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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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riechenden Reinigungssubstanzen eingerieben und wieder mit Wasser aus Tonkrügen überschüttet, die Haare gewaschen. Und mit wunderbar duftenden Ölen eingerieben. An das wertvolle Lilienöl kann ich mich besonders erinnern. Das erste Mal wurden mir mit einem scharfen, kupfernen Rasiermesser meine wenigen Achsel- und Beinhaare entfernt. Mein Gesicht wurde geschminkt und meine Handinnenflächen und die Fußsohlen mit rotem Henna bemalt. Ein goldenes Pektoral wurde mir um den Hals gelegt, mein golddurchwirkter Schurz und meine feinen Papyrussandalen angezogen.
    Zum Schluss band mir Aleyna-Satrê , meine Dienerin und früher auch meine Amme, das blaue Stirnband der königlichen Familie um meine Perücke. Aleyna-Satrê , ich liebte sie sehr. Sie war mir bei allem, was ich denken konnte, behilflich, war einfach für mich da. Für sie ließ ich eigens eine Grabkammer errichten in Theben West, auch wenn dies zuvor nur Mitgliedern der königlichen Familie oder hohen Beamten zugesprochen war.
    Doch ich zählte sie als königliches Familienmitglied. Ihre Geduld, ihre Liebe und Fürsorge und ihre weisen Ratschläge waren für mein Leben, für das ich geboren wurde, ein Halt und ein Wegweiser. Sie ging leicht und beschwingt durch die Hallen des Palastes. Gleich einer Feder tanzte sie um die Säulen, ja eine geborene Tänzerin war sie. Erst später wurde sie runder, doch ihre fließenden Bewegungen blieben. Ihre Haare hatten einen besonderen rotblonden Farbton, worum sie viele Frauen beneideten, denn sie brauchte kein Henna. Sie hatte eine hübsche spitze Nase und, was niemand außer mir wusste, ein Mal in Form eines Sichelmondes am Hals am Haaransatz. Das Haar wuchs darüber, sodass es niemand sehen konnte. Für mich war dies ein göttliches Zeichen. So entsprach ihr Platz an meiner Seite und ihre Ratschläge auch dem Plan der Göttlichen Ordnung . Dieser Ordnung halber ließ ich auch eine Sitzstatue von Aleyna-Satrê mit mir auf dem Schoße errichten in der Hathor -Kapelle in meinem Tempel Djeser djeseru . Du siehst, großer Amun , auch ich schweife gern ab, doch ich stehe hier, inmitten aller großen Götter von Tameri , und es liegt mir am Herzen, dieses zu erwähnen, denn gar zu oft vergesst ihr das Wirken derer, und es ist ihrer Zahl doch beachtlich, die einfach da sind, für andere da sind und Gutes tun, ohne dass ihr ihnen erscheinen müsst, um ihnen den Weg zu zeigen.“
    Sofort stellt sich Protest ein, von allen Seiten. Nur manche blicken zu Boden oder scheinen es richtig zu finden, wenn sich auch ein Gott nicht um alle und alles kümmern kann.
    Natürlich übernimmt Ma’at das Wort:
    „Liebe Gimra-Hatschepsut . Das scheint dir so vorzukommen, denn du lebtest in deinem Leben nie unter den einfachen Menschen, sondern eben in deiner für dich ausgewählten Welt. Doch sei gewiss, jeder Mensch, der uns ruft, wird erhört. Die Menschen von Tameri hatten sich für jeden Aspekt ihres Lebens eine Gottheit ausgesucht. Wenn sie wollten, konnten sie auch diese ansprechen – doch – vergiss bitte nicht, dass euer Aufbau der Gesellschaft so war, dass nur die Priester oder der Pharao direkten Kontakt zu den Göttern haben durften.
    Gerade die Priester sorgten dafür, dass dies Bestand hatte. Sie bauten es sogar immer weiter aus, sodass selbst der Pharao bald Schwierigkeiten hatte, sich dieser Priestermacht entgegenzustellen, ohne zu fallen. Da das Volk ungebildet war, weder lesen noch schreiben konnte, mussten sie auf das vertrauen, was die Priester ihnen von den Göttern berichteten und mussten diesen Geboten folgen. Sonst war sogar ihr meist armseliges Leben gefährdet. Dies alles haben wir Götter nicht so errichtet, denn wir werden in all den speziellen Aspekten von den Menschen erschaffen. Wir sind so, wie sie uns sehen.
    Doch werden wir angesprochen, reagieren wir natürlich, egal wer uns anspricht.
    Dies will ich nur kurz richtigstellen, damit kein falsches Bild fällt auf die Götter von Tameri . Dies sei auch keine Rüge an dich, große Gimra-Hatschepsut. Wie ich bereits sagte, du lebtest dein Leben und hattest eben die Sichtweise einer Pharaonin. Dass du ein gutes Herz hast, haben wir sehr wohl gemerkt. Wir haben mit Wohlwollen und Freude gesehen, wie du Wohlstand in dein Land gebracht hast, sodass niemand hungern musste. Insofern hast du als Pharaonin wirklich deinem Land, nämlich deinem Volk gedient. Du hast die Göttliche Ordnung auf deine Weise umgesetzt und viele damit beschenkt. Hab Dank für diese große Zeit,

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