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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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zu hören. Ich würde jetzt liebend gern einen Dieb verprügeln, der versucht, mir den Geldbeutel zu stehlen, dachte er grimmig und hoffte beinahe, dass es der Zufall so wollte. Zornig hieb er die Faust so fest gegen die nächstbeste Hauswand, dass ihm die Knöchel aufplatzten.
    Derartigen Dingen könnte ich ein Ende machen, wenn ich gegen das Imperium kämpfen würde. Mit Saphira zusammen könnte ich die Sklaven befreien. Schließlich wurden mir besondere Fähigkeiten geschenkt, und es wäre egoistisch, sie nicht zum Wohle anderer einzusetzen. Wenn ich dazu nicht bereit bin, dürfte ich mich nicht Drachenreiter nennen.
    Es dauerte eine Weile, bis er überrascht merkte, dass er vor der Kathedrale stand. Ihre mächtigen Türme waren mit Statuen, Schnörkeln und Symbolen verziert. An den Dachvorsprüngen klebten gewundene Regenrinnen. Fabeltiere zierten das Gemäuer, an dessen Fundament in kaltem Marmor eingefrorene Helden und Könige entlangmarschierten. Rippengewölbe und hohe Buntglasfenster schmückten die Seiten der Kathedrale, zusammen mit Säulen in verschiedenen Größen. Ein einsamer Mauerturm ragte wie ein Schiffsmast aus dem Dach empor.
    An der im Schatten liegenden Vorderfront der Kathedrale befand sich ein eisernes Portal, das mit einer silbernen Schrifttafel beschlagen war. Eragon erkannte die Worte der alten Sprache. Er übersetzte, so gut es ging: Wer hier eintritt, möge begreifen, dass alles vergänglich ist, und möge die Fesseln der Lust und des Leibes abwerfen.
    Der gewaltige Bau jagte Eragon einen Schauer über den Rücken. Er strahlte etwas Unheilvolles aus, so als lauere im Innern ein Raubtier auf sein nächstes Opfer.
    Breite Stufen führten zum Eingang der Kathedrale empor. Eragon blieb beklommen vor dem Portal stehen. Ob ich wohl hinein-gehen darf? Beinahe schuldbewusst drückte er gegen die Tür. Sie schwang überraschend leicht auf und er trat ein.
    Die Stille einer vergessenen Gruft erfüllte den menschenleeren Bau. Die Luft war kühl und trocken. Kahle Wände reichten bis zur gewölbten Decke empor, die so hoch war, dass Eragon sich so winzig wie eine Ameise vorkam. In den Mauern befanden sich bunte Bleiglasfenster mit Darstellungen von Wut, Hass und Blutdurst. Das einfallende Licht überzog Teile der steinernen Kirchenbänke mit durchscheinenden Farbflecken, während der Rest der Kathedrale im Dunkeln lag. Eragons Hände schimmerten bläulich.
    Zwischen den bunten Fenstern standen Statuen mit starren, blassen Augen. Er betrachtete eine Weile ihre ernsten Blicke und ging dann langsam das Mittelschiff entlang. Seine Schritte hallten laut durch den Innenraum.
    Der Altar bestand aus einer riesigen Steinplatte ohne jede Verzierung. Ein schmaler Lichtstreifen fiel darauf und beleuchtete den in der Luft schwebenden Staub. Hinter dem Altar bohrten sich die Pfeifen einer Windorgel durch die Decke und öffneten sich den Elementen. Das Instrument erklang nur, wenn ein Sturm über Dras-Leona hinwegfegte.
    Aus Respekt kniete Eragon vor dem Altar nieder und senkte das Haupt. Er betete nicht, erwies aber der Kathedrale selbst seine Ehrerbietung. Der Kummer all der Menschen, die hier gesessen hatten, umgeben von kühlem, unangenehmem Prunk, strömte ihm aus dem Stein entgegen. Es war ein kalter, abschreckender Ort und doch verspürte Eragon hier einen Hauch der Ewigkeit und der ihr innewohnenden Mächte.
    Schließlich erhob er sich wieder. Ruhig und ernst murmelte er einige Worte in der alten Sprache, dann wandte er sich um und wollte gehen. Er erstarrte. Sein Herz machte einen Satz und schlug ihm plötzlich bis zum Hals.
    Am Eingang der Kathedrale standen zwei Ra’zac und beobachteten ihn. Sie hatten die Schwerter gezückt, und die scharfen Schneiden leuchteten im roten Licht, als wären sie blutig. Der kleinere von ihnen stieß einen Zischlaut aus. Keiner der beiden bewegte sich.
    Zorn stieg in Eragon auf. Er hatte die Ra’zac inzwischen so viele Wochen lang verfolgt, dass er den Schmerz über ihre mörderische Tat schon fast vergessen hatte. Nun kam die Erinnerung mit einem Schlag zurück, und der Zorn brach aus ihm hervor wie Lava aus einem Vulkan, zusätzlich angefacht von der unterdrückten Wut über den Sklavenhandel. Ein markerschütternder Schrei entfuhr seiner Kehle, donnernd wie ein Gewittersturm, während er nach dem Bogen auf seinem Rücken griff. Geschickt legte er einen Pfeil an und schoss ihn ab. Zwei weitere folgten gleich darauf.
    Die Ra’zac wichen den Pfeilen mit übermenschlicher

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