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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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beschrieben wurden. Die Weihrauchbäume wurden in großen Töpfen transportiert und überlebten die Umsiedelung bestens. Das unterschiedliche Klima machte ihnen allerdings auf Dauer bei uns schon sehr zu schaffen. Sie waren doch recht kränklich. Ebenholz, Elfenbein, Gold, Silber, Lapislazuli und Malachit, Truhen mit Gewürzen, Amphoren mit kostbaren Salben, Salz, und fremdartige Tiere wie Affen, langohrige Hunde, Rinder, sogar Giraffen und Leoparden. Weich gegerbte Pantherfelle brachten sie mit, Straußenfedern und Straußeneier, Myrrhe und Zedern – eine überaus reiche Ladung! Ich konnte nicht umhin, beim Entladen selbst Hand anzulegen, insbesondere beim Messen der Myrrhe-Berge, eingehüllt in den Duft von Punt . Es war eine durch und durch göttliche Aktion. Göttlich!“
    Sie schwärmt. Durch den Himmel der Götter zieht eine sanfte Brise köstlicher Düfte. Alle sind entzückt. Gimra-Hatschepsut holt sich mit einem tiefen Atemzug zurück und erzählt weiter:
    „Unser Hauptinteresse lag im Erwerb dieser wertvollen Harze, von Weihrauch und Myrrhe, die wir zur Herstellung von Räuchermitteln benötigten. Ansonsten war der Erwerb dieser Harze sehr teuer. Sie mussten von sehr fernen Ländern über die Handelskarawanen zu uns gebracht werden. Seit der ersten Begegnung mit diesen Düften waren sie aus Tameri nicht mehr wegzudenken. So waren die Expeditionen nach Punt und ihre reiche Ladung bei ihrer Heimkehr ein Segen für uns Menschen und ein Segen für die Götter von Tameri . Bei den täglichen Tempelritualen wurden diese Räucherstoffe in Mengen verbrannt, zum Wohle und zu Ehren aller Götter.“
    Ein wohliges Schnurren geht durch den Götterhimmel. Das nimmt Gimra-Hatschepsut lächelnd auf und bleibt noch einen weiteren Augenblick bei diesem Thema, den Göttern zuliebe.
    „Weihrauch, der balsamisch-göttliche Weihrauch durfte nicht fehlen in all den Tempeln und den Hausaltären, zum Gebet, als Opfergabe, bei den täglichen Riten der Priester, bei Begräbnissen, bei allen Festlichkeiten von Tameri für den Pharao und für die Götter.
    Die Myrrhe, die einst aus den Tränen des Falkengottes Horus entstanden war, ihr schwerer sinnlicher Duft, seinesgleichen ist nicht wegzudenken aus Tameri , denn es ist der Duft, der Verliebte mit einem Zauber umhüllt, aber auch Ruhe schenkt. Er vertreibt drückende Gedanken und rastlose Bilder vor dem geschlossenen Auge.
    Und so gab es noch Labdanum, Opoponax, Benzoe, Zimt und Mastix, Wacholder und Thuja, Zeder, Kalmus, Galbanum, Styrax, Zyperngras…“
    Beim Aufzählen ist nach jedem Namen eines Duftes aus aller Götter Munde ein wohliges Stöhnen zu vernehmen.
    „…Sandelholz, Narde, Adlerholz, Koriander und Kardamom, die meisten von diesen wunderbaren Düften kamen über die Karawanen zu uns und mit ihnen ebenso die Räucherwaren. Diese durften nur von unseren Orakelpriestern angewendet werden, denn sie brachten einem in Reiche, in denen ein Ungeübter sich verirren würde.“
    Horus verwandelt sich kurzfristig ganz und gar in einen großen Falken und schüttelt sein Federkleid. Ein balsamischer, erdiger, würziger, warmer Geruch von Myrrhe durchströmt wieder den Götterhimmel. Alle scheinen in angenehmsten Erinnerungen zu schwelgen. Sanft holt Gimra-Hatschepsut sie aus ihrem Duft-Rausch zurück und erzählt weiter: 
    „Aber auch bei der Mumifizierung und selbst in Arzneimitteln fanden sie Verwendung. Manche kauten sogar kleine Myrrhekügelchen zur Linderung des Mundgeruches. In unserem Land gab es kaum Bäume und nur sehr, sehr wenige Weihrauchsorten. Daher gehörte es zum Auftrag des Choi-Nehesj , aus Punt nicht nur Harze, sondern auch Bäume mit Wurzeln mitzubringen, die dann in den Tempelanlagen des Amun eingepflanzt werden konnten. Rechts und links vor der ersten Rampe zur mittleren Terrasse meines Totentempels in Deir el-Bahari und um die Wasserbecken herum wurden Reihen von Weihrauchbäumen gepflanzt. Wundervolle Myrrhebäumchen wurden in den Tempel getragen und gepflanzt, für Ma’at in Amuns Tempel.
    Ich erzähle gern von diesen wunderschönen Wandmalereien und Reliefarbeiten, die meinen Tempel schmückten. Die Darstellungen der Reise habe ich in verschiedene Abschnitte einteilen lassen. Sie beginnen mit der Beschreibung der Ankunft der Schiffe in Punt . Dann folgen:
    die Begrüßung der Expedition in Punt ; die Geschenke für den Herrn von Punt ; die Geschenke werden übergeben; das Beladen der Schiffe mit den wertvollen neuen Waren, hauptsächlich mit den

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