Das Vermaechtnis
zu schärfen, dass die sichtbare Welt von mathematischen Beziehungen durchdrungen ist. Hinter der anscheinend ungeordneten Alltagswelt verbirgt sich eine Ordnung, die ideal und vollkommen ist wie die Mathematik.
Pythagoras sah in allem bis ins kleinste Teil ein geometrisches Grundprinzip.
So fand er die Tetraktys , die Vierheit , die er und die, die seinen Vorstellungen folgten, geprägt haben. Sie sahen in der Tetraktys den Schlüssel zum Verständnis der Weltharmonie.
Die Tetraktys waren die Eins, Zwei, Drei und die Vier. Diese Vierheit erzeugt die Zehn, die die Summe der vier Zahlen bildet, und damit eine herausragende Rolle spielt. Sie nannten sie auch die heilige Zahl . Aus ihr entfaltet sich die gesamte Kunst der Mathematik, in der Schöpfung und im All. Sie ist in sich die Vollendung, nach der der Mensch auch streben kann.
Die Tetraktys kann sich in den unterschiedlichsten Formen ausdrücken, in Begriffen, Kräften, Wesenheiten – wie auch in der Form des gleichseitigen Dreiecks, einer ebenso vollkommenen Form mit den übereinander angeordneten Zählsteinen.
Die Vierheit drückt sich auch in der Geometrie aus – in Punkt, Linie, Fläche und Körper.
Ebenso können in der Musik die Grundkonsonanzen mit der Tetraktys ausgedrückt werden, die Quarte, Quinte und Oktave, auch die Doppeloktave. Dass ein weiteres Intervall nicht in dieses Schema passte, grenzten sie einfach aus, da das Schema an sich schon sehr stimmig war. Sie fanden in der Musik auch noch eine weitere Vierergruppe, sechs, acht, neun und zwölf, welche den unveränderlichen Saiten der Lyra zugeordnet sind. Für Pythagoras waren in Tetraktys die einzig wahren heiligen Zahlen, die Urzahlen, der Schlüssel zur Erkenntnis alles Göttlichen auf der Erde wie auch im Universum.
Er konnte als einziger die Himmelsharmonie wirklich hören. Er hörte die zarten Geräusche, die die Himmelskörper bei ihren Kreisbewegungen erzeugen, wobei jeder Himmelskörper einen konstanten Ton erzeugt. Diese bewegen sich stets gleichförmig, deren Höhe hängt von den unterschiedlichen Geschwindigkeiten, ihrer Größe und den Abständen ab, sodass in seiner Gesamtheit der kosmische Klang entsteht.
Auch er ging davon aus, dass den Himmelkörpern ein göttlicher Geist innewohnt.
In der Lehre von der Unsterblichkeit der Seele sind wir uns eins, auch wenn mit unterschiedlichen Herangehensweisen. Die Seele sei göttlicher Herkunft und Natur und sie würde aus dem Diesseits in ihre jenseitige Heimat zurückkehren. Pythagoras hatte die Gabe, sich an seine früheren Leben zu erinnern, was sein Glaube an die Seelenwanderung, ob in Mensch oder Tier, bestätigte.
Ich kann nicht sagen, was mich am meisten an seinen Gedanken und seiner Lehre beeindruckt, aber die Goldenen Verse will ich euch vortragen, denn sie drücken die Verehrung des Unerforschlichen und das Streben nach einer hohen Sittlichkeit, nach Reinheit im Denken, Wollen und Tun aus und ihr Bemühen, das Leben in allen Bereichen zu fördern und zu schützen.
Ehre vor allem die unsterblichen Götter, wie das Gesetz es bestimmt,
und achte den Eid. Ehre auch die edlen Heroen
und die Dämonen der Unterwelt mit den vorgeschriebenen Opfern.
Ehre deine Eltern und deine nächsten Verwandten.
Von den andern mache dir den zum Freund, welcher der Vortrefflichste ist.
Lass dich erweichen von seinen milden Worten und nützlichen Taten.
Entzweie dich nicht mit deinem Freund wegen eines kleinen Vergehens,
solange du kannst; denn das Können wohnt nahe bei der Notwendigkeit.
Dies nun wisse und gewöhne dich, darüber Herr zu werden:
vor allem über den Bauch, über Schlaf, Geilheit
und Zorn. Tue niemals etwas Schändliches, weder mit anderen
noch allein; am meisten schäme dich vor dir selbst.
Als nächstes: Sei gerecht in Wort und Tat
und gewöhne dir an, dich nie unüberlegt zu verhalten,
sondern erkenne, dass es allen bestimmt ist zu sterben
und dass Besitztum bald gewonnen, bald verloren wird.
Es gibt aber Schmerzen, die durch göttliches Geschick über die Sterblichen kommen; darum:
Wenn das Schicksal dich trifft, ertrage es und sei nicht unwillig.
Heile davon, soviel du kannst, und denke:
Nicht sehr viel davon gibt das Schicksal dem Guten.
Viele Reden kommen zu den Menschen, gute und schlechte.
Lass dich dadurch nicht erschrecken und nicht abbringen
vom Vorsatz. Wird etwas Unwahres gesagt,
so gib milde nach. Doch was ich dir sage, soll in allem erfüllt werden.
Keiner soll dich je verleiten, weder mit
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