Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
Vom Netzwerk:
genommen, denn sie kamen leise zu den Menschen, schweigend und von selbst, ohne dass sie gerufen wurden. Wenn kein Arzt mit all seinen erlernten Mitteln mehr helfen konnte, dann konnte es der Gott, Asklepios , der Gott der Heilkünste, er verstand die leise Sprache der Krankheiten.
    Chor Doch wer war Asklepios , woher kam er?
    Chorführer Diese Geschichte will ich euch gern erzählen. Asklepios ist der Sohn des Apollon , des Sonnengottes, und der irdischen Königstochter Koronis . Koronis hatte sich allerdings, obwohl sie bereits das Kind von Apollon in sich trug, mit einem Menschen eingelassen, auf dass der tobende Apollon sie töten lassen wollte. Sie lag bereits auf dem entzündeten Scheiterhaufen, da rettete Apollon selbst in letzter Minute das Kind mit dem Namen Asklepios und brachte es zu dem Kentauren Chiron , der halb Mensch, halb Pferd war. Dieser, selbst ein großer Heilkundiger, unterwies Asklepios mit all seinem Wissen in den Künsten des Heilens. Asklepios erhielt durch ihn von nun an den direkten Zugang zu der Kraft der Pflanzen.
    Er zeigte sich als äußerst begabt. Mit der zusätzlichen Kraft des Blutes des Kopfes der Medusa , einem geflügelten Ungeheuer mit Schlangenhaaren, welches ihm Athene brachte, war er im Stande nicht nur spontan zu heilen, sondern auch Tote wieder zu erwecken. Die Menschen liebten ihn dafür, denn er heilte sie, ohne dass sie etwas dafür tun mussten.
    Genau das gefiel den Göttern ganz und gar nicht, denn Asklepios durchkreuzte ihren göttlichen Plan, der besagte, dass die Krankheiten die Menschen dazu bringen sollten, etwas zu erkennen und zu ändern, aus eigener Kraft oder durch Ratschläge eines Heilkundigen. Denn erst wenn sie selbst bis in das Reich der Toten reisten, um in den dort verwahrten Schattenbüchern nachzulesen und die Aufgabe des eigenen Schattens zu erfahren, könne der Schatten, die Krankheit und schließlich der Mensch selbst davon erlöst werden.
    Hades , der Gott des Totenreiches beschwerte sich bei Zeus, Asklepios würde zu sehr in seinem Schattenreich wirken, ohne ihn zu fragen. Die Menschen würden einfach so geheilt, ohne in die Tiefen hinabzusteigen, ohne zu verstehen, was die Krankheit bezwecke, ohne die Schatten zu befreien, die nach wie vor in der Unterwelt verweilten. Er würde nur an der Oberfläche heilen. So ginge das nicht weiter.
    Zeus verstand. Wie er so ist, er reagierte sofort, indem er Asklepios mit einem einzigen Blitz tötete. Natürlich war nun Apollon sehr wütend, dass Zeus seinen Sohn Asklepios tötete, sodass dieser die drei Kyklopen umbrachte, die für Zeus die Blitze schmiedeten. Zeus schließlich strafte Apollon für diese Tat mit einem Jahr Strafarbeit bei den Sterblichen.
    Damit war der Streit noch nicht beendet, denn Asklepios hatte sich selbst, dank des Blutes der Medusa , wieder zum Leben erweckt und fuhr unbeirrt fort in seinem Wirken. Hades Wut kannte nun keine Grenzen mehr – er wollte ihn fort haben von der Erde.
    So kam es, dass Zeus Asklepios , den irdischen Arzt, als Gott in den Himmel auf den Olymp erhob. Fortan wurde auch Asklepios , wie zuvor schon Apollon und Hades , bei Heilungsfragen von den Ärzten oder Kranken angerufen, keine direkte Heilung konnte mehr erfolgen – und die göttliche Ordnung war wieder hergestellt.
    Wie es sich mit der Heilung in einem Asklepieion verhält, dem nach dem Gott der Heilkunst benannten Heiltempel, die nach und nach erbaut wurden, das wird gleich durch eigene Erfahrung berichtet.
     
     
    1. Akt, 1. Szene
     
    Gimraios Der einzige Faktor, der an diesem Morgen stört, ist der Faktor Zeit. Gern würde ich hier verweilen, doch ich will hinauf zur Agora , dem Markt- und Versammlungsplatz von Athen , um Gleichgesinnte anzutreffen, welche man in dieser belebten Stadt jetzt reichlich vorfinden kann. Doch – der Duft lässt nicht locker. Ah, ein Türspalt, ich will hineinschielen, unbemerkt…
    (In diesem Augenblick erscheint Choi-Hippokrates, der Arzt, und Gimraios vergisst Duft und Türspalt.)
    Choi-Hippokrates Gimraios, du bist schon zurück! Das erfreut mich sehr! Dann ist gewiss, dass unser regelmäßiges Gastmahl und geselliges Trinken, unser Symposium, heute bei dir auch stattfinden wird?
    Gimraios Einen wunderschönen guten Morgen, werter Choi-Hippokrates. Dass ich dich jetzt schon auf den Gassen Athens treffe, verspricht nur Gutes. Ich reiste von Olympia bereits in den letzten Tagen zurück, um heute unser Treffen nicht zu versäumen. Natürlich steht die Einladung in

Weitere Kostenlose Bücher