Das Vermaechtnis
Diese schöne Terrassenanlage mit so viel Grün und bunt blühenden Blumen und Teichen mit Lotusblüten. Überall, wohin man schaute Dattelpalmen, dem heiligen Baum des Sonnengottes Re , Sykomoren, Tamarisken, Feigenbäume und Weinreben. Und zum Fluss hin Papyrusgräser und Binsen.
Einzig allein für mich hattest du diesen Tempel Djeser djeseru errichten lassen. Djeser djeseru oder auch Heiligtum der Heiligtümer , noch genauer Der große Tempel von Millionen Jahren, der Tempel des Amun von Djeser djeseru an seiner trefflichen Stätte des ersten Males, wie wir es zu sagen pflegten. Die Art der terrassenförmigen Anlage, vollständig aus Kalkstein errichtet, großzügig zum Tempel aufsteigend, erinnert tatsächlich an eine Urhügelstätte und vereint in eleganter und erhabener Weise den Götterkult, den Königskult und den Totenkult.
Allein mit diesem Bauwerk demonstriertest du mir deine aufrichtige Liebe, weihtest den Tempel allein auf mich. Doch sehr gefreut habe ich mich auch, dass du die beiden Kapellen für Hathor und Anubis in die Tempelanlage integriert hast. Wer so viel Liebe erhält, dem fällt es leicht zu teilen, auch ein Gott.
Nur ein Mal gelang es mir nicht…
Weißt du eigentlich, dass Ushlaran-Senenmut seine Grabanlage neben deinen und meinem Tempel baute mit einem langen Gang, der bis unter deinen Tempel führte? Er hatte so viele Titel von dir erhalten, bis hin zum absoluten Vermögensverwalter, das war schon mehr als üblich. Doch dieses Vorgehen, der dreiste Bau seiner Grabkammer fast neben deiner, hat doch einige empört. Es war doch kein Wunder, dass dieses zu forsche Vorgehen zu den Ausmeißelungen führte. Sie waren neidisch auf deine Gunst, in der er stand. Aber dieses Bauwerk, dein Tempel Djeser djeseru verzeiht fast alles. So sind wir Götter, wie die Menschen, auch leicht zu beeindrucken und zu besänftigen, erst einmal…“
„Dann hat dich sicher auch mein Obelisk in Karnak beeindruckt, der höchste zu seiner Zeit, mit einer vergoldeten Spitze, die bei Sonnenaufgang als erstes erstrahlte…“, fügt Gimra-Hatschepsut hinzu, um das Thema von Ushlaran-Senenmut wegzuführen.
„Oh ja!“ Amun kommt wieder ins Schwärmen. „Ein wunderschöner Obelisk, voller Liebe und Eleganz von einer großen Königin, einmalig schön, wahrhaftig…“
„Es ist schön, dies aus deinem himmlischen Mund zu hören, auch nach solch langer Zeit! Interessant ist dann noch meine erfolgreiche Expedition nach Punt im Jahr neun, ich meine, die Expedition, die ich veranlasste, ich meine natürlich, zu welcher du, großer Amun , mir den Auftrag gegeben hattest, indem du das Land für mich öffnetest. Die Reise war mehr als erfolgreich. Durch deinen Segen und damit den Segen aller Götter ganz und gar im Einklang mit Ma’at .“
„Ja“, stimmt Ma’at zu, „das war es tatsächlich – alles stimmte, der Zeitpunkt, der Aufwand, das Unternehmen selbst, der Erfolg, der Frieden – alles, dank deiner tiefen Gewissheit, dass diese Expedition dem Wohle aller, den Göttern und den Menschen, dienen würde.“
„Danke Ma’at “, sagt Gimra-Hatschepsut lächelnd zu Ma’at . „Wie schön sahen sie aus, die wundervollen Weihrauchbäume, die danach den Prozessionsweg zu meinem Tempel schmückten. Diese Expedition, auf die ich meinen Gesandten und Schatzmeister Choi-Nehesj schickte.
Hier muss ich einmal kurz bemerken, wie überaus fähig dieser Mann war. Er hat das, an das ich glaubte, wahr gemacht, hat nicht einen Atemzug gezögert, trotz der großen Anstrengungen und trotz seines unerklärlichen Hautleidens, das ihn seit seiner Geburt plagte. Allein das Schiff zu teilen, bei sengender Hitze zu transportieren und wieder zusammenzubauen, um dann in ein ungewisses Land zu reisen, welch eine Leistung! Ich verdanke ihm, natürlich neben dir, großer Amun , meinen damaligen Erfolg. Deswegen hatten wir uns für kleinere Schiffe entschieden, nicht für eines der großen Kampfschiffe, die fast eintausend Mann sowie 200 Pferde und Kampfwagen transportieren konnten. Die Schiffe mussten so groß sein, dass sie gerade noch zerlegt werden konnten und für einen Transport geeignet waren. So war es richtig.
Die ganze Expedition nach Punt ließ ich in meinem Totentempel in Deir el-Bahari dokumentieren. Ich habe es dort dir zu Ehren schreiben und malen lassen. Wände und Säulen wurden gestaltet und geschmückt mit den neuartigen Pflanzen und Tieren, aber auch den anderen Menschen und Behausungen, wie sie von den Reisenden
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