Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
Vom Netzwerk:
aber wir wussten, dass du es schaffen würdest, für Tameri . Auf deinen schmalen Schultern lastete mit einem Mal die volle Verantwortung für ein großes Reich. Dein Bruder war viel zu schwach. Du hattest Verständnis für ihn, denn er war in eine Rolle gezwungen, die er nicht spielen konnte, da seine Fähigkeiten ganz andere waren als die, die dazu nötig waren, ein Land zu regieren und zu verteidigen. Auch du wolltest keinen Krieg. Wolltest nicht töten. Und genau das hast du geschafft: Durch eine friedliche Handelspolitik hast du die Größe von Tameri gesichert.
    So würdigte dich der alte Baumeister Ineni , indem er diese Worte in Stein meißeln ließ:
    „ Tanobakt-Thutmosis II. trat an die Stelle als König beider Länder, er herrschte auf dem Thron dessen, der ihn gezeugt hatte. Seine Schwester, die Gottesgemahlin Gimra-Hatschepsut, sorgte für das Land. Die beiden Länder lebten nach ihren Plänen, man diente ihr in Demut. Sie war der Samen, der aus dem Gott kam, Bugtau OberTameris, Hecktau UnterTameris, Landepflock der Südvölker, Herrin des Befehlens, vortreffliche Pläne, die die beiden Länder beruhigte, wenn sie redete.“
    „Der gute alte Ineni “, unterbricht Gimra-Hatschepsut . „Einer der vier Säulen von Tameri . Vier alte, weise Säulen, einerseits eine große Stütze, wegen ihrer reichen Erfahrungen und ihres großen Wissens, andererseits besorgte mich ihr zum Teil hohes Alter. Wer würde Tameri stützen wie sie, wenn sie nicht mehr wären… So machte ich mir Gedanken über die Nachfolger. Ushlaran-Senenmut wurde ja bereits von meinem Vater als Nachfolger des großen Ineni ernannt und Ineni gab ihm gern und mit großer Sorgfalt all sein Wissen weiter.“
    „Oh ja“, wendet Amun ein. „Du wirst dich jetzt wundern. Aber ich glaube fast, ich war auch eifersüchtig darauf, welche Rolle Ushlaran-Senenmut spielen durfte. Wie gern hätte ich mit ihm getauscht… Die Projekte, die er betreuen und realisieren durfte. Ich muss zugeben, ein unglaublich fleißiger junger Mann. Selten sehe ich Männer mit solch einem Wissensdurst, die Tag und Nacht in den Hallen des Wissens verbringen und nicht eher ruhen, bis ihr Durst gestillt ist, vorerst, um am nächsten Tag weiter zu lesen, zu lernen, zu planen. Ich muss wiederum zugeben, dass ich ihn tief im Innern gern beobachtete, ihm zusah, mich über seinen Erfolg freute, aber da warst ja noch du. Da hörte dann die Freude über ihn auf. Leider. Du machtest ihn zum obersten Architekten, Baumeister, Obervermögensverwalter und allein daher schon zu deinem engsten Vertrauten.
    Unter anderem trug er die Verantwortung für den gesamten Besitz des Amun -Tempels in Karnak und zusätzlich sämtlicher angeschlossenen Tempel mit allen Vorräten an Edelmetall und Edelsteinen, Ländereien, Viehherden, und sonstigen Wirtschaftsbetrieben. Dein tiefes Vertrauen in ihn, welches du mit zahlreichen weiteren Titeln bekundetest, war leider nicht ohne Folgen, auch unter den Menschen, den Priestern.
    Sobald er starb, was allerdings erst in einem hohen Alter war, wurden seine Abbildungen, wo immer sie gefunden wurden, herausgemeißelt. Später dann auch einige deiner Abbildungen. Ja, die Menschen, so sind sie, haben durch Neid doch vieles zerstört. Dass sie die Abbildungen herausmeißelten, war wohl anfangs auch mein Verschulden, denn meine Eifersucht ging so weit, dass ich in manchen Mann fuhr, um dies zu tun. Ich schob es auf Burgon-Thutmosis III , deinen späteren Mann, und sagte, er hätte dies aus Wut und später Rache veranlasst, denn du hattest ja lange allein, ohne ihn, regiert. Er konnte erst mit deinem Tode die Regierungsgeschäfte übernehmen. Ich nehme es nur vorweg, um auch dies geradezustellen, weil ich es schon sehr bedaure…“ Amun blickt kurz zu Ma’at , die einen gewissen strengen Blick auf ihn gerichtet hat.
    „Ja, der Göttlichen Ordnung halber, ich habe dies später ja wieder korrigiert… Burgon-Thutmosis III liebte dich, seine Frau, Tante, Stiefmutter. Du warst mehr für ihn, du warst seine weise Lehrerein. Er hatte viel von dir lernen können in der Zeit, die Zeit, die er auch brauchte, um dann zum größten Feldherrn der Geschichte von Tameri zu werden. Unter seiner Herrschaft wurde Tameri zum Weltreich, nie wieder war die Ausdehnung des Nilreiches so groß. Da war kein Funke des Neides, ganz im Gegenteil!
    Allerdings gab es einige unter den Priestern, denen es nicht gefiel, dass sie eine Frau an der Macht ihres Staates sahen.
    Ich bin der Gott.

Weitere Kostenlose Bücher