Das Vermaechtnis
ausgesetzt. Gemüse kannst du dazwischenpflanzen, aber auch andere Bäume, die Früchte tragen – Äpfel, Birnen, Maulbeere, Pflaumen. Wunderbar wächst die Olive, Feige, Sandbeere, Quitte und der köstliche Wein. Wie die einzelnen Abstände voneinander sein sollten, kann ich dir dann erzählen.“
„Das hatte ich auch schon überlegt, einen Teil der Palmenplantage für einen Garten selbst zu übernehmen. Ich hatte das bei anderen schon gesehen. Ich bin überrascht, wie gut alles gedeiht. Bewässerungsgräben verlaufen bereits überall.“
„Im Palastgarten habe ich viele Pflanzen zu Heilzwecken angepflanzt. Viele verarbeiten wir zu Pillen und Tropfen, zu Heilweinen, aber auch zu zarten Cremes und duftenden Körperölen, sinnlichen Parfums oder zum Färben. Auch zum Vertreiben von Krankheitsdämonen oder zu duftenden Seifen für die Körperpflege. Du musst ja nicht gleich alles derart verarbeiten, doch manch Pflanze ist sehr nützlich für den Körper.“
„Welche Pflanzen habt ihr im Palast?“, will Jaskula genauer wissen.
„Zu denen, die du schon genannt hattest, noch Aloe Vera, Salbei, Portulak, Rosmarin, Fenchel, Kreuzkümmel, Anis und auch Myrrhe. Und das neuste in dem Heilkräutergarten ist das Seifenkraut. Ein wunderbares Kraut. Ich hatte es ansonsten immer von Händlern erworben. Man kann es so vielseitig einsetzen. Ich werde es auch in meinem Garten außerhalb der Stadt in größerem Umfange anpflanzen.“
„Ich weiß nur, dass das Seifenkraut ein gutes Reinigungsmittel für die Wäsche ist, wenn man das Kraut verascht“, überlegt Jaskula .
„Die Asche kann man auch zur Heilung von Scheuerwunden bei Zug- und Tragtieren verwenden. Die Samen helfen bei Fieber, wenn man sie röstet und den Dampf einatmet. Man kann auch mit den Samen würzen oder sie als Wurmmittel verwenden.
Sie versetzt in Rausch, wenn man eine gewisse Menge davon einnimmt. Es liefert übrigens auch einen schönen roten Farbstoff zum Färben von Wolle.
Hattest du auch Kardamom genannt? Ich nehme ihn auch oft in den Tee, er unterstützt die geistige Frische und ein gutes Gedächtnis.“
„Ja, Kardamom hatte ich meinem Mann gegeben, immer wenn er mit seinem Nachbarn zu viel Gerstenbier getrunken hatte und er den Tag darauf einen Krankheitsdämon beklagte, der natürlich gar nicht da war, höchstens in seinem Kopf.“ Die beiden Frauen lachen.
Jaskula macht eine Handbewegung auf die gegenüberliegende Seite.
„Sieh nur, der Prophet Salana-Daniel kann sich heute wieder nicht von den vielen Gesprächen trennen. Nun ist er drüben zwischen Chois und Kyrs Ständen und debattiert mit ihnen angeregt. Sie sind ja alle aus Jerusalem . Es geht ihnen offensichtlich gut, denn man sieht sie ausgelassen lachen.“ Jaskula macht einen tiefen zufriedenen Seufzer.
„Es kann so schön sein, unser Babylon . Sieh doch nur, welche Vielfalt allein hier an diesem Ort verweilt – die unterschiedlichsten Stämme mit den unterschiedlichsten Sprachen und den unterschiedlichsten Hautfarben; Griechen, Kreter, Ionier, Äthiopier haben sich bei uns niedergelassen und noch viele mehr. Mit Menschen aus allen Himmelsrichtungen wird Handel betrieben. Man kann alles bekommen, was das Herz begehrt.
Alle sind sie hier. Das nenne ich Frieden. Es geht doch – im Handel sind wir uns einig. Frieden ist besser für das Land als Krieg. Hier in der Stadt hat jeder etwas vom Frieden, selbst die einfachsten Sklaven haben genug zu essen und zu trinken und sehen nicht erbärmlich aus. Wenn diese krank sind, werden sie sogar von Ärzten und Priestern behandelt. Auch ihren Wert schätzen alle. Und ihr Los ist es auch nicht, auf ewig in Abhängigkeit zu leben. Nach spätestens sechs Jahren sind sie frei.
Wenn sie clever sind und ihre Herren scharf beobachtet haben, sodass sie gelernt haben, wie man es zu Wohlstand bringen kann, schaffen es viele wieder zu normalem Ansehen. Das sehen wir doch bei den beiden gegenüber: Choi mit seinen wundervollen Götterstatuen. Manch eine stellt er sehr kunstvoll selbst her. Kyr der Obsthändler, sollte aber meiner Meinung nach zu den Musikern des Palastes gehören. Doch das haben die Götter wohl nicht in seinem Leben vorgesehen. Die Judäer , sie sind klug und verstehen es mit dem Handel. Sie sind fleißig. Das zahlt sich aus, manche sind jetzt schon reicher als alteingesessene Babylonier .“
„Ja, das besprach ich vorhin mit Salana-Daniel “, sagt Elieanor-Adda-Guppi , die immer mal wieder etwas Räucherwerk auflegt.
Weitere Kostenlose Bücher