Das Vermaechtnis der Drachenreiter
unmöglich. Was auch geschieht, bleib immer dicht bei mir.« Ein Ruck durchfuhr Eragon, als am einen Ende der Straße Soldaten aufmarschierten.
Brom fluchte, peitschte mit den Zügeln auf Schneefeuer ein und galoppierte davon. Dicht über Cadoc gebeugt, folgte ihm Eragon. Während des wilden, riskanten Ritts durch die Menschenmassen, die die Straßen auf dem Weg zur Stadtmauer verstopften, wären sie mehrere Male beinahe gestürzt. Als schließlich die Tore in Sicht kamen, zog Eragon entgeistert die Zügel an. Die Tore waren schon halb geschlossen und eine Doppelreihe von Lanzenträgern versperrte den Weg.
»Die werden uns aufspießen!«, rief Eragon.
»Wir müssen eben an ihnen vorbeikommen«, sagte Brom mit unerbittlicher Stimme. »Ich kümmere mich um die Männer, aber du musst die Tore offen halten.« Eragon nickte, biss die Zähne zusammen und gab Cadoc die Sporen.
Sie ritten auf die Soldaten zu, die ihre Lanzen nun auf Brusthöhe der Pferde senkten. Obwohl die Tiere vor Angst schnaubten, trieben Eragon und Brom sie weiter. Eragon hörte die Rufe der Soldaten, konzentrierte sich aber voll auf die sich langsam schließenden Tore.
Als sie sich den scharfen Lanzenspitzen näherten, hob Brom die Hand und sagte etwas. Die Worte schlugen zielsicher ein, und die Soldaten kippten nach beiden Seiten um, als hätte man ihnen die Beine weggezogen. Die Öffnung zwischen den Toren wurde mit jeder Sekunde schmaler. In der Hoffnung, sich nicht zu übernehmen, beschwor Eragon seine magischen Kräfte und rief: »Du Grind huildr!«
Mit einem tiefen knirschenden Geräusch standen die Tore zitternd still. Die Menschenmenge und die Soldaten verstummten und glotzten verblüfft. Mit donnernden Hufen preschten Brom und Eragon aus der Stadt hinaus. Sobald sie in Sicherheit waren, ließ Eragon die Tore wieder los. Sie erzitterten, dann schlossen sie sich mit einem Knall.
Wie erwartet überkam ihn Erschöpfung. Er schwankte im Sattel hin und her, konnte aber weiterreiten. Brom behielt ihn besorgt im Auge. Ihre Flucht setzte sich durch die Außenbezirke von Dras-Leona fort, während auf der Stadtmauer die Trompeter Alarm bliesen. Saphira erwartete sie am Stadtrand, hinter Bäumen versteckt. Ihre Augen brannten; ihr Schwanz peitschte hin und her. »Du reitest sie«, sagte Brom. »Und diesmal bleibst du in der Luft, ganz gleich was mir widerfährt. Ich reite nach Süden. Bleib in der Nähe. Es ist egal, ob man Saphira sieht.« Eragon kletterte eilig auf Saphiras Rücken. Als der Boden unter ihnen wegsank, sah er, wie Brom davongaloppierte.
Bist du wohlauf?, fragte Saphira.
Ja, sagte Eragon. Aber nur, weil wir großes Glück hatten.
Eine Rauchwolke stieg aus ihren Nasenlöchern. Jetzt war die ganze lange Suche nach den Ra’zac umsonst.
Ich weiß, meinte er und schmiegte den Kopf an ihren Hals. Hätten die Ra’zac sich mir allein gestellt, wäre ich geblieben und hätte gekämpft, aber gegen die vielen Soldaten konnte ich nichts ausrichten.
Dir ist hoffentlich klar, dass wir jetzt in aller Munde sind. Das war nicht gerade eine unauffällige Flucht. Dem Zugriff des Königs zu entgehen, wird schwieriger denn je. In ihrer Stimme lag ein harter Klang, den er nicht kannte.
Ich weiß.
Sie flogen tief und schnell über die Straße hinweg. Der Leona-See verschwand hinter ihnen. Die Landschaft wurde trocken und felsig und war voller harter, dorniger Büsche und hoher Kakteen. Wolken verdunkelten den Himmel. In der Ferne flammten Blitze auf. Als der Wind zu heulen begann, glitt Saphira zu Brom hinab. Er hielt die Pferde an und fragte: »Was ist los?«
»Der Wind ist zu stark.«
»So schlimm ist es doch gar nicht.«
»Dort oben schon«, sagte Eragon mit Blick zum Himmel.
Fluchend gab Brom ihm Cadocs Zügel. Sie ritten weiter, und Saphira folgte ihnen zu Fuß, obwohl es ihr auf dem Boden schwer fiel, mit den Pferden Schritt zu halten.
Der Wind wurde stärker, wirbelte Staub auf und toste schließlich als Sturm über sie hinweg. Sie wickelten sich Schals um die Köpfe, um die Augen zu schützen. Broms Gewand flatterte im Wind und sein Bart wehte herum wie ein lebendiges Wesen. Eragon hoffte auf Regen. Dann wäre ihr Ritt zwar zur Qual geworden, gleichzeitig hätte ein kräftiger Guss aber auch ihre Spuren verwischt.
Wenig später zwang die Dunkelheit sie zum Anhalten. Nur von den Sternen geleitet, verließen sie die Straße und schlugen hinter zwei großen Felsen ihr Lager auf. Da ein Feuer zu gefährlich gewesen wäre, aßen sie
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