Das Vermaechtnis
mich verändert.“
Alasdair hob kurz seinen Blick in den Himmel, ehe er weitersprach. „Ich irrte, als ich annahm, ein Leben ohne sie wäre weniger schmerzhaft. In Wahrheit hat mich nur der Fluch dies glauben lassen. Ich liebe sie noch immer. Für sie zu töten, würde ich ebenso lieben.“
Ich hörte ihm kaum zu.
1741, die Ohrringe, der Gedenkstein, mein Dolch …
Warum bekam ich nur meine Gedanken nicht zu fassen? Es gab eine Chance auf Rettung, es musste eine geben!
„Ich verstehe dich“, versuchte ich, zu ihm durchzudringen. „Wer wäre nicht bereit, um der Liebe willen alles zu tun? Ich selbst …“
Der Stein, der Dolch, Blut …
„Halt die Klappe! Du weißt nichts! Ich bin bereit, für Nathaira alles zu tun … aber ich will die Liebe erleben ! Und du wirst mir helfen, oder keiner von uns wird diesen Friedhof lebend verlassen. Nathaira hat immer gewusst, dass ich sie in all der Zeit geliebt habe. Die Runen haben mir gezeigt, dass ich die Würfel zu meinem Glück in der Hand halte.“
Alasdair lachte. „Weißt du, dass ein altes Sprichwort sagt, ein Würfel, der nicht geworfen wird, sei nur ein Stein mit Punkten? Erst, wenn man ihn wirft, erlaubt man dem Schicksal, seinen Fall zu lenken. Ich werde um mein Schicksal würfeln! Du tust also, was ich von dir verlange, oder …“
„Sie ist tot!“, stellte ich ein letztes Mal klar – für den Fall, dass er das vergessen haben sollte, aber er nickte.
„ Heute ist sie tot“, stimmte er mir zu. „Aber ich habe gehört, du kannst durch die Zeit gehen.“
Ich schluckte. Da war er – der Ausweg.
„Du wirst zurückgehen und Vanoras Fluch verhindern, damit Nathaira und ich endlich vereint sein können“, verlangte er mit Nachdruck, als er mir sein Schwert auf die Brust setzte.
„Das kann ich nicht. Ich hab keine Ahnung, wie dieses … Zeitreiseding funktioniert, aber irgendwie laufen die beiden Zeitstrahlen parallel. Wenn ich heute in die Vergangenheit ginge, würde ich … vermutlich fast … ein Jahr zu spät kommen. Ich hab schon einmal versucht, den Fluch zu verhindern, aber alles, was ich tat – oder nicht tat, führte doch erst zu … alledem.“
Alasdair unterbrach mich. Der Hüne schüttelte gleichgültig den Kopf. Er zuckte die Schultern, als wäre das nicht sein Problem.
„Dann wirst du den Fluch eben wieder brechen, oder ich töte deinen geliebten Payton. Es wäre doch schade, wenn alles umsonst gewesen sein sollte.“
„Nathaira musste sterben, um dem ein Ende zu setzen – also, was genau willst du von mir? Soll ich dafür sorgen, dass sie früher stirbt?“
Er stieß mich zu Boden und lachte so laut, dass eine Krähe aus dem Baumwipfel aufstob und mit dem nächtlichen Himmel verschmolz.
„Glaubst du wirklich, du hättest die Macht dazu?“
Er schien die Vorstellung sehr erheiternd zu finden, denn er senkte sogar sein Schwert. „Du bist eine Närrin, aber – und das muss ich dir zugestehen –, du hast Mut. Wäre das nicht der Fall, fände diese Unterhaltung nicht statt, sondern wir lägen bereits im Tode vereint hier auf dem Feld.“
„Was zur Hölle willst du?“, fragte ich, und es war mir egal, dass er meine Tränen sah.
Seine Schwertspitze bohrte sich mir in die Brust.
„Du wirst mir helfen. Du wirst mein Imbolc sein, mein Neubeginn, meine Fackel – mein Ken.“
Ich verstand nur Bahnhof, aber Alasdair schien ohnehin mehr zu sich selbst zu sprechen.
„Ich lasse dir die Wahl: Bring in Ordnung, was du angerichtet hast. Vereine uns, schenke uns das Glück, welches Nathaira mir gezeigt hat …“
Er drückte die Klinge in mein Fleisch, und ich zuckte unter dem Schmerz zurück. „… oder ich beende meine Einsamkeit hier – und nehme dich mit.“
„Glaub mir, Alasdair – ich bedauere mehr als jeder andere, was euch vor zweihundertsiebzig Jahren widerfahren ist. Ich wünschte, es gäbe einen Weg, das alles ungeschehen zu machen … auch für mich selbst.“
„Du bist die Fackel, die das Blatt des Schicksals verbrennen wird. Du wirst verbrennen, was geschrieben ist, und diese Zukunft …“, er deutete auf den Friedhof, „… verhindern. Wenn du es nicht tust, werde ich dich und alle, die dir nahestehen, töten. Und es wird mir Frieden schenken, es zu tun, Samantha, glaube mir.“
Ich glaubte ihm. Wenn ich eines über Alasdair Buchanan wusste, dann, dass er ein Mann war, der keine Scherze machte. Was bedeutete das für mich? War seine brutale Drohung der Anstoß, den ich brauchte, um zu tun, was er
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