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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Ich habe immer noch das letzte Wort. Ich liebte dich! Ich sah in dir die einzige fähige Regentin in dieser Zeit. Niemand anderes hätte die Position des Pharao so ausführen können wie du. Doch sie beharrten stur darauf, dass es einen weiblichen Pharao nicht geben sollte und durfte, diese einfältigen Menschen. Wir Götter denken da anders. Dieses Mal hatte ich mich durchgesetzt und die Machenschaften der Menschen nicht gewähren lassen. Nach deinem Tod überließ ich ihnen wieder die Entscheidung. Sollten sie tun, was sie nicht lassen konnten…“
    „So weit sind wir jetzt noch nicht. Von den vier Säulen Tameri s wollte ich berichten. Von Ushlaran-Senenmut hast du schon erzählt, sogar sehr ausführlich.“ Sie lächelt.
    „Blieben noch die drei anderen. Der Wesir des Nordens, des Nildeltas, oberster Richter im Norden war Amun-Weser . Dieser hatte glücklicher Weise einen Sohn, mit gleichem Namen, der in seine Fußstapfen treten wollte und dieses Amt auch bestens ausübte. Wesir des Südens war mein geliebter Lehrer Salana-Imhotep . Er war oberster Richter im Süden, auch verantwortlich für die Goldeinfuhren und die Erziehung der Kinder des oberen Standes. Auch er wurde von seinem Sohn unterstützt, Useramon , der dann sein Amt übernahm. Amathu , der Hohepriester des Amun, hatte einen würdigen Nachfolger in Hapuseneb .
    Diese Nachfolger und noch viele weitere hattest du mit Salana-Imhotep , der schon immer deine Vertrauensperson war, wenn es um strategische Fragen ging, lange besprochen. Salana-Imhotep war schon deines Vaters Mann des Vertrauens. Er besaß große Achtung unter der Priesterschar allein seines großen Wissens wegen. Dass er schon früh auf einen Stock gestützt ging, da ihm sein Rücken Probleme bereitete, hielt ihn keineswegs davon ab, weiter zu lehren, was er von Herzen gern tat. Vor allem sah er es als seine innere Pflicht, dir, der großen Pharaonin Gimra-Hatschepsut, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Duhörtest ihm gern zu, denn seine Stimme hatte auf dich immer etwas sehr Beruhigendes. Er ließ sich nie aus der Ruhe bringen, sooft du auch nachfragtest. Er hatte solch eine liebenswerte Angewohnheit: wenn er nicht gleich eine Antwort wusste, wiegte er den Kopf fast unmerklich hin und her, während er nachdachte. Egal, um welches Thema es ging, er fand immer eine Lösung und unterstützte und motivierte dich.
    Die meisten Nachfolger der Säulen des Landes waren fast alle treue Freunde, Kinder von adligen Familien, mit denen du deine Kindheit verbracht hattest. Das war ganz im Sinne der Ma’at . 
    Sechs Monate nach eurer Krönung und dem Tod deines Vaters kam es zur ersten militärischen Auseinandersetzung. Der Sohn des Königs von Kusch , wollte einen Rachefeldzug, einen sogenannten Freiheitskampf gegen Tameri führen und war bereits auf dem Weg, als die Mitteilung bei euch ankam. Tanobakt-Thutmosis II brach zusammen und ließ sich ins Lebenshaus bringen. Der Feldzug wurde ohne ihn, den Horus des Landes, durchgeführt und gewonnen.
    Nur an einen einzigen weiteren Feldzug in deiner ganzen Regierungszeit kann ich mich erinnern, die Einnahme von Gaza . Ansonsten gab es lediglich wenige kleine Strafexpeditionen. Das war dein Führungsstil. Frieden und Wohnstand brachtest du in euer Land. Tanobakt-Thutmosis II starb bald danach, kurz nach der Geburt eurer Tochter Nofrure . Ein harter Anfang für dich, Freud und Leid nah beisammen. Doch du warst stark, sehr stark.
    Die Königsfolge fiel nun auf den Sohn des Tanobakt-Thutmosis II mit seiner Nebenfrau: auf Burgon-Thutmosis III .
    Zu diesem Zeitpunkt war er erst etwa drei Jahre alt, also selbst in den Zeiten des Alten Tameri zu jung für eine Regentschaft. Aber du warst ja da, die Pharaonin Gimra-Hatschepsut . Du hast dich selbst zum Pharao erhoben, als lebender Gott – in meinem Namen, im Namen Amuns zur Herrin beider Länder , dem oberen und unteren Tameri . Das Volk, das meiste Volk, liebte dich, denn du brachtest Wohlstand ins Land und Frieden, bestätigt durch die immer wiederkehrende Nilflut als Zeichen der Göttlichen Ordnung und deiner engen Verbundenheit zu den Göttern.
    Am meisten beeindrucken und damit deine Macht bestätigen konntest du mit dem Bau deines einmaligen Totentempels in Deir el-Bahari. Welch ein Bauwerk! Welch eine Lage! Gleich den Schwingen eines Vogels geht der Tempel in den Berg links und rechts über.
    Ushlaran-Senenmut gelang es einzigartig, deine Vorstellungen zu treffen und in atemberaubendem Maße umzusetzen.

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