Elieanor-Adda-Guppi , eine hohe Priesterin, die schon seit vielen Jahren der Omendeutung und Beschwörungen kundig ist, ist es manchmal schwierig, all die möglichen Zeichen richtig zu deuten. Es sind derer zu viele. Genau weiß man erst nach den Befragungen, welches nun für einem selbst gemeint ist, die Familie, den Nachbarn, welches für die Stadt, das Land, den König oder wen auch immer. Einen Grund haben die Zeichen immer, sonst wären sie nicht da.
    Es gibt einfach zu viele Mittel, wie die Götter ihren Willen kundtun können. Den ganzen Tag könnte man mit Zeichen lesen verbringen, wenn man die Zeit hätte und die Zeichen erkennt, ob am Himmel oder auf der Erde, was die Natur uns zeigt, die Tiere, Bewegungen, Aussehen, und dann die Menschen, die um einem herum sind, Äußerungen, die man einfach so nebenbei hört.“
    „Schläft man endlich ruhig ein, von den Ereignissen des Tages ermattet, dann kommen des Nachts Träume und gleich am Morgen beginnt der Tag mit Benommenheit, mit Irritation, mit einem komischen Gefühl, mit Angst vor dem, was vielleicht kommen könnte, ohne zu wissen was.“ Tanobakt macht eine kurze Pause, nickt und fährt fort:
    „Ich kenne viele wohlhabende Bürger dieser Stadt, die viele Sekel zu den Omendeutern und Beschwörern bringen. Viele Sekel ! Die Zeichen kommen allen gleich, ob arm oder reich, aber sie lesen lassen, um sie eventuell abzuwenden, das können nur die Wohlhabenden, der Arme muss die Strafe der Götter direkt erleiden und gerät dabei meist immer tiefer hinein.“
    „Genau, so wie es mit diesem Mann erging, der meinen Mann dann bedrohen ließ und sich immer tiefer darin verstrickte. Er könnte mir leidtun, wenn er nicht meinen Mann auf dem Gewissen hätte und meine Familie so schlimm bedroht hätte in seiner Not. Nun, die Götter hatten dieses Leben für mich bestimmt, so nehme ich es an. Durch dieses schlimme Schicksal, das uns widerfahren ist, habe ich gelernt, etwas Abstand zu nehmen von den tiefen Verstrickungen des Denkens, denn es hatte mir bis dahin nichts Gutes eingebracht. Ohne ein ständiges ‚was könnte dies bedeuten, jenes bedeuten, habe ich alles richtig gemacht’, lebe ich deutlich besser. Das scheint den Göttern auch besser zu gefallen, denn es geht mir trotz aller Arbeit und Belastungen jetzt gut.“
    „Du redest weise, gute Jaskula . Es gab schon oft Zeiten, in denen ich auch so dachte. Doch dann, plötzlich, vergesse ich sie wieder und bin von irgendeinem Dämon gefangen. Aber du hast mich wieder erinnert und aus dieser dämonischen Schleife herausgeführt“, sagt er mit einem dankenden Blick.
    „Ich will noch einmal kurz zu Elieanor-Adda-Guppi und dann ist auch schon gleich Abend. Welch ein Tag!“, sagt Jaskula , grüßt Tanobakt und geht durch den seitlichen Eingang an Gimras zugedecktem Stand vorbei zu Elieanor-Adda-Guppi .
     
    Nun riecht es nicht mehr so schwer wie eben, sondern leicht, blumig, angenehm, als Jaskula zu Elieanor-Adda-Guppis Marktstand kommt und sagt:
    „Große Elieanor-Adda-Guppi , kann ich dich einen Augenblick stören? Heute ist ein Tag mit viel Bewegung und Aufregung.“
    „So ist es doch immer im alten Babylon . Es gibt fortwährend Schönes und Leidvolles. Diese liegen hier nah beieinander und können sich von einem zum nächsten Moment wandeln. Keiner ist davor gefeit, weder Arm noch Reich. Und kein Kraut ist dagegen gewachsen, das uns alle Sorgen fernhält.“
    „Ja, Kräuter! Deswegen wollte ich kurz mit dir sprechen. Ich hörte, dass du eine größere Anlage mit Heilpflanzen und Bäumen vor der Stadt hast anlegen lassen. Etwas Derartiges plane ich auch, denn mein Mann hatte Land gekauft, von dem ich zu seiner Zeit nichts wusste. Du hast doch einen wunderschönen Garten außerhalb der Stadt?“, fragt Jaskula .
    „Ja, meinen Garten vor der Stadt habe ich schon seit einigen Jahren. So oft ich es kann, ich meine, die Götter es mir erlauben, bin ich dort. Ich kümmere mich gern möglichst selbst um die Pflanzen. Wenn ich dich so recht ansehe, wäre ein Garten genau das Richtige für dich. Du hast immer irgendwo Erde hängen,

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