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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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qualvoll helle Tiefe riss.

    Die Dunkelheit umhüllte mich wie eine tröstliche Decke. Die Kühle der Nacht löschte das helle Glühen meiner Glieder, und die feuchte Luft kühlte bei jedem rettenden Atemzug meine von Licht verbrannte Lunge. Ich zitterte. Was hatte ich getan? Hatte ich mich tatsächlich erneut durch die Zeit bewegt? Ehe dieser Gedanke mich in Panik versetzen konnte, drängte ich ihn aus meinem Bewusstsein und beschränkte mich auf Notwendiges, wie zu atmen und die drohende Ohnmacht niederzuringen.
    Ich öffnete unter Schmerzen meine Lider einen winzigen Spalt, was mich alle Kraft kostete, und versuchte, der Finsternis vertraute Schemen abzuringen. Ich fühlte mich, als wäre ich in einem Fahrstuhl in die Tiefe gestürzt. Als hätte sich berstender Stahl durch meine Knochen gebohrt und der Aufprall jedes meiner Organe zerrissen.
    Mein nächster Atemzug war geprägt von Dankbarkeit. Die reine Freude, noch am Leben zu sein, sandte eine Welle an Endorphinen durch meine Blutbahn und half mir weiterzumachen. Schwerfällig kam ich auf alle viere hoch. Das nasse Gras und die spitzen Steine unter meinen Händen erdeten mich, und der Schrecken verblasste etwas. Außerdem gewöhnte ich mich allmählich an die Dunkelheit.
    „Alles wird gut …“, versuchte ich, mich selbst zu beruhigen … oder zu belügen.
    Alles wird gut? – Was für ein Bockmist! Ich war erneut durch die Zeit gegangen und wusste nicht … wo ich war. … Wann ich war.
    Beim letzten Mal, als ich das erlebt hatte, waren schreckliche Dinge passiert und die Gefahr mein ständiger Begleiter gewesen. Wie sollte ich das ein weiteres Mal überstehen? Einzig dieser Eintrag im Kirchenregister hielt meine Hoffnung aufrecht und rechtfertigte meinem Optimismus. Ich würde zumindest heute nicht sterben – und damit war vorerst alles gut.
    Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und sank ins nasse Gras. Die Zeitreise hatte mir jegliche Kraft geraubt, und bleierne Müdigkeit überdeckte selbst meine Furcht vor dieser unlösbaren Aufgabe. Der Mond zog träge seine Bahn, der Wind der Highlands trug sein uraltes Lied zu mir herab, und es war eines gewiss: Am Fuß der Five Sisters of Kintail gab es Hoffnung für eine Liebe, stärker als Zeit und Raum.
    Ich dachte an Alasdairs Worte. War ich wirklich die Fackel, die das Blatt der Geschichte verbrennen konnte, um ein neues zu beschreiben? Hatte mich die Reise durch den Stein wieder ins Jahr 1740 geführt, oder in eine Zeit nach dem Fluch, wie der Nordmann – und auch ich – vermutet hatte? Und konnte ich die Kraft aufbringen, mich erneut dieser Aufgabe zu stellen?
    In der Dunkelheit wanderte mein Blick zu dem Gedenkstein der Schwestern. Lange betrachtete ich ihn, ehe der gleichmäßige Atem der Berge mich ins Reich der Träume entführte.

Kapitel 7
     
    Am Ufer des Loch Duich, September 1741
    Wieder erwachte ich im Nebel, der so dicht war, dass man fast die Hand nicht vor Augen sah. Gespenstisch waberte er über das Ufer des Lochs und verbarg die fünf Gipfel darin. Jeder Vogelschrei, jede gegen das Ufer schwappende Welle klang, als stecke Watte in meinem Ohr. Der Ginster, der mich umgab, wirkte in dieser undurchsichtigen Welt wie gebückte Gestalten, und mir war kalt. Die Feuchtigkeit des Bodens drang mir durch die Kleider, und der kalte Morgentau durchweichte meine Schuhe.
    „Das ist nur Nebel. Nur Nebel …“, verfiel ich in meine Angewohnheit, zur Beruhigung mit mir selbst zu sprechen. Ich erinnerte mich zu gut an die Panik, die ich gefühlt hatte, als ich zuletzt in so einer undurchdringlichen Suppe erwachte. Wie damals durfte ich mich auch jetzt nicht von meiner Angst lähmen lassen. Ich musste einen kühlen Kopf bewahren.
    Der im wabernden Dunst fast unsichtbare Gedenkstein kam mir bedrohlicher vor als meine eigentliche Situation. Die Magie, die ihm innewohnte, ließ mich die Schrecken der Zeitreise noch immer fühlen. Ein Hauch davon elektrisierte die Luft.
    Ich trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, denn allein der Gedanke, mich ein weiteres Mal von dieser alles zerstörenden Helligkeit in Stücke reißen zu lassen, war unvorstellbar. Es fiel mir ja schon schwer, nur darüber nachzudenken. Es war, als wären meine Eingeweide zu einem einzigen festen Knoten verschlungen, der sich noch fester zuzog, nur weil meine Gedanken in diese Richtung gingen. Ich spürte beinahe die dunklen Schatten, die sich unter meine Augen gegraben hatten, und die ängstliche Blässe meiner Haut.
    Scheiße! Mich

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