Das Vermaechtnis
scharfen, austrocknenden oder salzigen Speisen. Nach dem Essen spazieren gehen. Warm baden ist gut. Schütze dich vor Sonne und Kälte. Und – bete zu Gaia , der Erde, und auch zu Hermes .
Je nachdem, wie stark deine Schmerzen sind, solltest du gleich damit beginnen und einen Arzt in deiner Nähe aufsuchen, der dich betreut. Mit Glück ist ein Raum für dich im Asklepieion von Epidauros frei. Dieses würde ich empfehlen. Allein die weitere Reise und der Abstand zu allem hier in Athen werden deiner Genesung gut tun.
Dort wird man die Ursache erkunden und dich mit dem entsprechenden Ausgleich behandeln.
Gimraios Wie darf ich das verstehen?
Choi-Hippokrates Das Gegenteil ist das Heilmittel seines Gegenteils. Ist ein Zuviel, wird weggenommen, ist ein Zuwenig, wird aufgefüllt. Ganz einfach gesagt, wer Hunger hat, dem soll man etwas zu essen geben, wer zu dick ist, sollte abnehmen. Wer Fieber hat, der verträgt eine Kühlung und Ruhe. Wer friert, der braucht Wärme und Bewegung. Wer Durst hat, dem gebe man zu trinken. Ist zu viel Flüssigkeit im Körper, leite man sie mit entsprechenden Stoffen aus.
Bis ins Detail wird untersucht und durch eine entsprechende Behandlung für Ausgleich gesorgt. So lange, bis sich das rechte Maß im Körper wieder eingepegelt hat – durch Ernährung, Bewegung und das rechte Verhalten.
Die Asklepieien sind für eine Rundum-Behandlung da und bringen den Heil-Suchenden wieder in seinen ursprünglichen ausgeglichenen Zustand. Genau das ist es, was du brauchst.
Eines Tages werde ich auf meiner Heimatinsel Kos auch eine derartige allumfassende Tempelanlage zur Heilung errichten. Darum werde ich mich bald kümmern.
Ach, wie es immer so ist, da kommt Jaskularias direkt auf uns zu…
(Choi-Hippokrates steht auf und Gimraios ebenfalls. Sie begrüßen Jaskularias.)
Sei gegrüßt, Jaskularias, wir haben gerade die Rede von den Asklepieien und du, wenn du magst, kannst uns ganz aktuell von deinen eigenen Erfahrungen berichten. Meinem geschätzten Freund Gimraios wollte ich einen Besuch empfehlen, doch als behandelnder Arzt erzählt es sich anders als jemand, der in den Genuss der Heilung selbst gekommen ist. Ich hoffe, es ist euch beiden recht, wenn wir darüber offen sprechen. Über eure Krankheit oder Unstimmigkeit könnt ihr natürlich Stillschweigen wahren, so wie ich es tue. Ich kann nicht einen zu Schweigen verpflichtenden Eid ins Leben rufen, auf dass alle Ärzte sich ihm verpflichten und selbst einfach ungefragt daherreden.
Chorführer Frisch und ausgelassen kommt Jaskularias daher. Es ist eine wahre Freude ihn zu sehen. Seine Fröhlichkeit strahlt selbst auf mich ab, ich, der ich doch eher außen stehe. Eine wahrlich angenehme Erscheinung. Es ist erstaunlich, wie wandelbar der Mensch doch ist. Noch vor einem halben Jahr war er nicht wiederzuerkennen. Sein Aussehen, seine Haltung, sein ganzes Wesen war blass, fade, grau. Ein junger Mann, als würde er mit seiner Ausstrahlung vermitteln wollen, dass er langsam aus dem Leben gehen wolle.
Wäre er mein Sohn, ich hätte ihn nach Sparta geschickt, wo eine derartige Haltung einfach nicht geduldet wird. Damit er mal wieder runterkommt von seiner Grübelei um Nichts. Bei den Spartanern gibt es keine Schwächeleien – von vorn herein wird in der Erziehung auf Stärke trainiert. Stärke auf allen Ebenen, auf Ehre und Stolz! Jawohl. Wo war der Stolz dieses jungen Mannes geblieben?
Doch die Götter haben ganze Leistung vollbracht. Denn in einem Asklepieion helfen die Götter bei der Heilung mit. Sie entscheiden über den ganzen Heilungsverlauf. Offensichtlich hat der junge Jaskularias auch ganze Arbeit geleistet, denn sonst wäre ihm die Unterstützung der Götter nicht zuteil geworden.
Hören wir, was er uns erzählt.
1. Akt, 2. Szene
Jaskularias Mit großem Vergnügen werde ich berichten. Meine Krankheit will ich kurz schildern: Ich hatte immer wieder Verhärtungen am Körper, die kamen, verschwanden und an einem anderen Ort wieder auftauchten. Ich hatte immer einen harten Unterbauch, oft Leibschmerzen. Dann kamen noch unerträgliche Kopfschmerzen dazu. Ich war bei einem Arzt hier in Athen . Alles, was er mir riet, half nur kurze Zeit. Schließlich kann ich mir nicht mein ganzes Leben Klistiere verordnen lassen. Und meine Kopfschmerzen brachten mich um meinen Schlaf und vergraulten mir ebenso den Tag.
So machte ich mich auf nach Epidauros , das Asklepieion im Osten der Halbinsel Peloponnes . Auf dem letzten Teil der
Weitere Kostenlose Bücher