Das Vermaechtnis

Weihrauchbäumen in Punt ; die Rückkehr der Expedition; ich überreiche Geschenke aus Punt an dich, meinen Gottesgemahl – drei große Bäume; dann das Wiegen und Messen der Ware, der Erfolg der Expedition nach Punt wird vor dir, großer Amun , bekanntgegeben. Mein Königsgemahl Burgon-Thutmosis III opfert Weihrauch vor dir, großer Amun . Als Nächstes dann eine schöne Szene, in welcher ich vor deinem Thron stehe; und letztendlich: Der Erfolg der Expedition wird vor dem Hofe bekannt gegeben.
    Die großen Künstler haben an jeder einzelnen Szene so genau gearbeitet, dass sich alle vorstellen konnten, wie die Einwohner von Punt anhand ihrer Figuren, ihrer Kleidung und Haartracht aussahen. Auch wie sie lebten zeichneten sie genauesten, die für uns fremdartigen Pfahlbauten, in denen sie lebten, und dass sie Rinder züchteten.
    Diese Reise hat mein Ansehen im Volke sehr gefestigt, nein, sogar noch überaus steigern können. Ein sagenhaftes Goldland, dieses Punt . Welch eine Blütezeit für Tameri war dies!“
    „Dein Gemahl Burgon-Thutmosis III hatte Punt kurz nach deinem Tod erobert und damit die Zufuhr all dieser Güter sichergestellt“, ergänzt Amun ein wenig taktlos in diesem Moment. Die Reaktion kam prompt und für drei Atemzüge auch in einem etwas schärferen Ton, der dann aber gleich wieder in ihre gewohnt milde Stimme überging:
    „Was, wieso erzählst du mir das jetzt? Ich habe bis heute nicht verstanden, warum er das tat.
    Mit Punt hätte man ohne weiteres noch viele Jahre weiter auf friedliche Weise Handel betreiben können! Nun, ich will nichts gegen seine großen Feldzüge sagen. Auch nichts gegen meinen Königsgemahl. Wir hatten damals schon eine unterschiedliche Herangehensweise.
    Andererseits, ich muss zugeben, ich war froh, als er noch zu meiner Zeit die militärische Leitung übernahm. Ich wollte Frieden mit friedlichen Mitteln, doch es gibt Völker oder einfach nur Könige, die friedliche Mittel ablehnen. Da war er genau der Richtige. Schließlich galt es, auch unsere Bezugsquellen für viele Rohstoffe und Waren zu sichern.
    Auch zu meiner Zeit hatten wir Kriege, allerdings wenige, gegen Äthiopien und gegen die Völker des Oberen Nils. In seiner ganzen Zeit als Pharao von Tameri , dem geliebten Land, dem Land von Biene und Binse, welches über 50 Regierungsjahre waren, davon etwa 20 mit mir gemeinsam, hatte Burgon-Thutmosis III mindestens 17 erfolgreiche Feldzüge geführt. Er war der erfolgreichste Feldherr unter den Pharaonen, so hörte ich es später. Er war unermüdlich bestrebt, unser Land zu vergrößern. Ein größeres Tameri sollte es auch nie wieder geben. Tameri s Grenzen reichten bis zum Euphrat, denn er konnte Syrien und das Mitannireich besiegen. Er liebte das Soldatenleben. Er war ein geborener Krieger und Kämpfer. Willensstark, beherrscht, mit Gesichtszügen eines Greifvogels und der Stärke eines Löwen. Ich bewunderte ihn dafür. 
    Er war ein ausgezeichneter Stratege und Planer. So spiegelten all seine Erfolge sich in seiner Bautätigkeit wider. An all seinen Tempeln und Stelen konnte man seine Siege lesen. Ich freue mich sehr, dass er zwar etwas versetzt, doch nahe zu meinem Totentempel ebenfalls einen Tempel errichten ließ. Vor allem im Karnak -Tempel ließ er viele Umbauten und Erweiterungen vornehmen. Zu seinem Sed-Fest errichtete er auch einen wundervollen Tempel in Theben . Das Sed-Fest fand statt im 30. Regierungsjahr eines Pharao, dessen Festlichkeit nicht vielen Pharaonen vergönnt war. Die Götter gaben dem Pharao zu diesem Fest neue Kraft für die weiteren Jahre seiner Herrschaft.“
    „Du weißt sehr gut Bescheid von deinem Gemahl Burgon-Thutmosis III .
    Von dem Sed-Fest wollen wir später noch genauer berichten, zur Regierungszeit des Burgon-Amenhotep III , seines Ur-Enkels“, wendet Ma’at ein, die damit einmal wieder für die Einhaltung der Göttlichen Ordnung sorgt.
    „Ja, gern. Eine bauliche Tätigkeit möchte ich jedoch noch besonders hervorheben – seine Grabanlage. Denn sie war sehr ungewöhnlich, am Ende einer Schlucht in Theben West, nur schwer zu erreichen. Wiederum tief unten gelegen ist seine Sargkammer in ovaler Form. Denn einzigartig schmücken die Wände des Ovals in Form von Registern das Amduat , das Buch des Jenseits in Wort und Bild, dein Weg, großer Re , der Weg es Sonnengottes Re durch die zwölf Stunden der Nacht, durch das Land des Jenseits des Osiris mit all seinen Gefahren und Prüfungen, die es zu bewältigen gilt. Die blaue