Das Vermaechtnis
im Gesicht oder am Arm hier. Dabei handelst du mit Stoffen! Es ist mir ein Rätsel, wie du das schaffst! Eigentlich kommst du mit Erde gar nicht in Kontakt… Hast du einen Garten, wird sich keiner mehr wundern!“ Beide Frauen müssen lachen.
„Außerdem ist es herrlich draußen, frei von Mauern. Wohin das Auge blicken kann ist es grün. Baumgärten, Felder, Gemüsegärten, Weiden um einem herum. Überall wachsen wilde Blumen an den Wegesrändern. Nur in den Bergen ist es noch schöner. Da kommt man allerdings nur selten hin. Die Strecke ist einfach zu weit und zu gefährlich. Die Kräuter, die man dort pflückt, haben besondere Kräfte, denn sie sind den Göttern näher.
Ich lasse mir, wenn möglich, von Wahrsagepriestern welche mitbringen, die sich manches Mal in den Bergen aufhalten, um gute Antworten von den Göttern zu bekommen. Doch wie gesagt, es ist auch gefährlich dort wegen der Löwen, Leoparden und wilden Hunden. So ist manch einer nicht mehr zurückgekehrt. Viele ziehen es jetzt vor, auf dem Dach eines Tempels den Göttern näher zu sein.
Hier, vor den Toren unserer Stadt, gedeihen alle Pflanzen ausgezeichnet. Wenn diese genialen Bewässerungsanlagen nicht wären, die schon seit Jahren das Bild dieser Landschaft um Euphrat und Tigris prägen, wären hier nur Sand und Wüste. Die Sonne brennt gnadenlos.
Wenn es dich interessiert, kannst du gern einmal mitkommen. Es gibt noch einiges, das ich aussäen muss. Daher will ich, sobald es geht, wieder in den Garten.“
Elieanor-Adda-Guppi freut sich sichtlich, noch eine gemeinsame Begeisterung mit Jaskula teilen zu können.
„Was möchtest du denn anpflanzen, du hast bestimmt schon eine Idee?“
„Oh, ja ich habe genaue Vorstellungen! Ich möchte ein paar Obstbäume pflanzen, Dattelpalmen, Granatapfel, Feigen – und dann viel Gemüse: Gurken, Lauch, Sellerie, Salat, Mangold, Radieschen, Linsen, Bohnen und Erbsen, Kürbisse und Kohl, Kresse, Zwiebel und Knoblauch. Und natürlich Gewürze wie Kümmel, Dill, Ingwer, Safran, Kardamom und Koriander, Thymian und Majoran, Senf und die wohltuende Minze. Damit kann ich uns und auch die Nachbarn versorgen.“
„Das ist wirklich eine sehr genaue Auflistung! Wahrscheinlich kannst du gleich mehrere Nachbarn damit versorgen. Wichtig ist, das Gebiet einzuzäunen. Wie groß ist das Land? Hast du auch Ackerland für Getreide, Gerste, Hirse oder Weizen? Etwas Sesam sollte auch dabei sein, Schamaschschammu, das Kraut des Sonnengottes.“ Elieanor-Adda-Guppi lächelt.
„Ja, das hatten wir schon zuvor. So manches Stück Erde ist von den armen Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten. Wir verpachten meist dieses Land. Eigentlich möchte ich selbst aus dem Geldgeschäft langsam aussteigen. Mögen meine Söhne es übernehmen, wenn sie wollen. Nach all dem, was mit meinem Mann passiert war, lebe ich lieber bescheidener und versuche, uns selbst zu versorgen und nicht mehr wegen Menschen in Sorge zu sein, die ihre Schuld nicht einsehen wollen und ihre Schuld auf andere schieben.“
„Gehört euch nicht auch ein großer Baumgarten mit Palmen?“, will Elieanor-Adda-Guppi wissen.
„Ja, diesen habe ich auch verpachtet. Ich bekomme entsprechende Anteile an den Erträgen, muss mich hier um nichts weiter kümmern. Das Gute ist, dass sie dort Schafe und Ziegen halten. So haben wir hin und wieder kostbares Fleisch zu essen. Solches ist mir am Liebsten, natürlich auch dann nur, wenn die Abgaben auch ehrlich entrichtet werden, aber das ist ein anderes Thema. Auch darum können sich bald meine Söhne kümmern. Einer von den beiden soll auf jeden Fall die Gesetzestexte auswendig lernen. Wenn man sich auskennt, betrügen die Menschen weniger.
Durch die Palmen bekomme ich reichlich Datteln, Fette und Öle, Baumaterial, Wein, Essig, Mehl und Honig, Brennmaterial und Viehfutter. Auch hier gebe ich das Meiste zum weiteren Verkauf an ärmere Menschen ab, die sich so über Wasser halten können.
Darum werden sich meine Söhne ebenso kümmern müssen. Ich kenne mich nicht so sehr damit aus, und möchte auch gar nicht weiter in diese Themen einsteigen. Mein Wissen muss für die Übergangszeit ausreichen. Man kann sogar den Ertrag steigern, indem man die Befruchtung übernimmt und nicht auf Wind und Insekten warten muss. Das war immer Sache meines Mannes.“
„Du kannst auch einiges zwischen den Palmen anpflanzen. Wir tun dies jetzt vermehrt, denn die Pflanzen sind dort nicht den ganzen Tag der Kraft von Schamasch
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