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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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meinem Schicksal zu stellen, hing mir so langsam richtig zum Hals raus!
    In meiner Zeit wartete der zu allem bereite Alasdair, ein Feind, der nicht zögerte, Leben auszulöschen – und hier … nun, hier wartete er vermutlich ebenfalls irgendwo! Ich griff in meine Hosentasche und zog den Anhänger heraus, den er mir für Nathaira gegeben hatte. Er glaubte allen Ernstes, ich könnte die Geschichte verändern. Noch einmal fiel mein Blick auf den Gedenkstein.
    Würde ich tatsächlich alles wieder geradebiegen können, zum Positiven ändern können, so, wie ich es mir erhofft hatte? So, wie Alasdair es sich vorstellte?
    Könnte mir Payton vergeben, wenn ich tatsächlich sein ansonsten zweihundertsiebzig Jahre währendes Leid verkürzen würde, ihn damit aber in der Gegenwart quasi auslöschen müsste?
    Verlass mich nicht, denn ich sterbe lieber, als ohne dich zu sein , hatte er mir in seinem Brief geschrieben. Aber hatte das auch jetzt noch Bestand, wo seine Zweifel an meiner Liebe wuchsen?
    Mit jeder Sekunde, in der mir diese Fragen durch den Kopf gingen, verstärkte sich meine Angst.
    Ich suchte im undurchdringlichen Nebel etwas, woran mein Blick haften konnte, um das Gefühl loszuwerden, hilflos darin zu treiben. Der Hochlandnebel schien oft, als habe er Augen, als lauschten Feen oder uralte Geister selbst den geheimsten Gedanken.
    Ich wollte nur noch weg von hier, endlich zu Payton finden. Ich fasste mir an den Ohrring und rieb über die Perlen. Der Gedanke an meine Mum schmerzte. Bedeutete hier zu sein, meine Eltern nie wiederzusehen? Konnte und würde ich in meine Zeit zurückkehren, in eine Zeit, in der es wohl keinen Payton mehr geben würde, wenn der Fluch früher als bisher gebrochen wurde?
    Die Reise durch die Zeit wurde von Mal zu Mal schwieriger, und ich glaubte nicht, dass ich es überleben würde, diesen Weg noch sehr viel öfter zu gehen. Wie lange mochte ich diesmal geschlafen haben, um mich davon zu erholen? Eine Nacht schien mir meinem drängenden Hungergefühl nach eher nicht auszureichen. Zwei Nächte?
    Mein Blick wanderte zu der verfallenen Kate. Schon einmal hatte ich hier nach Nahrung gesucht und nichts gefunden, außer einer ordentlichen Portion Ärger. Beinahe glaubte ich das Bellen von Ross‘ Hunden zu vernehmen, aber es war nur meine Fantasie, die meine Erinnerungen mit dem Heute vermischte.
    Aber wann genau war Heute ? Wie komisch sich das anfühlte, nicht zu wissen, ob ich in 1740 oder 1741 gelandet war. Unweigerlich musste ich an diesen Eintrag im Kirchenregister von Aviemore denken.
    Samantha Cameron und Payton McLean von Burragh
    Eheschließung am 21. Oktober 1741
    Egal, wie viel Zeit mir bis zu diesem niedergeschriebenen Ereignis noch bleiben mochte, ich sollte mich wohl besser auf den Weg machen, meinen zukünftigen Ehemann zu finden.
    Nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, war mir leichter ums Herz, aber ich war noch nicht in der Lage, mich dem wirklich zu stellen. Um klarer denken zu können, zog ich meine Schuhe aus, und kühlte meine Füße im erfrischenden Wasser des Loch Duich.
    Die ersten Sonnenstrahlen hatten den dichten Morgennebel vertrieben und versprachen einen angenehmen Herbsttag. Obwohl ich Angst davor hatte, dass nun nichts mehr so sein würde wie bisher, fühlte es sich an, als wäre eine tonnenschwere Last von mir abgefallen. Ich musste mich regelrecht zusammenreißen, nicht eine Melodie zu summen, denn ich wollte keine dahergelaufenen Wegelagerer auf mich aufmerksam machen.
    Ich hätte nie für möglich gehalten, noch einmal in die Vergangenheit zu reisen, vielleicht Vanoras Fluch zu verhindern oder erneut – früher – zu brechen. Abgesehen davon, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wie ich das tun sollte.
    Wieder war ich ganz auf mich allein gestellt, hatte kein GPS, keine „Mittelalter für Anfänger-App“, und das Schlimmste von allem war, dass ich fürchtete, den Highlander meines Herzens schon wieder dazu bringen zu müssen, sich in mich zu verlieben! Himmel, von Liebe auf den ersten Blick konnte man bei uns wirklich nicht mehr sprechen! Ich lachte, und es fühlte sich zum ersten Mal seit Wochen so an, als käme es von Herzen.
    Mit einem letzten Blick auf das Wasser und die Berge dahinter erhob ich mich. Meine Füße kribbelten vor Kälte, aber mein Geist war wie neugeboren. Ich hatte mehrere Stunden meine Entscheidung überdacht, versucht, alles gegeneinander abzuwägen, und überlegt, ob ich durch ein neuerliches Eingreifen auch meine eigene

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